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Der Hafen von Beirut liegt nach der Explosion in Trümmern.

Foto: REUTERS/ALKIS KONSTANTINIDIS

Wien/Beirut – Nachdem die Bundesregierung vergangene Woche als Soforthilfe eine Million Euro zur Linderung der Explosions-Katastrophe im Libanon angekündigt hat, kündigt Österreich nun weitere 900.000 Euro Hilfe an. Das Geld soll für die Wiederherstellung der Wasserversorgung und Unterstützung im medizinischen Bereich, unter anderem Medikamente und Covid-19-Materialien, an sechs Spitäler in Beirut fließen.

"Die Katastrophe im Libanon hat fürchterliches Leid bei der Bevölkerung verursacht. Wir sehen es als unsere Verantwortung, rasch und gezielt zu helfen", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einer Stellungnahme gegenüber der APA. "Deshalb haben wir uns entschieden, weitere 900.000 Euro als Soforthilfe über die Austrian Development Agency zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sind weitere gezielte Hilfen in Planung."

Bisher 1,9 Millionen Euro aus Österreich

Die gesamt 1,9 Millionen Euro Soforthilfe sollen damit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), dem Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) und erfahrenen österreichischen Hilfsorganisationen, die bereits mit Hilfe vor Ort begonnen haben, für die Versorgung und Unterbringung der tausenden Verletzten und obdachlos gewordenen Bewohner Beiruts sowie deren medizinischer Versorgung eingesetzt werden.

Dies soll aber nicht die einzige Hilfe der Bundesregierung bleiben, kündigt Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) an: "Zwei weitere Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds für den Libanon und Jordanien sind in Planung um laufende Projekte von Österreichischen NGOs in der Flüchtlingsbetreuung in den beiden Ländern zu verlängern." Auch diese Hilfe solle "schnellstmöglich auf den Weg" gebracht werden.

UNO: 300.000 Libanese auf humanitäre Hilfe angewiesen

Österreich hat in den vergangenen Jahren insgesamt mehr als 150 Millionen Euro für Hilfe in der Region ausgegeben, 10 Millionen Euro allein für den Libanon. Das Land, das mehr als eine Millionen syrische Flüchtlinge beherbergt, ist vor eineinhalb Wochen von einer verheerenden Explosion getroffen worden. Viele Menschen verloren Wohnung und Arbeitsplatz. Nach UNO-Schätzung sind 300.000 Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. 100.000 Beiruter seien arbeitslos geworden. Die Vereinten Nationen fordern 565 Millionen Dollar (478 Millionen Euro) an Hilfen, um den Libanon beim Übergang von lebensrettenden Sofortmaßnahmen zum Wiederaufbau zu unterstützen. Die UNO-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Libanon, Najat Rochdi bat die internationale Gemeinschaft dringend darum, den Hilfsaufruf für den Libanon zu unterstützen und damit die "unglaubliche Großzügigkeit" des Landes gegenüber syrischen und palästinensischen Flüchtlingen zu erwidern.

Am 4. August waren 3.000 Tonnen giftiger Chemikalien in einer Lagerhalle im Hafen von Beirut explodiert. Mindestens 171 Menschen kamen uns Leben, mehr als 6.000 wurden verletzt. Die Ermittlungen zur Ursache laufen noch. Offenbar wurden die Chemikalien aber nicht ausreichend geschützt gelagert.

Die US-Bundespolizei FBI wird sich unterdessen an den Ermittlungen zu der schweren Explosion beteiligen. Dieser Schritt erfolge auf Wunsch der libanesischen Regierung, teilte das FBI mit. (APA, 15.8.2020)