Der neutrale Fußballfan hatte sich am Sonntagabend in Lissabon ein Spektakel erwartet, Bayern München und Paris Saint-Germain machten sich im leeren Estádio da Luz (Corona!) die Champions League aus. Und weil es im Fußball kaum Zufälle gibt und die Deutschen oft gewinnen, holten die Bayern den Pokal. Sie siegten 1:0, das Tor köpfelte ausgerechnet ein Franzose, nämlich Kingsley Coman in der 59. Minute.

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Die Bayern wieder einmal am Ziel ihrer Träume. Kapitän und Tormann Manuel Neuer stemmt den Pokal, David Alaba (re) wird ihn etwas später ebenso in Händen halten.
Foto: Reuters/Manu Fernandez

Mittendrin, eigentlich hinten drin in der Abwehr, jubelte David Alaba. Für den 28-jährigen Wiener war es bereits der zweite Erfolg in der Champions League. Die Bayern triumphierten zum dritten Mal, dreimal hatten sie auch den Vorgängerbewerb Cup der Landesmeister geholt, also ist das halbe Dutzend voll. Und so nebenbei markierten sie einen Rekord, sie haben alle elf Partien gewonnen. Paris bleibt dafür blank, es war die erste Finalteilnahme.

Französischer Speed

Die Bayern nahmen im Vergleich zum Viertel- und Halbfinale eine Änderung vor, der 24-jährige Franzose Coman agierte anstelle von Ivan Perisic auf dem linken Flügel. "Wir spielen gegen Paris, das ist sein Heimatverein, wir hoffen, dass er da noch ein bisschen mehr motiviert ist. Und er hat die Qualität und den Speed, die Abwehr auszuhebeln", begründete Trainer Hansi Flick die Umstellung.

Alaba, kein Franzose, sondern von Geburt an Österreicher, spielte selbverständlich im Abwehrzentrum. Für den Österreicher war es das zweite Königsfinale, das erste hatte er 2013 in London 2:1 gegen Dortmund gewonnen. Thomas Tuchel, der Flick von PSG, konnte den zuletzt angeschlagenen Stammkeeper Keylor Navas ins Tor stellen, der Rest blieb.

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Das Goldtor besorgte Coman per Kopf.
Foto: AP/ David Ramos

Die Bayern starteten recht druckvoll, sie pressten, waren darauf aus, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Somit sollte verhindert werden, dass die famose Offensive der Pariser, bestehend aus Neymar, Kylian Mbappé und Angel di Maria, nicht oder nur selten ins Laufen kommt. Nach einer Viertelstunde wurde PSG aktiver, Mbappé fand zwei Halbchancen vor. Der gegenseitige Respekt konnte nicht verheimlicht werden.

18. Minute: Neymar scheitert an Goalie Manuel Neuer. 22. Minute: Bayerns Robert Lewandowski verpasst sein 16. Tor im laufenden Bewerb, er trifft die Stange. Im Gegenzug verzieht Di Maria nach einem brillant vorgetragenen Konter. 25. Minute: Alaba erhält einen neuen Partner in der Innenverteidigung, Niklas Süle ersetzt den verletzten Jerôme Boateng. 31. Minute: Navas pariert Lewandowskis Kopfball. 45. Minute: Grober Schnitzer von Alaba (sein erster), Mbappé ist zu überrascht.

Kaum Chancen

In der zweiten Halbzeit hielt man sich gegenseitig in Schach, das ganz große Feuerwerk blieb aus. Extreme Erwartungen wurden auch geschaffen, um nicht voll erfüllt zu werden. 59. Minute: Flanke Joshua Kimmich flankt, Coman köpfelt aus kurzer Distanz zum 1:0 ein. PSG schaffte es nicht, Kräfte freizusetzen, man war dem Ausgleich nie wirklich nahe. Und die Bayern jubelten verdientermaßen. David Alaba dürfte wohl in München bleiben. (hac, red, 23.8.2020)

Fußball-Champions-League, Finale:

Mbappe hätte PSG nach einem Patzer von Alaba in Führung bringen können.
Foto: AFP/ LLUIS GENE

Paris Saint-Germain – FC Bayern München 0:1 (0:0). Lissabon, Estadio da Luz, unter Ausschluss der Öffentlichkeit (wegen Coronavirus), SR Daniele Orsato (ITA)

Tor: 0:1 (59.) Coman

Paris: Navas – Kehrer, Thiago Silva, Kimpembe, Bernat (80. Kurzawa) – Herrera (72. Draxler), Marquinhos, Paredes (65. Verratti) – di Maria (80. Choupo-Moting), Mbappe, Neymar

Bayern: Neuer – Kimmich, Boateng (25. Süle), Alaba, Davies – Thiago (86. Tolisso), Goretzka – Gnabry (68. Coutinho), Müller, Coman (68. Perisic) – Lewandowski

Gelbe Karten: Paredes, Kurzawa, Thiago Silva, Neymar bzw. Süle, Gnabry, Davies, Müller