Die EZB pumpt viel Geld in die Banken, das kommt auch bei den Firmen an.

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Erst die Firmenpleiten, dann die Bankenkrise. Dieses Szenario malen angesichts der Coronabedingten Geschäftseinbußen nicht wenige Experten an die Wand. Dass es bisher nicht dazu kam, sagt wenig aus, denn vielen Betrieben wurde mit Kredit- und Steuerstundungen, Kurzarbeit und Zuschüssen über die Runden geholfen. Wenn die Subventionen schrittweise auslaufen, könnten sie von der Realität eingeholt werden, so eine verbreitete These.

Zu beobachten ist derzeit ein deutlicher Anstieg der Kredite. Für die Währungsunion hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag einen Anstieg der Ausleihungen an Firmen um sieben Prozent im Juli gemeldet. Das war der dritte Monat in Folge mit dem stärksten Zuwachs seit elf Jahren. Getrieben wird diese Entwicklung von der EZB, die Banken mit billigem Geld versorgt, die es dann an Betriebe weiterleiten.

Das gelingt nicht zuletzt wegen staatlicher Garantien, die den Geldinstituten das Risiko abnehmen. Kehrseite der Medaille: Die höhere Verschuldung könnte den Unternehmen Spielraum für Investitionen oder Innovationen nehmen. Andere Erfahrungen macht derzeit Franz Gasselsberger, Chef der Oberbank. "Die Zeit der Überbrückungskredite ist vorbei. Jetzt erfolgt die Rückkehr zu klassischen Investitionen."

Starker Zuwachs

Schon im ersten Halbjahr verzeichnete das Institut einen Anstieg der Investitionskredite um mehr als fünf Prozent. Seither sorge die von der Regierung beschlossene Investitionsprämie für Anreize. Dabei werden Investitionen mit bis zu 14 Prozent gestützt. "Das Instrument wird extrem positiv aufgenommen", lobt Gasselsberger und meint, dass sich Österreich mit der Maßnahme von Deutschland abhebe.

Der Oberbank-Chef rechnet auch nicht unbedingt mit einer Pleitewelle, zumindest sieht er derzeit keine konkreten Hinweise darauf. "Von einer Welle würde ich nicht sprechen", sagt Gasselsberger. Das Kreditrisiko werde natürlich etwas steigen, allerdings von einem sehr tiefen Niveau ausgehend. Aktuell liege der Anteil notleidender Kredite an allen Ausleihungen bei niedrigen zwei Prozent. Trotz des Wachstums im laufenden Geschäft verringerte sich das Oberbank-Ergebnis im ersten Halbjahr gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres von 118,4 auf 17,4 Mio. Euro.

Erholung bei Kursen hilft

Den Gewinn gedrückt haben vor allem die Bewertungsverluste aus dem ersten Quartal aufgrund der Marktverwerfungen im März. Größten Anteil daran hatte das Kursminus der Voestalpine, an der die oberösterreichische Bank beteiligt ist. Im zweiten Quartal konnte der Buchverlust bei den Bewertungen eingedämmt werden. (red, 27.8.2020)