Roboter sollen im Vereinigten Königreich künftig Erntehelfer ersetzen.

Foto: Lloyd Russell

Erntearbeit ist hart und wird oft von unterbezahlten Arbeitern aus dem Ausland erledigt. Automatisierbar waren bestimmte Arbeiten bisher kaum. Während etwa Getreide und Kartoffeln schon seit langem von Maschinen abgeerntet werden, ist menschliche Hilfe beim Pflücken vieler Sorten Obst und Gemüse auch heute noch unerlässlich.

Diese Hilfe könnte Großbritannien künftig fehlen. Ein neues Einwanderungsgesetz droht die Einreise von ungelernten Arbeitskräften zu erschweren. Bisher kamen hunderttausende Menschen aus vor allem östlichen EU-Ländern nach Großbritannien, um einfache Arbeiten, etwa auf dem Feld, zu erledigen. Mit dem Austritt aus der EU und dem Ende der Übergangsperiode ist damit nun Schluss. Bereits vor dem Brexit bangten Branchenvertreter vor dem "Ende der britischen Erdbeere".

Mit einem Messer und einem Greifarm ausgestattet, soll der Roboter von Fieldwork Robotics bald so schnell Karfiol ernten wie Menschen.
Foto: Lloyd Russell

Unternehmen arbeiten deshalb daran, auch feinmotorisch schwierige Erntearbeiten zu automatisieren. Fieldwork Robotics, ein Ableger der Universität Plymouth in England, kooperiert etwa mit dem französischen Gemüseverarbeiter Bonduelle, um Pflückroboter auf die Felder zu bringen. Ein kürzlich vorgestellter Prototyp kann schon jetzt innerhalb weniger Sekunden Karfiolköpfe ernten.

25.000 Himbeeren pro Tag

Der Roboter ist mit einem Greifarm und einem Messer ausgestattet, um die Karfiolköpfe sauber abzuschneiden. Mithilfe von 3D-Kameras und anderen Sensoren orientiert sich die Maschine im Raum, ein Machine-Learning-Algorithmus lernt mit jedem gepflückten Karfiol dazu. Feldversuche sollen voraussichtlich 2022 beginnen.

Bereits 2019 hat das Unternehmen den weltweit ersten Himbeerpflückroboter vorgestellt, der eine Himbeere pro 2,8 Sekunden pflücken kann, eine menschliche Arbeitskraft benötigt dazu etwa zwei Sekunden. Der Roboter könne aber bis zu 20 Stunden am Stück arbeiten, auch bei Nacht. So seien 25.000 Himbeeren pro Tag schaffbar. Ein Mensch pflückt in einer Acht-Stunden-Schicht etwa 15.000. Auch auf Tomaten wurde der Roboter bereits erfolgreich losgelassen.

Fieldwork Robotics hat im Jänner bereits knapp 300.000 Pfund von Unterstützern eingesammelt, auch die britische Regierung finanziert das Projekt mit einer halben Million Pfund, eine weitere halbe Million soll von Investoren kommen.

Die Plückroboter werden in Großbritannien jedenfalls dringend benötigt: Bereits in den vergangenen Jahren verrotteten auf britischen Feldern Tonnen von Früchten, da die Erntearbeiter aus Osteuropa ausblieben. Mit der Covid-Pandemie und den damit einhergehenden Reisebeschränkungen hat sich die Lage zusätzlich verschärft. (pp, 25.9.2020)