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Markus Braun, Ex-Manager von Wirecard, sitzt derzeit in U-Haft. Diese wurde vorerst verlängert.

Foto: AP / Matthias Schrader

In der Causa Wirecard könnte Innsbruck künftig ein möglicher Schauplatz von Verhandlungen werden. Denn Ex-Wirecard-Chef Markus Braun hat laut dem Zentralen Melderegister einen Hauptwohnsitz in Kitzbühel, berichtete die Tiroler Tageszeitung (TT, Dienstagsausgabe). Das Innsbrucker Landesgericht kläre nun diese Frage, heißt es. Brauns Anwälte bestreiten aber, dass der Ex-Manager dort einen Hauptwohnsitz führt.

Braun habe diesen aufgegeben und sei nur mehr "sporadisch zu Freizeitzwecken und an Wochenenden und in Urlaubszeiten" in seiner Kitzbüheler Villa gewesen, seine Familie lebe in Wien, wurden die Anwälte zitiert. Er habe es "versehentlich unterlassen" den Wohnsitz im Wintersportort abzumelden. Braun hatte sich allerdings laut Kaufvertrag dazu verpflichtet, keinen Freizeitwohnsitz zu begründen, so die TT. Die 11,7 Millionen Euro teure Villa soll er 2013 gekauft haben.

"Wenn sein Hauptwohnsitz in Kitzbühel ist, dann wären Klagen gegen Braun und gegen den Wirtschaftsprüfer EY in Innsbruck möglich", sagte Anwalt Michael Poduschka, der einen Mandanten vertritt, der eine Schadensersatzklage gegen Braun eingebracht hat. Nach Poduschkas Ansicht seien in Innsbruck raschere Verfahren und höhere Schadensersatzzahlungen möglich als in Deutschland. Dort könne das Verfahren nämlich auch "zehn Jahre dauern", so der Anwalt.

U-Haft verlängert

Der ehemalige Wirecard-Chef Braun sitzt in Deutschland in Untersuchungshaft. Dort wird er vorerst auch bleiben. Das Oberlandesgericht München ordnete die Fortdauer der Untersuchungshaft an, wie ein Gerichtssprecher am vergangenen Freitag sagte. Die nächste Haftprüfung stehe in drei Monaten an. Auch für einen zweiten Beschuldigten wurde die Untersuchungshaft verlängert.

Braun sitzt seit dem vergangenen Sommer in Untersuchungshaft in Deutschland im Gefängnis in Augsburg-Gablingen. Die Ermittler fürchten, er könnte sich in seine Heimat Österreich absetzen. Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und anderen Managern des Wirecard-Konzerns bandenmäßigen Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche vor – es gilt die Unschuldsvermutung.

Nach dem zweiten Ex-Manager Jan Marsalek wird weltweit gefahndet. Marsalek war wenige Stunden nach dem Fall von Wirecard im Juni des Vorjahres verschwunden und ist seither flüchtig.

Zurück nach Kitzbühel: Braun ist dort übrigens Nachbar von Alexander Schütz, Gründer und Chef von C-Quadrat. Das geht aus einem Brief von Braun an die Baubehörde in Kitzbühel hervor, in dem Braun in einige Bauvorhaben auf dem Nachbargrundstück (Carport, Pool, Nebenräume; Schütz wird namentlich genannt) einwilligt. Die diesbezügliche E-Mail liegt dem STANDARD vor. Schütz sitzt derzeit – noch – im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Diesen Job hat Schütz nur noch bis Mai, dann legt er das Mandat zurück. Die Hauptversammlung soll statt Schütz VW-Finanzchef Frank Witter (61) in das Kontrollgremium berufen.

Schütz wurde eine E-Mail an Braun zum Verhängnis. Ende Februar 2019 hatte Schütz in einer persönlichen Mail an Braun geschrieben, Wirecard solle die Financial Times wegen ihrer kritischen Berichte über Wirecard "fertigmachen". Die E-Mail wurde im Jänner im U-Ausschuss publik. Daraufhin hatte sich die Deutsche Bank in deutlichen Worten von Schütz distanziert. Sowohl Inhalt als auch Haltung der zitierten Aussage in der E-Mail seien "inakzeptabel". (Bettina Pfluger, 17.3.2021)