Michael Liendl trifft des Öfteren für den WAC.

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Die letzten Tage muss Michael Liendl erst einmal Revue passieren lassen. Vor dem Cup-Aus gegen den LASK wurde der WAC-Kapitän auf die Tribüne verbannt. Es folgte die Entlassung von Trainer Ferdinand Feldhofer. Am Sonntag stand der 35-jährige Mittelfeldspieler beim 4:0-Sieg der Wolfsberger wieder auf dem Platz, steuerte unter Neo-Coach Roman Stary ein Tor zum 4:0-Sieg gegen Ried bei.

Von einer Revolution der Spieler war die Rede, Feldhofer habe den Machtkampf in der Kabine verloren. "Ich werde nun als Revoluzzer dargestellt, aber das bin ich nicht. Ist man ein Revoluzzer, weil man seine Meinung sagt?", fragt Liendl im Gespräch mit dem STANDARD.

Fakt ist, dass der WAC unter Feldhofer erstmals den Aufstieg ins Sechzehntelfinale der Europa League schaffte und damit das erfolgreichste Europacup-Kapitel der Kärntner Klubgeschichte geschrieben hat. Fakt ist auch, dass Liendl für diesen Erfolg zu einem großen Teil mitverantwortlich ist. "Jedes unserer Tore geht in erster oder zweiter Instanz über seinen Fuß. Da versteht man es nicht, dass er bereits in den letzten Wochen nicht gespielt hat", sagt Verteidiger Michael Novak. Liendls Statistik in 20 Bundesliga- und sieben Europa-League-Partien: zwölf Tore, elf Assists.

Ein anschwellender Konflikt

"Es war ein Prozess über mehrere Wochen, gegärt hat es schon länger, es gab Ungereimtheiten", sagt Liendl zur Auseinandersetzung mit Feldhofer. Eskaliert ist die Situation am Tag vor dem Cup-Halbfinale gegen den LASK. Es soll einen lautstarken Eklat gegeben haben beim Abschlusstraining. "Das war ein Schock, keiner hat das kommen gesehen. Es sind viele Sachen geschrieben worden, die nicht stimmen. Wir haben das Training dann nicht frühzeitig verlassen. Fakt ist auch, dass das eine oder andere Problem da war, das müssen wir gar nicht wegdiskutieren."

Feldhofer ließ Liendl nach der Winterpause in fünf Bundesligapartien nur einmal länger als 45 Minuten mitwirken. "Ich verstehe nicht, warum ich nicht mehr Minuten gespielt habe. Ich habe der Mannschaft immer geholfen." Liendl spricht von unterschiedlichen Auffassungen von Fußball und dass er die Entscheidung über Trainerwechsel nicht getroffen habe, sondern der Verein. "Ich habe nicht alles richtig gemacht, er auch nicht. Fehler passieren."

Feldhofer sagte nach seiner Entscheidung, Liendl aus dem Kader zu streichen, er sei der Cheftrainer und müsse bestimmen. "Wir brauchen nicht Freunde sein, es muss einfach professionell sein und das Beste für den Verein herausschauen. Und ich habe den Eindruck gehabt, dass einige Spieler seit längerer Zeit nicht mit hundert Prozent bei der Sache sind aus verschiedenen Gründen."

In der laufenden Saison steht Wolfsberg als Fünfter vor dem Einzug in die Meistergruppe, trotz Dreifachbelastung und des Abgangs von Torjäger Shon Weissman im Sommer. Neo-Coach Stary stellte beim Sieg in Ried von einer Dreierkette auf eine 4-4-2-Formation mit Raute um. "Dass Liendl zuletzt nicht spielte, ist verständlich, wenn man die Gedanken des alten Trainerteams kennt. Aber heute hat man seine Klasse gesehen", sagte Stary, der aber nicht vergaß, die gute Arbeit von Vorgänger Feldhofer zu loben.

Liendl: "Ich kann in den Spiegel schauen, bin kein schadenfroher Mensch, der jubelnd durch die Gegend läuft. Dafür kenne ich das Fußballgeschäft schon zu lange." (Florian Vetter, 8.3.2021)