Vor 14 Tagen habe ich an dieser Stelle berichtet, dass wir Steuerzahlerinnen und Steuerzahler allein im Monat November den Besitzern von Glücksspielautomatenlokalen einen Umsatzersatz in der Höhe von rund 20 Millionen Euro zahlen dürfen. Das hat mancherorts zu einer bangen Frage geführt: Wird das für Novomatic genug sein?

Nein, natürlich nicht. Deshalb wird in diesem Härtefall schon seit dem Frühjahr von staatlicher Seite geholfen. Da hat Novomatic den Großteil seiner Belegschaft in Kurzarbeit geschickt, was wir mit 40 Millionen Euro unterstützen durften. Die Reaktion des sympathischen Konzerns war wenig überraschend. 120 Mitarbeiter wurden entlassen, wodurch sich Novomatic weitere 4,1 Millionen Euro erspart hat.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.
Foto: imago/Eibner

Das ersparte Geld wurde gut und zukunftssicher angelegt. Novomatic-Besitzer und Multimilliardär Johann Graf ließ sich im Sommer eine Dividende von 50 Millionen Euro auszahlen.

Wem da nicht die Luft wegbleibt, der kann eigentlich nur noch Wolfgang Sobotka zitieren: "Novomatic ist ein Unternehmen mit wirklich sozialer Verantwortung."

Vermutlich dachte unser Nationalratspräsident bei dieser Aussage daran, dass Graf das ganze Geld ja nicht für sich allein behält. Der Gattin jenes SPÖ-Funktionärs, der über viele Jahre die mittlerweile als illegal klassifizierten Novomatic-Automaten in Wien genehmigte, hat er eine Million Euro geschenkt, die Gemahlin des Novomatic-Aufsichtsratsvorsitzenden, die nicht nur während der Ermittlungen gegen Novomatic im Kabinett vom Innenminister Karl Nehammer gearbeitet hat, sondern zuvor auch für Sobotka, bekam zwei Millionen.

Perfektes Symbolbild

Und auch das von Sobotka geleitete Alois-Mock-Institut wurde wohltätig von Novomatic unterstützt. Ein besonders zu Herzen gehendes Beispiel für soziale Verantwortung, denn dieses Institut war so arm, dass es nicht einmal eine eigene Adresse oder Telefonnummer hatte und sich diese mit der ÖVP teilen musste.

Umso schöner zu hören, dass auch das von Sobotka dirigierte Kammerorchester Waidhofen von Novomatic beschenkt wurde und dadurch ein perfektes Symbolbild für den Automatenkonzern geschaffen hat: Sobotka mit dem Taktstock in der erhobenen Hand. Wer denkt da noch an einarmige Banditen?

Sobotka erfreut sich aber auch der Wertschätzung von zweiarmigen Banditen. Konkret von Viktor Orbán, der ihm vor drei Monaten das "Komturkreuz mit dem Stern des ungarischen Verdienstordens" zukommen ließ. Über den Grund der Auszeichnung kann man nur spekulieren. Vielleicht möchte der Budapester EU-Fördergeldbetrüger und -Erpresser ja einfach Unverschämtheit in all ihren Erscheinungsformen würdigen. Sollte dem so sein, könnte Sobotka diesen Orden auch für seinen Mäzen Graf einfordern.

Besagtes Ehrenzeichen ist sternförmig und wird um den Hals getragen, was für Menschen wie Sobotka und Graf, denen oft mal der Kragen platzt, zwar eine gewisse Verletzungsgefahr birgt, aber trotzdem für beide höchst passend ist. Denn wenn Sobotkas Leistung als U-Ausschuss-Vorsitzender und Grafs soziale Verantwortung nach den gängigen Internet-Bewertungssymbolen beurteilt würden, wäre dieses eine Sternderl genau richtig.(Florian Scheuba, 2.12.2020)