Eine Corona-Teststation in Dresden. Sachsen verzeichnet derzeit überdurchschnittlich viele Fälle.

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Dunkelrot: So zeigt sich Sachsen auf jenen Landkarten, auf denen die Verbreitung der Corona-Fälle verzeichnet ist. Das ostdeutsche Bundesland ist besonders stark betroffen, was man auch bei einem Blick in das Register erkennt, in dem die Kapazitäten für Intensivbetten aufgelistet sind. In Sachsen werden mehr Intensivbetten als anderswo für an Covid-19 Erkrankte benötigt. Während die Sieben-Tage-Inzidenz deutschlandweit bei 197 liegt, beträgt der Wert der in den vergangenen sieben Tagen neu Erkrankten pro 100.000 Einwohner in Sachsen 415.

Nun hat der ärztliche Direktor des Klinikums Oberlausitzer Bergland in Zittau, Mathias Mengel, laut Deutschlandfunk bei einer öffentlichen Veranstaltung gesagt, dass Ärzte in seiner Klinik in den vergangenen Wochen mehrfach triagieren mussten, also entscheiden mussten, wem noch geholfen werden könne. Zitiert wird er mit den Worten: "Wir sind in die Notsituation geraten, dass wir überlegen mussten, welcher dieser Patienten bekommt jetzt noch die Sauerstoffbeatmung, wer bekommt noch Sauerstoffgeräte, und für wen ist es nicht mehr vorhanden." Dem Nachrichtenportal "t-online" sagte er, es werde versucht, die Patienten, für die es keine Versorgung gibt, in eine andere Klinik zu verlegen. "Aber wir sind im Epizentrum, manche Häuser nehmen gar nicht mehr auf", so Mengel.

"Grenzen des Leistbaren"

Das Klinikum bestätigte die Aussage des Arztes nicht, erklärte aber, dass die intensivmedizinische Betreuung des Hauses "an die Grenzen des Leistbaren" stoße, da von rund 600 Intensivpflegekräften des Klinikums mehr als 100 erkrankt oder in Quarantäne seien. Patienten erhielten aber die "die bestmögliche Therapie".

Und Christian Kleber, der Chef der Krankenhausleitstelle am Uni-Klinikum Dresden, betont: "Kein Krankenhaus in Sachsen ist bisher in der Situation, eine Triage vornehmen zu müssen, bei der es darum geht, dass möglichst viele Patienten überleben – um den Preis, dass andere Patienten sterben müssten." Auch Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) sagt, sie könne keinen Fall von Triage in Sachsen bestätigen. Die Äußerung des ärztlichen Direktors habe sie vielmehr als "Warnruf" verstanden. (Birgit Baumann aus Berlin, 17.12.2020)