Die 90-jährige Japanerin Hamako Mori gilt als "Gamer Grandma". Ihr könnten es viele Silver Ager nachmachen, die im Corona-Lockdown Videospiele für sich entdeckt haben.

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Die gutsituierten älteren Menschen oder Pensionisten – auch Best Agers oder Silver Society genannt – waren für Anleger bisher ein fast sicherer Hafen. Das, was diese Zielgruppe gemacht hat, war meist auch gut für Investments. Stehen die Best Agers doch für eine Gruppe anspruchsvoller, aktiver und genussorientierter Konsumenten. Verreisen – etwa mit Kreuzfahrtschiffen – oder die Gesundheitsvorsorge standen bisher hoch im Kurs.

Doch die Corona-Pandemie macht diese Zielgruppe nun zu einer Risikogruppe. Ihr Aktionsradius wurde mit den Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie drastisch eingeschränkt.

Das wirkt sich doppelt negativ aus. Erstens wird damit eine Gruppe in ihrem Konsumverhalten eingeschränkt, die aufgrund ihres Alters Zeit für Shopping und die finanziellen Mittel hat. Dass diese Zielgruppe jetzt daheim sitzt, nur eingeschränkt besucht werden soll und ihr aktives Leben beschnitten wird, kann Folgen wie Vereinsamung zeitigen. Was also bleibt von den Best Agers als Spiegel oder Vorbild für Anleger?

Verschiebung der Kaufkraft

Es könnte sein, dass diese Zielgruppe ihre Kaufkraft umleitet. "Eine Erwartung ist, dass es eine Verschiebung der Mittelallokation Richtung Luxusgüter geben kann", sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria. Frei nach dem Motto: Kann man sich zu Weihnachten nicht mit einer Reise in die Karibik belohnen, belohnt man sich mit einem schönen Diamantring.

Eine derartige Verschiebung wäre laut Rosen-Philipp auch eine Erwartung der Händler für das Weihnachtsgeschäft. Zufall oder nicht: Der stetig wachsende Onlinehändler Amazon hat nun das Luxusportal VRSNL (steht für "versional") gelauncht. Damit soll die kaufkräftige Kundschaft angelockt werden, die Artikel ihrer Lieblingsdesigner nicht mehr bei Städtereisen in Paris oder Rom einkauft.

Neues entdecken

Dass ältere Menschen dem Onlinegaming nicht negativ gegenüberstehen, zeigte sich nun auch. "Wenn die Unterhaltung in der realen Welt eingeschränkt wird, bewegen sich auch die Best Agers ins Internet", sagt Rosen-Philipp. Rollenspiele wie World of Warcraft würden zunehmend auch von älteren Menschen gespielt. 23 Prozent der 50- bis 69-Jährigen spielt bereits Computer- und Videospiele. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 20 Prozent.

Durch den Wegfall an Konsummöglichkeiten steigt auch die Sparquote. Die Veranlagung für die Enkelkinder, die Vermögensvorsorge sowie die Weitergabe an die nächste Generation wird damit auch zu einem Thema, das heutzutage noch intensiver überlegt wird als vor Corona.

Was sich ebenfalls verstärken wird, ist der Trend hin zum Thema Healthcare. "Fit und gesund zu bleiben steht mehr im Fokus denn je", sagt Rosen-Philipp. Im Schutz vor Corona wird die Gesundheitsvorsorge sehr ernst genommen. Auch hier gilt der Grundsatz der Best Agers: Bessere Qualität darf durchaus auch mehr kosten. In diesem Sektor bleiben die Marktchancen für die Unternehmen aus diesem Bereich also intakt. Privat finanzierte Gesundheitsprodukte werden wohl einen Zulauf erhalten.

Im Trend liegen darüber hinaus auch Naturkosmetika, gesunde (Bio-)Lebensmittel, Functional Food sowie Nahrungsergänzungsmittel. Aber auch Dienstleistungen wie Catering und Lieferservice werden zum immer größeren Thema. (Bettina Pfluger, 14.10.2020)