Für eine Fassadenbegrünung gibt es unzählige Optionen – im Bild: das Gebäude der MA 31 in Wien.

Foto: Grün statt grau

Wilder Wein rankt an der Hausfassade, in Trögen wiegt sich Lavendel sanft im Wind. Und ist da nicht trotz Autolärms sogar das Summen von Bienen zu hören? Keine Frage: Begrünung macht in Städten nicht nur optisch etwas her. Pflanzen kühlen die Gebäudeoberfläche und lindern die Sommerhitze im Grätzel. Gut für die Psyche sind sie außerdem.

Was aber nicht vergessen werden darf: Für den Garten an der Hauswand braucht es mehr als einen grünen Daumen. Motivierte Bewohnerinnen und Bewohner müssen technische, rechtliche und auch zwischenmenschliche Fragen klären, bevor es losgehen kann. Dafür ist jetzt der ideale Zeitpunkt.

Die erste Hürde: Wohnungsbesitzer brauchen für eine Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes die Zustimmung sämtlicher Miteigentümer. Gutes Einvernehmen im Haus ist da ein Muss, weiß Immobilientreuhänder Peter Wirth vom Beratungsunternehmen Blue Save. Die Ängste und Sorgen der Miteigentümer sollten ernst genommen werden.

Davon gibt es viele, wie Elisabeth Gruchmann-Bernau von der Kompetenzstelle "Grün statt Grau" berichtet. So gebe es oft die Befürchtung, dass Pflanzen die Fassade beschädigen. "Man muss wissen, dass man mit etwas Lebendem arbeitet", sagt die Expertin. Efeu zum Beispiel wächst abgewandt vom Licht und steckt seine Triebe in Ritzen. Richtige Pflege sei das Um und Auf. Daher sollte die Frage, wer sich später kümmert, vorab geklärt werden.

Angst vor Insekten

Viele haben auch Angst, dass Insekten über die Fassade in die Wohnung kommen. Zwar tummeln sich in einer grünen Fassade in der Tat Insekten. In die Wohnungen würden sich diese aber nur selten verirren, heißt es bei "Grün statt Grau". Und immerhin brauchen die Vögel, an deren Gezwitscher man sich erfreut, ja auch Insekten zum Fressen.

Peter Wirth rät zu rechtlicher Begleitung. Was sich Eigentümer vorab informell ausmachen, kann zum Problem werden, wenn ein neuer Miteigentümer ins Haus kommt. Wirth ist überzeugt: "Das Zusammenspiel von wohnrechtlich korrekten Beschlüssen und technisch nachhaltigen Lösungen führt zu erfolgreicher Umsetzung."

Lösungen, betont Gruchmann-Bernau, gibt es immer – sogar dann, wenn der Gehsteig nicht breit genug für Tröge oder die Fassade der Herausforderung statisch nicht gewachsen ist. Unkompliziert sind die "Berta"-Module, die von der Stadt Wien mit Forschern entwickelt wurden und bei denen Interessenten von der Vor-Ort-Besichtigung bis zur Montage und bei den Behördenwegen begleitet werden. In Wien wird Begrünung sogar gefördert.

Wer gleich loslegen will: Der eigene Balkon darf natürlich nach Lust und Laune begrünt werden – solange es die Statik zulässt und das äußere Erscheinungsbild des Hauses dadurch nicht verändert wird. Das Begrünen der Fassade ist strenggenommen auch hier nicht erlaubt. Aber für Gartelneulinge tun’s am Anfang vielleicht ja auch die Küchenkräuter im Blumenkistl. (Franziska Zoidl, 10.10.2020)