Was war das für ein Spektakel am 4. Juli 2007. Exakt 50 Jahre nach dem historischen Vorbild wurde das Baby aus der Taufe gehoben, der Cinquecento aktuellen Zuschnitts. Inszeniert wurde die bombastische Show mit gigantomanischem Feuerwerk am Po in Turin – nein, nicht vom großen Fellinius, sondern von Star -Zeremonienmeister Marco Balich.

Zehntausende Menschen waren zur Feier gekommen, für belle macchine haben Italienerinnen und Italiener immer was übrig, und warum wir das erzählen, liegt am Kontrast: Die Präsentation des Elektro-Cinquecentos wurde Corona-bedingt an die Importeure nach unten delegiert, Fiat-Austria-Sprecher Andreas Blecha musste sozusagen zu diversen Privatissimi laden: Vermummungsgebot zur jeweils individuellen Begegnung in Wiener Neudorf, Autos desinfiziert von oben bis unten, Fünf-Meter-Distanzkaffee zum Einholen nötiger Informationen.

Cinqu-e-cento? Mille grazie!, werden die Fans italienischer Automobilbaukunst womöglich rufen – denn endlich gibt es auch ein Elektromobil aus dem Land, wo die Zitronen blühn.
Foto: Stockinger

Als da vorweg wären: Der 500e heißt offiziell "der neue 500", was ein wenig verwirrt, da die verbrennungsmotorischen Modelle im Programm bleiben. Die Nachfrage nach dem Elektro-Cinque sei enorm, berichtet Blecha – 220 Stück seien bereits verkauft, obwohl die Markteinführung kaum begonnen hat.

Zusätzlich zu Hatchback und Cabrio hat sich Fiat eine lustige, praktische Version namens 3+1 – Marktstart dafür ist im März – einfallen lassen, die Studie vor der Premiere 2007 hieß auch schon so: Trepiùno. Lustig und praktisch, weil: Selbstmörderinnentüren. Beifahrerseitig. Dort ist die hintere Tür hinten angeschlagen. Erleichtert den Einstieg, und wenn Sie jetzt witzeln, wer will in diesem Fiat schon hinten sitzen: Gemach, das geht schon irgendwie. Denn der "neue 500" steht auf einer ebenso neuen Plattform und ist sechs Zentimeter länger, ebenso viel breiter und drei Zentimeter höher.

Spaß macht der Kleine auch in den Kurven, dank niedrigen Schwerpunkts, und man hat ihm ein strafferes Fahrwerk spendiert als den in die Jahre gekommenen verbrennungsmotorischen Vettern.
Foto: Stockinger

Hinten angeschlagen? Kleine Reminiszenz ans Konzept des Ur-Originals von 1936, das Mäuschen: 500 Topolino. Eigentlich hätte zur wie gesagt extrem reduzierten Präsentation ein 3+1 eintrudeln sollen, aber irgendwie haben die Italiener das in dem ganzen pandemischen Trubel vergeigt, vielleicht hätten sie erneut Marco Balich engagieren sollen.

Wende-Fiat

Egal, so stiegen wir also in ein keimfreies 500e Cabrio und hantelten uns die Thermenlinie, die geologische Bruchzone entlang gen Süden und wieder retour. Die Spannung, wie er sich denn nun fährt, dieser grundsympathische Mobilitätswende-Fiat, war jedenfalls groß.

Betankt wird der 500e mit Strom, und es geht bis zu 321 km weit.
Foto: Stockinger

Die ersten Eindrücke? Schon optisch macht der pastellblaue Kleine in grandioser Raureifnatur was her. Dann geht das Ding mit dem 95-kW-Motor, man kennt das ja von seinesgleichen, ab wie der Pfitschipfeil von der Bogensehne. Vielleicht zerrt es in so einem Fall gern ein wenig in der obendrein etwas schwammigen Lenkung (das kann der größere Mini SE viel besser), aber im Alltag zählt Kickdown ohnehin zur Ausnahme.

Grafik: Der Standard

Spaß macht der Kleine auch in den Kurven, dank niedrigen Schwerpunkts, und man hat ihm ein strafferes Fahrwerk spendiert als den in die Jahre gekommenen verbrennungsmotorischen Vettern. Zum Wechseln zwischen den Rekuperationsstufen wählt man diese mittels Knopferl in der Mittelkonsole an, in drei Stufen hantelt man sich vom Segelmodus bis zum Einpedalbetrieb, die zugehörigen Termini lauten: Normal, Range, Sherpa.

Heizungs-Mucken

Und wie sieht es mit der Stadttauglichkeit aus? Der Fronttriebler ist enorm wendig, mit 9,7 m Wendekreis muss er sich nur der Heckantriebskonkurrenz geschlagen geben: Renault Twingo Electric und Honda e unterbieten das mit 8,6 m noch einmal deutlich.

Mit diesen beiden vergleichbar sind auch Höchstgeschwindigkeit (je 135 km/h) und Reichweite des 500e: 180 Kilometern stehen 190 beim Renault und 210 beim Honda gegenüber – aber nur bei der kleinen Batterie mit dem schwächeren der beiden Motoren (79 kW), erhältlich ab April. Mit dem größeren Akku (Nettokapazität: 37,3 kWh) deklassiert der Fiat die beiden Gegner regelrecht, bis zu 321 Kilometer weit bringt er seine(n) Insassen, obendrein regelt er erst bei 150 km/h ab.

Sonst noch was aufgefallen? Ja, doch. Die Heizung schaltete sich auch im Normalmodus immer nach ein paar Minuten aus. Das wird aber kein Serienumfang sein, sondern der Mucken einzige des bei der Präsentation eingesetzten Vorserienfahrzeugs. Auch hier also eine ganz individuelle Betreuung. (Andreas Stockinger, 16.12.2020)