Es muss teurer werden, was unser Klima killt, und billiger, was ihm hilft, und der arme Teil der Bevölkerung darf nicht unter die Räder kommen.

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Greenpeace hat soeben seinen Fahrplan zur Dekarbonisierung des europäischen Verkehrssektors bis 2040 veröffentlicht. Die gelebte Wirklichkeit passt allerdings noch nicht einmal ansatzweise zu den Klimaschutzforderungen in diesem Papier. Zum Beispiel Güterverkehr: Während eine Tonne transportierter Ware auf der Schiene für 13 Gramm CO2 je Kilometer verantwortlich ist, entsteht beim Straßengüterverkehr mehr als das Achtfache, nämlich 109 g/km.

Da wäre wohl klar, was zu tun ist, und der drängende Slogan hat eh schon einen Bart: Güter auf die Bahn! Aber alles läuft anders: Während enorme Mengen an Hirnschmalz und Geld im Rahmen unkontrolliert wuchernder Digitalisierungsoffensiven in die Automatisierung des Lkw-Verkehrs gesteckt werden (und immer noch Autobahnen ausgebaut werden), muss man bei der Bahn froh sein, wenn sie nicht weiterhin an Bedeutung verliert, besonders im Güterverkehr. Nach der Überlegung: Wir Menschen werden trotz Corona in Bahn und Bus gepfercht, während unsere Güter Taxi fahren, weil sie auf ihrem Weg nicht selbstständig dreimal umsteigen können.

Die Preis-Ausrede gilt nicht

Das heißt, Digitalisierung ist wichtig, aber die Richtung muss schon auch stimmen. Es muss teurer werden, was unser Klima killt, und billiger, was ihm hilft, und der arme Teil der Bevölkerung darf nicht unter die Räder kommen. Mehr Zug zum Tor, könnte man sagen. Die Ausrede gilt nicht: Die Bahn sei zu teuer, zu umständlich. 13 Gramm für die Bahn gegen 109 Gramm beim Lkw lautet das Verhältnis.

Übrigens: Ein großer Teil der in den letzten Jahren eingestellten Nebenbahnen ist durchaus revitalisierbar, insbesondere in Niederösterreich und im Burgenland – würde auch viele Pendler vom Autozwang befreien. (Rudolf Skarics, 28.9.2020)