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ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz erklärt dem Magazin "Profil", es würden "keine" Jobs im ORF politisch besetzt. Wrabetz will in dem Interview noch nicht definitiv erklären, dass er sich 2021 neuerlich um die Funktion des Alleingeschäftsführers von Österreichs weitaus größtem Medienunternehmen bewerben wird. Aber der ORF-Chef sagt dazu auch: "Es spricht einiges dafür weiterzumachen."

Laut Steger "mit GD vereinbart"

Wie kommentiert Wrabetz Vereinbarungen "mit GD" über ORF-Besetzungen, von denen ORF-Stiftungsratschef Norbert Steger im Mai 2019 in einer Nachricht an damalige FPÖ-Funktionäre und Regierungsmitglieder wie Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer schrieb? Die Nachricht wurde Mitte September 2020 öffentlich bekannt.

Wrabetz bestätigt massiven Druck der FPÖ im Frühjahr 2019. Er erklärt im "Profil"-Inteview, er habe die Chefredaktion von ORF.at erweitern wollen und Menschen mit Fernseh-Können dazu gefragt. Gerhard Jelinek war darunter, habe aber abgewunken. Der damalige Dokumentationschef Jelinek wurde von Steger in der Nachricht als vereinbarter Wunschkandidat der ÖVP von Sebastian Kurz für die ORF.at-Chefredaktion genannt. Die übrigen Namen in der von Steger zitierten FPÖ-Personalliste für ORF.at kenne er nicht einmal, sagt Wrabetz. Die Frage "War Jelinek als ORF-On-Chef vereinbart?" – gemeint: mit der Politik, insbesondere der ÖVP, beantwortet Wrabetz nicht, er sagt zu Vereinbarungen lediglich: "Mit Jelinek war also nichts vereinbart."

"Kolportierte Vereinbarungen nie Realität geworden"

Wrabetz sagt später noch: "Diese kolportierten Vereinbarungen sind ja nie Realität geworden." Stegers Nachricht stammt aus Mai 2019, wenige Tage danach platzte die ÖVP-FPÖ-Regierung mit der Veröffentlichung des Ibiza-Videos mit Heinz-Christian Strache. Inzwischen, 2020, hat ORF.at einen weiteren Geschäftsführer (Vize-Finanzdirektor und Chefproducer Roland Weißmann) sowie einen neuen weiteren Chefredakteur (Christian Braun-Staudinger, zuvor "ZiB"-Sendungsverantwortlicher seit 2018).

"Keine" Politbesetzungen

Wie viele Jobs im ORF werden politisch besetzt?, fragt "Profil". Wrabetz: "Keine. Natürlich muss der Stiftungsrat Top-Besetzungen genehmigen, insofern ist in einer indirekt politischen Sphäre. Aber das wird überschätzt. Oft wird in Bestellungen etwas hineininterpretiert: Wenn Personen etwas werden, werden sie kritisiert – wenn sie es nicht mehr sind, wird ihnen nachgeweint. Und ich nehme für mich in Anspruch, widerständig gewesen zu sein."

Wrabetz nennt als Beispiele für seine Widerständigkeit: Er habe sich "geweigert", Korrespondent Ernst Gelegs "rauszuschmeißen" und Armin Wolf zu "entfernen", was die FPÖ verlangt habe.

Wie Wrabetz das Weitermachen erklärt

"Kontinuität ist gerade in der Krise wichtig", nennt Wrabetz danach als Argument dafür, den Job des ORF-Generals über den 31. Dezember 2021 anzustreben, wenn seine aktuelle Funktionsperiode endet. Er wolle

  • den multimedialen Newsroom fertigstellen (Besiedelung wohl ab 2022);
  • "das Zukunftsprojekt ORF-Player gut aufsetzen" (die Streamingplattform soll ein paar Wochen vor der Generalswahl im Sommer 2021 mit ersten Teilen starten) und
  • "den ORF aus der Pandemie wirtschaftlich gut aufgestellt herausführen (auch das voraussichtlich kein Kurzfristprojekt). (fid, 1.11.2020)