Der deutsche Gesamtmetallchef Rainer Dulger (im Vordergrund) und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann (ganz hinten) bei einer Pressekonferenz im Jahr 2018.

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"Berlin – Die deutschen Metall-Arbeitgeber fordern von den rund vier Millionen Beschäftigten der Branche angesichts der Corona-Folgen eine doppelte Nulllohnrunde. "Lohnerhöhungen sind weder dieses noch nächstes Jahr realistisch", sagte Gesamtmetallchef Rainer Dulger der "Süddeutschen Zeitung" vom Mittwoch. Die Produktion in der Metall- und Elektrobranche schrumpfe heuer um bis zu 17 Prozent.

Neuheit in der Nachkriegszeit

"Über Lohnsteigerungen reden wir, wenn es etwas zu verteilen gibt. Momentan steht alles im Minus", sagte Dulger. Zudem habe die Industrie einen Strukturwandel zu bewältigen. "Da wäre eine Lohnerhöhung falsch."

Eine doppelte Nulllohnrunde hat es nach Angaben der Branche in der deutschen Nachkriegszeit noch nie gegeben, berichtete die "Süddeutsche". IG-Metall-Chef Jörg Hofmann habe allerdings bereits im August eine Lohnforderung angekündigt. Die Gewerkschaft will am Donnerstag über ihre Forderungen beraten.

Keine Viertagewoche

Dulger lehnte auch Hofmanns Vorschlag ab, durch eine Viertagewoche mit einem "gewissen Lohnausgleich" Jobs zu sichern. "Ich kann mir da gar nichts vorstellen", so Dulger. "Wer in dieser Lage Arbeit noch teurer macht, als sie ohnehin schon ist, riskiert, dass Firmen auf Dauer Arbeitsplätze ins Ausland verlagern." Hofmanns Argument, kürzere Arbeitszeiten hätten positive Effekte auf die Produktivität, sei Unsinn. In den vergangenen zehn Jahren seien die Löhne in der Branche um über 30 Prozent gestiegen, die Produktivität aber nur um drei Prozent.

In Österreich haben sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter im September in der ersten Verhandlungsrunde auf einen Kollektivvertrag geeinigt, dem zufolge Löhne und Gehälter in der Branche um 1,45 Prozent steigen. (APA, Reuters, 14.10.2020)