Die Konsumkurve zeigt steil nach oben? Wenn es denn nur so wäre. Der private Konsum brach in der Krise besonders stark ein, wird aber laut Wifo-Prognose noch länger unter dem Vorkrisenniveau verharren – sogar dann, wenn bald alles geöffnet wird.

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Wer tief genug fällt, für den kann es irgendwann nur noch bergauf gehen. Diese Binsenweisheit bewahrheitet sich heuer auch für Österreich: Nach einem dramatischen Wirtschaftseinbruch 2020 kann es im Vergleich zum Vorjahr nur noch besser werden. Die beiden Forschungsinstitute Wifo und IHS haben am Freitag ihre neuen Prognosen vorgelegt, und tatsächlich gehen beide davon aus, dass die Konjunktur wieder etwas anziehen wird.

Allerdings: Von einem starken Comeback kann vorerst keine Rede sein. Das Wifo hat gleich zwei Szenarien vorgelegt: eines, das davon ausgeht, dass es ab März keine weiteren Lockdowns mehr gibt, und eines, das erneut mit einer vierwöchigen Schließung des Handels und der personenbezogenen Dienstleister rechnet. Aus heutiger Sicht dürfte Letzteres realistischer sein, denn der Osten Österreichs wird fix heruntergefahren für eine Woche, und die Ampelkommission fordert ähnliche Maßnahmen für den Rest des Landes mit Ausnahme Vorarlbergs.

Im Lockdown-Szenario rechnet das Wifo mit einem Wirtschaftswachstum von mageren 1,5 Prozent für heuer. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaftsleistung um 6,6 Prozent zurückgegangen. Die Arbeitslosigkeit wird etwas abnehmen, bleibt allerdings weit über dem Vorkrisenniveau: Im Jahresdurchschnitt 2020 waren rund 410.000 Menschen arbeitslos gemeldet, dieser Wert wird auf etwas mehr als 380.000 Menschen zurückgehen. Zum Vergleich: Vor der Pandemie waren es somit immer noch gut 80.000 Arbeitslose weniger. Die Zahl der Schulungsteilnehmer ist hier nicht inkludiert.

Langsame Rückkehr

Erst Ende 2022 wird die Wirtschaftsleistung in diesem Lockdown-Szenario wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

Dass es wirtschaftlich nicht noch tiefer bergab ging und geht, liegt zu einem guten Teil an der Industrie: Die Ausfuhren von Maschinen, Autoteilen und anderen Gütern hat bereits wieder deutlich angezogen. Ebenfalls überraschend stabil geblieben ist die Bauwirtschaft. Dramatisch eingebrochen ist dagegen der Konsum, hier wird es zu einer Erholung kommen, die aber angesichts der Einschränkungen zunächst nur schleppend verläuft. Selbst bis Ende 2022 wird der Konsum nicht das Vorkrisenniveau erreichen.

Im Gegensatz zu den Pressegesprächen der vergangenen Monate gab es diesmal sogar kritische Anmerkungen zu der Hilfspolitik der türkis-grünen Regierung, wenn auch extrem vorsichtig formuliert. Wifo-Chef Christoph Badelt forderte für "niedrige Einkommensbezieher" mehr Unterstützung. Er sprach konkret die Zuzahlungen zum Arbeitslosengeld an, die es sechs Monate lang bis Ende 2020 gegeben hatte, in Höhe von 150 Euro pro Monat. Diese Maßnahme sollte wiederholt werden, so Badelt. Unter anderem deshalb, weil hier eine höhere Unterstützung direkt in den Konsum fließen und damit die Konjunktur stützen würde.

Ohne Lockdown geht das Wifo von einem Wachstum von 2,3 Prozent für heuer aus. Das IHS selbst rechnet mit einem Plus von 2,6 Prozent für heuer, ein neuer Lockdown ist hier nicht eingerechnet.

Erst für 2022 sind beide Institute schon deutlich optimistischer, das Wifo rechnet hier mit deutlich über vier Prozent Wachstum.

Die heimische Industrie gehört nicht zu den großen Krisenverlierern. Besonders herb waren und sind die Umsatzeinbrüche jedoch in Gastronomie, Tourismus, Veranstaltungen, Mobilität und bei körpernahen Dienstleistern.
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Mit Blick auf europaweite Zahlen zeigt sich: Österreich erholt sich deutlich verhaltener vom pandemischen Wirtschaftseinbruch als das europäische Ausland. Zwar wird Österreich laut Wifo 2022 mehr oder weniger im europäischen Durchschnitt liegen. Heuer dürfte das Wachstum im Euroraum mit durchschnittlich 3,9 Prozent aber um einiges kräftiger ausfallen als hierzulande, diesen Rückstand dürfte Österreich nicht so rasch verringern.

Badelt forderte für die Zeit nach dem Abklingen der Pandemie ein Konjunkturprogramm zur Wirtschaftsbelebung.

Große Differenzen

Noch größer ist der Unterschied zu Großbritannien, China und den USA. Die aus der EU ausgetretenen Briten sollen heuer und nächstes Jahr jeweils um rund fünf Prozent wachsen. Den USA verhilft das dort jüngst auf den Weg gebrachte Konjunkturprogramm heuer zu einem BIP-Zuwachs von sechs Prozent, China soll heuer sogar um mehr als acht Prozent wachsen. (András Szigetvari, Aloysius Widmann 26.3.2021)