Es war vor allem ein Hashtag, der vor fünf Jahren die Welt des weltweit wichtigsten Filmpreises erschütterte: #OscarsSoWhite brachte unmissverständlich zum Ausdruck, dass die Academy, die Vereinigung der Filmschaffenden, die jährlich das Spektakel um die Oscars ausrichtet, dem gesellschaftlichen Fortschritt hoffnungslos hinterherhinkt.

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In zwei von vieren muss ein Film für die "Oscars Eligibility" ab 2024 durch Vielfalt glänzen.
Foto: AP/Matt Sayles/Invision

Denn die Themen Rassismus, Inklusion und Repräsentation von Minderheiten stehen schon deutlich länger auf der Tagesordnung. Die Academy hat sich seither auch deutlich darum bemüht, nicht mehr nur ihre ältere, weiße Stammklientel zu vertreten. Sie hat viele neue Mitgliederinnen aller Identitäten geworben. Am Mittwoch hat sie schließlich neue "Standards" für Filme verkündet, die sich künftig um einen Oscar bewerben wollen. Und um alles nicht nur richtig, sondern auch in jede Richtung ausgewogen zu machen, kam eine bürokratische Superkonstruktion heraus. In vier Kategorien werden die Standards unterteilt, in zwei von vieren muss ein Film für die "Oscars Eligibility" ab 2024 durch Vielfalt glänzen.

Eine sicher nicht beabsichtigte, wohl aber denkbare Konsequenz der Checkliste liegt nun darin, dass künftig ohne weiteres eine sehr weiße Heldenliebesgeschichte mit Tom Cruise und Scarlett Johansson Oscar-Chancen haben kann, solange im Produktionsteam die Diversifikationskriterien erfüllt werden. Da muss also sicher noch nachgeschärft werden, vielleicht angeregt durch einen Hashtag #OscarsSoUmständlich. (Bert Rebhandl, 10.9.2020)