So sieht die Fliege aus, die Obst schon vor der Ernte befällt.

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Kirschessigfliege klingt aufs erste Hinhören nicht nach einem Exoten, doch gehört das Tier mit der Bezeichnung Drosophila suzukii zu den vielen Insektenarten, die aus Asien oder Afrika in Europa eingeschleppt wurden und allmählich zum Problem werden. Wie die als "Stinkwanze" für Schlagzeilen sorgende Marmorierte Baumwanze, die Krankheiten übertragende Koreanische Buschmücke oder die zur Gefahr für Bienen werdende Hornissenart Vespa velutina nigrithorax. Und, und, und – die Liste ist mittlerweile recht lang.

2012 führte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ein bundesweites Kirschessigfliegen-Monitoring ein. Der Grund: Das nur drei Millimeter lange Insekt, das eng mit der bekannten Fruchtfliege Drosophila melanogaster verwandt sind, befällt Obst, während es noch am Baum reift, und verursacht dadurch Ernteschäden. Betroffen sind vor allem Kirschen, Zwetschken, Trauben und verschiedene Beerensorten.

Der Schädling und sein Todfeind

Die natürliche Heimat des unerwünschten Winzlings ist Südostasien. Dort lebt auch ihre natürliche Feindin, die Schlupfwespe Ganaspis brasiliensis. Die ist sogar noch ein bisschen kleiner als die Fruchtfliege, stellt aber dennoch eine tödliche Gefahr für sie dar: Schlupfwespen injizieren ihrem Opfer – zumeist einer Insektenlarve – ihre Eier und lassen es durch ihren Nachwuchs von innen her auffressen. Und sie wachsen offenbar mit ihrer Aufgabe: Wenn die betreffende Insektenart in Massen auftritt, dann schlagen auch die Wespen großmaßstäblich zu.

Das müsste Ganaspis brasiliensis eigentlich zur idealen Biowaffe im Kampf gegen Kirschessigfliegen-Plagen machen. Und tatsächlich haben Experten die Schlupfwespe immer wieder als biologischen Schädlingsbekämpfer ins Spiel gebracht. Allerdings gab es Unsicherheiten, die Zweifel an ihrer Eignung aufkommen ließen: Mal stellten Forscher befriedigende Resultate fest, mal schien die Wespe nicht viel auszurichten.

Es kann nur eine geben

Für diese durchwachsene Bilanz haben Forscher des Schweizer Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI) nun die Erklärung gefunden. Das Team um den Entomologen Lukas Seehausen konnte nämlich gemeinsam mit französischen Kollegen durch molekulare Analysen feststellen, dass man unter Ganaspis brasiliensis bislang die Tiere zweier verwandter, aber dennoch unterschiedlicher Arten zusammengefasst hat. Und nur eine davon ist die Nemesis der Kirschessigfliege.

Während die eine Wespenart mehrere Fruchtfliegenarten mit jeweils unterschiedlichen Lebensstilen parasitiert, befällt die andere ausschließlich Larven, die sich von reifenden Früchten ernähren. "Da nur die Kirschessigfliege in ihrem Invasionsgebiet reifende Früchte befällt, scheinen Parasitoide aus dieser zweiten Gruppe gut als biologische Bekämpfungsmittel geeignet zu sein", sagt Seehausen. Das neue Forschungsergebnis erlaubt es nun, sich ganz auf die eine Spezies zu konzentrieren, die der perfekte Kirschessigfliegenkiller wäre. (red, 6. 11. 2020)