Umweltfreundlicher heizen, klimaschonender arbeiten, alte Gebäude auf neue Standards bringen. Für all das braucht es Geld.

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Und plötzlich arbeiten viele zu Hause. Dass Homeoffice im Großen und Ganzen für viele Unternehmen und Beschäftigte funktionieren kann, auch wenn es für eine dauerhafte Etablierung noch einiger neuer Regeln bedarf, dürfte eine Erfahrung aus der Corona-Krise sein, die sich nachhaltig im Arbeitsleben auswirken wird.

Es muss ja nicht immer der Arbeitsplatz am Küchentisch sein. Innovative Coworking-Spaces einzurichten wäre doch auch für so manche heimische Gemeinden eine gute Idee, schlägt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler vor. Oder kluge Carsharing-Projekte, wie andere Kommunen sie schon erfolgreich praktizieren. Oder neue Radwege oder eine neue umweltfreundlichere Heizung in Kindergarten und Schule.

Gemeindemilliarde

Den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen aller heimischer Gemeinden wird demnächst ein Brieflein der grünen Ministerin ins Haus flattern, mit der Einladung, sich die Fördergelder des in der Corona-Krise aufgelegten Gemeindeinvestitionsprogrammes abzuholen.

Bisher wurden laut Gemeindebundpräsident Alfred Riedl (ÖVP) 330 Förderanträge gestellt. Gemeinsam mit Gewessler warb er am Freitag bei den Gemeindeoberhäuptern darum, den eine Milliarde Euro schweren Fördertopf tunlichst auszuschöpfen. 200 Millionen, also ein Fünftel davon, haben ein grünes Mascherl und sollen in klimarelevante Projekte fließen.

"Auf dem Weg zur Klimaneutralität werden Gemeinden immer wichtiger", sagt Gewessler. Wohl auch vor dem Hintergrund, dass Österreich seine Ziele in Sachen Klimaschutz in den letzten Jahren der brummenden Wirtschaft deutlich verfehlte, soll jetzt endlich etwas weitergehen. Investitionen in Windkraft- und Photovoltaikanlagen, in die Sanierung von Gemeindegebäuden nach "höchsten KlimaschutzStandards", neue umweltfreundlichere Straßenbeleuchtung, Gewessler und Riedl haben jede Menge Vorschläge, womit einerseits Klimaimpulse ausgelöst und gleichzeitig die lokale Wirtschaft gestützt werden könne: "Die Baufirma aus der Region baut den Radweg, die Elektrikerin aus dem Dorf installiert die Photovoltaikanlage." Möglich sind aber auch Investitionen ohne Klimabezug, zum Beispiel in Kinderbetreuungsangebote.

Mehrfachförderung

Auch gegen potenzielle Skeptiker, vielleicht mit schlechten Erfahrungen in Sachen Krisenhilfe, hat man sich mit Argumenten gewappnet. Binnen drei bis vier Wochen fließe das Geld, so Riedl – und die Förderungen aus dem Gemeindemilliardentopf spießen sich nicht mit anderen Zuschüssen. Der Bund übernehme zwar nur die Hälfte der Projektkosten, anders als bei früheren Programmen seien aber "Mehrfachförderungen" möglich. "Es dürfte kein Cent in Wien liegen bleiben", zeigt sich Riedl überzeugt.

Bürgermeister Peter Fassl (ÖVP) ist extra aus dem burgenländischen Litzelsdorf angereist, um zu bestätigen, dass die Überlegungen Hand und Fuß hätten. Fassl will die Heizung in Volksschule und Kindergarten von Gas auf Fernwärme umstellen und eine E-Tankstelle installieren. Die Gemeinde könnte sich das nicht leisten. Am Ende sei es durch weitere Zuschüsse von Bund und Land gelungen, ein Investitionsvolumen von 250.000 Euro mit nur 55.000 Euro aus der Gemeindekasse zu finanzieren. (Regina Bruckner, 1.8.2020)