19,4 Millionen Menschen haben im Jahr 2018 österreichweit 523 Museen besucht.

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Der Vorhang fällt, die Aufführung ist zu Ende. Und das für viele Monate. Kein Kino, kein Theater, keine Konzerte. Orte, an denen man mit Freunden zusammengekommen ist, waren und sind plötzlich geschlossen. Kein Rundgang durchs Museum mit anschließender Jause, kein Kabarett mit geselliger Runde im Nachklang. Mit der Pandemie im Nacken wird aus Nähe plötzlich Distanz.

Doch viele Künstler haben gezeigt, dass sie sich nicht unterkriegen lassen und dass es die Kreativität ist, von und mit und durch die sie leben. Kunst fand einen neuen Raum. In den Kabinen von Peep-Shows etwa.

Kleine Konzerte und Lesungen wurden in die Räumlichkeiten verlagert, an denen sonst viel nackte Haut gezeigt wird und die im Zuge der Lockdowns behördlich geschlossen waren. Dass Künstler und Publikum in ihren Kabinen jeweils geschützt waren und der Abstand gewahrt wurde, brachte ein neues kulturelles Erlebnis hervor.

Geglücktes Experiment

Die fiktive Theaterfamilie Nesterval ist es gewohnt, ihr Publikum aktiv miteinzubeziehen. Das ist den Schauspielern auch in der Quarantänezeit gelungen. Zoom hat es möglich gemacht, das Publikum wie gewohnt und doch anders am Geschehen teilhaben zu lassen.

Ein Experiment, das geglückt ist und das unter anderen Umständen wohl so nicht stattgefunden hätte. Das Performancekollektiv Nesterval wurde heuer auch mit dem Nestroy-Preis geehrt.

Abstand halten wurde zur Devise für 2020 – das hat vor allem das kulturelle Leben massiv verändert.
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Wandlungsfähig haben sich auch die Museen gezeigt. Virtuelle Touren wurden aus dem Boden gestampft und, wo bereits vorhanden, noch ausgebaut. 3D-Führungen sind jetzt keine Seltenheit mehr. Warum nicht von der Couch aus die Mona Lisa anschauen oder erkunden, was sich in den heimischen Museen tut?

Das Angebot wurde dankend angenommen. Über die Nutzung zeigt man sich in der Branche zufrieden. Virtuell erkunden, was man bei nächster Gelegenheit live anschauen will, ist ein neuer Zugang. Einer, der vielleicht Furore macht.

DER STANDARD hat mit der Corona-Stage Künstlern ebenfalls ein vorübergehendes neues Zuhause gebracht. Initiativen wie diese waren wohl auch wichtig, um die von Stress und Sorge geplagten Menschen ein wenig abzulenken. Zumindest für eine kurze Zeit.

Neue Wege

Digitale Möglichkeiten haben auch dafür gesorgt, dass die ein oder andere Geburtstagsparty stattfinden konnte. Getroffen hat man sich via Zoom oder Teams. Wichtig ist, dass das soziale Umfeld sichtbar wird. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit wird gestärkt. Eine Party im "real life" lässt sich so freilich nicht ersetzen. Aber die Not macht erfinderisch.

Der ein oder andere hat die Lockdowns auch dazu genutzt, der eigenen Kreativität endlich den Raum zu geben, den man ihr schon lange geben wollte. Endlich mal das Gitarrenspiel verbessern, die Nähmaschine hervorholen und etwas Neues ausprobieren. Endlich mal singen, eine eigene CD aufnehmen. Den langgehegten Traum vom eigenen Roman.

Vieles davon wurde in den vergangenen Monaten umgesetzt. Kreativität kennt keine Grenzen. Und keinen Lockdown. Vieles ist geglückt, Neues wurde ausprobiert. Aber die Vorfreude auf das nächste "echte" Kino, Theater, Konzert ist riesengroß. (Bettina Pfluger, Magazin "Portfolio", 23.12.2020)