Hoffnung in Sicht: Ein Jahr nach Ausbruch der globalen Covid-Pandemie starten Ende Dezember endlich EU-weit die Schutzimpfungen.

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Eigentlich hatte die österreichische Bundesregierung schon den 24. Dezember zum entscheidenden ersten Impftag erklärt, doch nun soll es – laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen – einen EU-weit einheitlichen Impfstart geben. Mit den Worten "It’s Europe's moment" setzte Brüssel den 27. Dezember als den Tag an, an dem die ersten Menschen gegen Corona geimpft werden. Weitere Impftage sind der 28. und der 29. Dezember.

Voraussetzung ist die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Pfizer und Biontech. Entscheiden wird die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) darüber voraussichtlich am 21. Dezember.

Dreistufenplan

Geimpft wird nach einem Dreistufenplan: Begonnen wird in Alten- und Pflegeheimen – sowohl Bewohner als auch das Personal. Dann sind die Krankenanstalten an der Reihe. In der Phase zwei sind die Hochrisikopatienten dran. Sie sollen voraussichtlich von niedergelassenen Ärzten geimpft werden. Und die dritte Phase betrifft die restliche Bevölkerung.

Anders als Deutschland setzt Österreich auf ein dezentrales Verteilungskonzept. Der Impfstoff soll so direkt zu den Menschen kommen – dorthin, wo sie leben. Als strategischer Partner für dieses dezentrale Verteilungskonzept fungieren Pharmagroßhändler, beispielsweise Phago oder Herba Chemosan in Wien-Simmering. Sie verfügen über ausreichend Lager und Logistik, um die Impfung österreichweit aufzustellen. Deren mobiles Verteilungssystem für Medikamente soll genutzt werden, um die Impfstoffe an Spitäler, Pflegeheime, Apotheken und Arztpraxen zu verteilen.

Die Mitgliedsunternehmen hätten ihre Kühlkapazitäten entsprechend aufgestockt, erklärt Phago-Generalsekretärin Monika Vögele. Die in Belgien produzierten Impfdosen werden in Österreich nicht zentral zwischengelagert, sondern nach ihrer Ankunft direkt zu 17 Standorten im ganzen Land gebracht. Wo die Großlager genau liegen, bleibt aber geheim. Vögele: "Die Standorte sind laut Innenministerium als kritische Infrastruktur klassifiziert. Wir wollen das darum nicht explizit kommunizieren. Aber es gibt in jedem Bundesland mindestens zwei davon."

Das Präparat werde bei der Anlieferung und Verteilung in speziellen Transportbehältern mit Trockeneis durchgehend auf einer Temperatur von minus 80 Grad Celsius gehalten – und an den Zielorten dann in spezielle Kühlschränke ("Ultra Freezers") umgelagert. Diese hätten eine Kapazität von jeweils 160.000 bis 170.000 Dosen. Vögele: "Die Lagerung bei so niedrigen Temperaturen ist nicht die Regel. Aber wir haben aufgerüstet und verfügen mittlerweile über mehr als genug Kapazität." Es gehe ja nicht nur um die Lieferungen im Jänner, die Menge der Impfdosen werde jeden Monat konstant steigen.

Coole Sache

Spezielle Kühl-Lkws sind für die Weiterverteilung übrigens nicht notwendig. Das Trockeneis muss aber alle fünf Tage erneuert werden. Zusätzlich sei jede Kühlbox mit einem Temperatursensor versehen, der sofort Alarm schlägt, wenn sich die Temperatur im Inneren verändern sollte.

Wenn dann etwa ein Seniorenheim oder eine Arztpraxis einen Impfstoff anfordert, wird das Präparat aus dem "Ultra Freezer" genommen und nicht mehr bei minus 80 Grad Celsius gekühlt. "Es gibt dann ein Zeitfenster von drei Minuten, in dem die benötigte Anzahl der Phiolen mit spezieller Schutzausrüstung und Handschuhen herausgenommen und umgelagert werden kann", erklärt Vögele.

Ab diesem Zeitpunkt beginne auch die Uhr zu ticken: Der Impfstoff kann dann noch fünf Tage bei einer Temperatur zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Er muss aber spätestens nach Ende dieser Frist verimpft worden sein. Vor der eigentlichen Impfung selbst gilt übrigens noch ein sechsstündiges Zeitfenster, in dem das Präparat mit einer Kochsalzlösung für die Spritze verdünnt wird. (Julia Palmai, Markus Rohrhofer, 18.12.2020)