Gründer Benjamin Hadrigan kritisiert die Offensive der Lehrergewerkschaft scharf

Foto: Lernsieg/Katharina Wocelka

Kaum eine App hat für so viel Aufregung gesorgt, wie die kontroverse Plattform "Lernsieg", bei der Lehrer und Schulen anonym mit Sternen und Kommentaren bewertet werden können. Knapp eineinhalb Jahre nach dem Launch sieht sich das Wiener Startup nun mit einer Reihe von Klagen konfrontiert, die das Unternehmen in eine finanzielle Notlage dränge, behauptet Gründer Benjamin Hadrigan in einer Aussendung. Um mit den finanziellen Kosten zurechtzukommen, startet das Unternehmen nun eine Spendenaktion.

Zwei Launches

Im Herbst 2019 ist die Lehrerbewertungs-App an den Start gegangen und sorgte prompt für Kritik und datenschutzrechtliche Bedenken vonseiten der Lehrergewerkschaft. Rund 90.000 Lehrer sind über die App einsehbar und können von jedem, der eine Telefonnummer besitzt, mit Sternchen in verschiedenen Kategorien bewertet werden. Kurz nach dem Launch musste die App jedoch wieder offline genommen werden, als Grund gab Gründer Benjamin Hadrigan, der zum Start der App 17-Jahre alt war, an, eine Flut von Hassnachrichten erhalten zu haben. Nachdem die Datenschutzbehörde die App als unbedenklich eingestuft hatte, ging "Lernsieg" Anfang 2020, mit neuer Kommentarfunktion und Investoren im Gepäck, ein zweites Mal online.

35 Datenschutzverfahren

Wie das Unternehmen in einer Aussendung schreibt, sieht es sich nun mit einer Flut an Klagen konfrontiert. Im vergangenen Februar wurde eine Musterklage eines HTL-Lehrers und Gewerkschafters, der seine Persönlichkeitsrechte verletzt sieht, abgewiesen. Die Lehrergewerkschaft ist nun dagegen in Berufung gegangen.

Der Presseaussendung zufolge habe das Wiener Startup zurzeit mit vier weiteren Zivilklagen und 35 Datenschutzverfahren, von welchen 18 bereits abgewiesen seien, zu kämpfen. Hadrigan wirft der Lehrergewerkschaft vor, das Unternehmen nun mit diesem Vorgehen auf finanziellem Wege ruinieren zu wollen. Aufgrund der hohen Gerichts- und Anwaltskosten drohe der Lehrerbewertungs-App das Aus, meint Hadrigan und bittet nun um finanzielle Hilfe in Form von Spenden. Da Hadrigan bei den Rechtsstreitigkeiten auch privat verklagt wurde, steige der finanzielle Druck auch für ihn.

“Keine Charity-App“

Auch wenn das Wiener Startup die Spendenkampagne im Namen der "Demokratie und Transparenz im Schulsystem" gestartet hat, handelt es sich bei der App nicht um ein gemeinnütziges Projekt. In einer Pressekonferenz zum zweiten Start der App stellte Investorin Carmin Schnedel klar: "Wir sind keine Charity-App. Natürlich wollen wir Geld verdienen", wie DER STANDARD berichtete. Dies würde man in Form von klassischer Werbung oder der Vermittlung von Nachhilfelehrern planen. Für die Entwicklung solcher Monetisierungssysteme fehle jedoch aufgrund der Klagen und der Corona-Krise das Geld, meinte Hadrigan. (hsu, 20.03.2021)