"Na, net scho wieder", ruft ein Mann in Schutzausrüstung, als in der Halle D der Wiener Stadthalle der "Jingle Bells Rock" ertönt. Es ist der letzte Slot der Massentestung in Wien. "Wir sind seit sieben Uhr da", erklärt sein Kollege einem zu Testenden. Seitdem wird die Halle mit Ö3 beschallt. Auch in der Messe wird am Sonntag noch fleißig getestet. Dort herrscht reger Andrang, überlaufen ist das Testzentrum aber nicht. Auch am letzten Testtag liegt nach 15 Minuten das Ergebnis vor.

In der Wiener Stadthalle starteten die Massentests am 4. Dezember. Der Sonntag war der letzte Tag, an dem man im Rahmen der Aktion der Regierung einen Abstrich machen lassen konnte.
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In den meisten Bundesländern gingen am Wochenende die letzten der von der Bundesregierung initiierten Massentests auf das Coronavirus über die Bühne. Insgesamt wurden bisher mehr als zwei Millionen Teilnehmer (bei rund 8,9 Millionen Einwohnern) verzeichnet. Dabei wurden – mit PCR-Nachtestungen – mehr als 4.000 Infizierte gefunden. Obwohl die angepeilten 60 Prozent nicht erreicht werden, sieht Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) das Ergebnis als "erfolgreiches Großprojekt". Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wertete die Zahlen als "gelungenen Schritt zur Eingrenzung der Pandemie in Österreich".

Hoffen auf 13 Prozent in Wien

Wien hat seine Bevölkerung zehn Tage lang getestet. Und obwohl am Sonntag die drei Testzentren – Stadthalle, Marxhalle und Messe Wien – mit insgesamt 300 Teststraßen noch bis 18 Uhr geöffnet hatten, wurde schon vorab deutlich, dass sich in der Bundeshauptstadt wohl nur etwas mehr als zehn Prozent der Wienerinnen und Wiener an der Aktion beteiligt haben.

Kapazitäten hatte die Stadt für bis zu 1,2 Millionen Testungen geschaffen, pro Tag hätten 150.000 Schnelltests abgewickelt werden können. 2.000 Soldaten des Bundesheeres wurden für die Massentests in Wien bereitgestellt. Inklusive Samstag haben jedoch lediglich 204.880 der rund zwei Millionen Einwohner einen Gratis-Antigen-Schnelltest durchführen lassen.

Für Sonntag waren weitere 15.000 Personen angemeldet, im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker ging man auf STANDARD-Anfrage jedoch davon aus, dass noch etwas mehr Personen den letzten Testtag nutzen würden. Denn aufgrund des geringen Interesses ließ die Stadt die Anmeldepflicht nach nur wenigen Tagen fallen. Im Büro des SPÖ-Politikers rechnete man mit einer Beteiligung von rund 13 Prozent der Teilnahmeberechtigten – Personen, die älter als sechs Jahre und in den vergangenen drei Monaten nicht an Corona erkrankt sind.

Von den bis inklusive Samstag in Wien durchgeführten Tests waren 676 positiv. Bei den betroffenen Personen sowie all jenen, bei denen der Rachenabstrich nicht funktioniert hatte, wurden insgesamt 1308 Gurgeltests durchgeführt – 466 waren bis Sonntag positiv.

Teils hohe Anmeldezahlen

In Tirol und Vorarlberg ging die Massentestung der Bevölkerung als Erstes über die Bühne, und zwar am Wochenende vom 4. bis 6. Dezember: Im Westen ließen sich rund 33 (Tirol) beziehungsweise 31 Prozent der Teilnahmeberechtigten auch testen.

Alle anderen Bundesländer hatten sich das vergangene Wochenende als Testzeitraum vorgenommen. In anderen Bundesländern lag die Beteiligung jedoch nicht viel höher als in Wien. In Kärnten lag sie am Sonntag unter einem Fünftel der Gesamtbevölkerung. 94.000 Personen ließen sich testen, das sind rund 16,7 Prozent der Kärntner.

In Niederösterreich ließen hingegen bis Sonntagnachmittag mehr als 467.700 der 1,53 Millionen Testberechtigten einen Abstrich machen – rund 30,8 Prozent. Angemeldet waren sogar noch mehr Menschen: 528.000 Online-Vormerkungen gab es bis Samstagnachmittag bereits (34,5 Prozent).

"Testen viel"

Warum sich Wien etwa im Vergleich zum Nachbarn Niederösterreich nur so wenige Menschen für die Massentests interessiert haben, darüber will man im Büro Hacker nicht spekulieren. Nur so viel: "Wir testen auch sonst viel." Im Zeitraum der Massentests seien weitere rund 66.000 Tests in der Hauptstadt durchgeführt worden.

Am Samstag und am Sonntag konnte man sich auch in der Steiermark testen lassen.
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Am Samstag ging es auch in der Steiermark los: Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) ließ sich an diesem Tag in Graz testen. Dort erklärte er mit Blick auf den zweiten Termin der Massentests, es könnte im Jänner auch "Anreize" geben, daran teilzunehmen.

Anreize noch offen

Aus dem Büro des Vizekanzlers hieß es am Sonntag auf Anfrage des STANDARD, die genaue Ausgestaltung dieser Anreize sei noch nicht fix. Wie diese aussehen könnten, werde in den nächsten Tagen vorgestellt. Ob es sich auch um finanzielle Goodies handeln werde, wie etwa der Kurier berichtet hat, konnte man nicht beantworten. Auch aus dem Gesundheitsministerium hieß es zur APA lediglich, man prüfe "Anreizsysteme".

Jedenfalls ließ Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bereits Freitagnacht bei einer Pressekonferenz eine Möglichkeit anklingen: In Corona-Hotspots, für die man noch eine Sieben-Tage-Inzidenz definieren wolle, könnten Tests künftig einen Ausweg aus einer regionalen Quarantäne bieten.

Für bestimmte Berufsgruppen in körpernahen Dienstleistungen oder mit viel Kundenkontakt sowie für Lehrer sollen ab 8. Jänner verpflichtende Tests im Zwei-Wochen-Rhythmus kommen.

Zweiter Durchgang im Jänner

Als Datum für die zweite Massentestung hat die Regierung den Zeitraum von 8. bis 10. Jänner festgelegt. Für Wien wird es aber wieder eine Ausnahme geben. Wegen der hohen Bevölkerungszahl wird der Testzeitraum bis 17. Jänner ausgedehnt. Ob man wegen der geringen Beteiligung im ersten Durchlauf die Kapazitäten dann herunterschrauben werde, sei noch offen, heißt es seitens der Stadt. Vorerst kenne man nur den von der Bundesregierung vorgegebenen Termin. Alles andere solle sich in den kommenden Tagen klären.

Der Massentest in Salzburg ist abgeschlossen, nun prüft das Land, ob weiterhin gratis Antigentests durchgeführt werden.
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Erste Auswirkungen zeichneten sich bereits in anderen Ländern ab: Nach Tirol will auch Oberösterreich, wo sich zwischen Freitag und Sonntagnachmittag 272.700 von 1,2 Millionen infrage kommenden Personen testen ließen, das Angebot der kostenlosen Antigentests verlängern, Salzburg prüft ebenfalls diese Möglichkeit. Die Bundeshauptstadt bietet in der Teststraße im Wiener Austria Center schon länger die Möglichkeit der Ad-hoc-Überprüfung an.

Zum Abschluss der Massentests in der Wiener Stadthalle wird um um einen Applaus gebeten. "Time to say goodbye" schallt aus den Lautsprecherboxen. In zwei Bundesländern sind die Tests noch nicht abgeschlossen. In Oberösterreich wird noch bis Montag getestet, im Burgenland bis inklusive Dienstag. (Oona Kroisleitner, Sebastian Fellner, 13.12.2020)