Das Hotel Corona ist definitiv eines der beliebtesten Fotomotive in Cortina. Es liegt direkt an der Bergstraße hinauf zu den Rennstrecken und ist offenbar gut gebucht.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Cortina – Nach einer rund 15-minütigen Fahrt mit dem Shuttle von Cortina hinauf zum Pressezentrum, das 200 Meter neben dem Zielgelände der Pista Olimpia delle Tofane auf 1.550 Metern errichtet wurde, wird noch vor dem Einlass erst einmal die Temperatur gemessen. 36,4 Grad. "Okay!" Danach schaltet der Scanner beim Lesen der Akkreditierung auf Rot. Zutritt verweigert. Die täglich per Mail ausgesandte Routinebefragung ist freilich vorher zu erledigen. "Hatten Sie in den vergangenen 14 Tagen Symptome wie Fieber, Glieder- oder Kopfschmerzen, Atemprobleme, Geschmacksverlust, Übelkeit oder Durchfall? Hatten Sie Kontakt mit jemandem, der positiv auf Covid-19 getestet wurde?" Und so weiter. Nur wenn alle Fragen mit Nein beantwortet wurden, geht's weiter.

Tägliche Boxenstopps

Gleich nach dem Eingang wird man von einer Hostess höflich gebeten, sich in die Desinfektionsbox zu begeben. Dort gilt es zunächst die Hände zu desinfizieren, sich einer neuerlichen Temperaturmessung zu unterziehen. "Maybe, it doesn't like you today", sagt die Hostess, nachdem es zweimal nicht funktioniert hat. Das Gerät selbst reagiert nun mit zweckdienlichem Hinweis für den Hauben- und Maskenträger: "Please, show your forehead." Es funktioniert: diesmal nur 35,9 Grad. Egal, grünes Licht. Weiter geht es durch eine Schleuse. Nun wird das Äußere mit garantiert biologischen Dämpfen gegen Viren und Bakterien desinfiziert.

Redman Standard

Danach wird man – beim ersten Mal – zu seinem fix zugeteilten und mit Desinfektionsmitteln ausgestatteten Arbeitsplatz geleitet, wo prompt nach dem Platznehmen alarmierende Piepsgeräusche aus dem bei der Akkreditierung überreichten Tool zu vernehmen sind, weil man zu dicht am Kollegen von der Süddeutschen Zeitung Platz nimmt. Gut, dass der Fotograf auf der anderen Seite bisher nicht erschienen ist, so kann man die Hälfte seines Arbeitsplatzes in Beschlag nehmen, ohne in die Trickkiste greifen zu müssen. Das kleine Bluetooth-Gerät verstummt. Es spielt aber noch mehr Stückeln – vorausgesetzt, man lädt es alle acht bis zehn Stunden auf. Im Falle eines positiven Tests dient es nämlich auch dem Contact-Tracing.

Damit der schlimmste Fall nicht eintritt, sind medizinische Mund-Nasen-Schutz-Masken im öffentlichen Raum, in den Shuttles sowie auch in der Schreibwerkstatt obligatorisch. Nach zwei PCR-Tests im Vorfeld der WM, inklusive ausführlichen Fragebogens zu Gesundheitszustand und Aufenthaltsorten der vergangenen 14 Tage, und einem Antigentest am Flugfeld außerhalb Cortinas bei der Ankunft, wird man wie alle anderen Mitarbeiter des Events alle drei Tage zum Schnelltest gebeten: "Links oder rechts? Egal!" Schon ist das Staberl in der Nase. 20 Minuten später kommt eine SMS oder eine Mail.

Im Pressezelt versucht ein Kollege vis-à-vis – letztlich vergeblich – durchzusetzen, seine "Anschoberschürze" aus Stoff tragen zu dürfen. Schließlich wird ihm nach Desinfektion der Hände eine den Vorschriften entsprechende überreicht. Immerhin kann man sein Smartphone freiwillig mit einer viruziden Kunststoffhülle ausstatten.

Alles unter Kontrolle

Im Zielbereich beeindrucken große Stahlrohrtribünen, die letztlich für die Katz aufgebaut wurden. Während annähernd so viele Journalisten (gelbe Bubble) wie etwa 2019 in Åre gespannt hinaufblicken, ist auch im VIP-Bereich erstaunlich viel los. Vertreter der WM-Geldgeber und Ehrengäste sind als "spezielle Gäste" (grün) zugelassen, sind aber wie die anderen Gruppen – Veranstalter (blau) und Rennläufer (rot) – angehalten, Kontakte untereinander möglichst zu vermeiden.

Auf den Straßen im Tal patrouillieren Horden von Carabinieri-Fahrzeugen. Cortina ist aktuell wohl einer der sichersten Orte Italiens. Persönliche Dienstleister, der Handel und die Gastronomie sind bis 18 Uhr geöffnet. Kommt man später ins Tal und hat in seiner Herberge keine Gelegenheit zur Verköstigung, kann man auch nach Sperrstunde noch speisen, sofern man einen privaten Vertrag unterzeichnet, der auf Eigenverantwortung abzielt.

In der Fußgängerzone mit charmanten Läden, schicken Boutiquen, einladenden Bars und mit Spezialitäten lockenden Restaurants tummeln sich neben zahlreichen Ordnungshütern auch relativ viele Schaulustige. Eine kleine Ansammlung um einen Stehtisch im Schanigarten einer Sportbar wird vom Kellner prompt aufgelöst: "Solo quattro persone", sagt er höflich, aber bestimmt.

Viele Städter haben hier in Cortina einen Zweitwohnsitz. "Sie nützten dies in den vergangenen Monaten verstärkt für Smart Working", sagt Eleonora Colli vom Cortina-Marketing. Es handelt sich dabei um rund 25.000 Betten, während nur 5.000 Hotelbetten zur Verfügung stehen. Wirtschaftlich kam Cortina damit relativ gut über die Runden, auch wenn die Winter-Nächtigungen von 420.000 im Jahr 2019 auf 360.000 in 2020 zurückgingen und die Zahlen diese Saison noch weiter in den Keller rasseln werden. (Thomas Hirner, 11.2.2021)