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"Ein verbessertes Situationsbewusstsein, das den Informationsaustausch und die Entscheidungsfindung in einer Vielzahl von Szenarien ermöglicht": Das verspricht sich das US-Militär von einer Kooperation mit Microsoft. Der US-Konzern soll der Armee nämlich mehrere Tausend Augmented-Reality-Headsets liefern, die auf der Hololens-Technologie basieren. Mit einer Laufzeit von zehn Jahren soll der Auftrag bis zu 21,88 Milliarden Dollar wert sein, wurde Mittwoch bekannt.

Einen entsprechenden Auftrag erhielt Microsoft bereits 2018, damals war die Rede von bis zu 100.000 Exemplaren der AR-Brille Hololens, die das Militär erwerben wolle. Die neue Abmachung soll nun darauf aufbauen, im Detail gehe es um die Entwicklung von 120.000 Headsets, die auf dem von der Armee entworfenen Integrated Augmentation System (IVAS) basieren sollen. Als Basis dafür soll die zweite Version der Hololens dienen, erweitert um Funktionen, die auf die Bedürfnisse von Soldaten zugeschnitten seien.

Schon bald in Produktion

"Microsoft hat in den letzten zwei Jahren eng mit der US-Armee zusammengearbeitet. Gemeinsam haben wir Pionierarbeit im Soldier Centered Design geleistet, um ein schnelles Prototyping für ein Produkt zu ermöglichen, das den Soldaten die Werkzeuge und Fähigkeiten bietet, die sie zur Erfüllung ihrer Mission benötigen", ist in einem Blogbeitrag des Unternehmens zu lesen. Die neueste Ankündigung markiere zudem den Übergang von einem Prototyping-Prozess hin zur Produktion und zum Rollout.

Noch im Februar 2019 wendeten sich 50 Microsoft-Mitarbeiter mit einem offenen Brief gegen das Projekt und forderten einen Rückzug des Konzerns aus dem Bereich militärische Entwicklungen. In einem Interview mit CNN Business verteidigte Microsoft-CEO Satya Nadella damals den Deal mit dem US-Verteidigungsministerium: "Wir haben eine prinzipielle Entscheidung getroffen, Institutionen in frei gewählten Demokratien keinerlei Technologien vorzuenthalten."

Auch für Hunde getestet?

Augmented Reality wird jedoch nicht nur für den Einsatz mit Soldaten getestet. Wie der STANDARD vergangenen Oktober berichtete, führte das US-Militär nämlich bereits entsprechende Brillen für Kampfhunde vor. Einem Bericht von "The Verge" zufolge soll damit ermöglicht werden, den Tieren Befehle aus der Ferne zu geben. Entwickelt wird die Technologie von der Firma Command Sight.

In der Praxis würden solche Hunde häufig beim Sichern von Sprengstoff oder bei der Sichtung von Gefahren zum Einsatz kommen. Anweisungen würden Soldaten bisher per Handzeichen oder Laserpointer geben. In der Schutzbrille würden stattdessen visuelle Reize angezeigt werden, auf die sie trainiert werden können. Dadurch sollen sie an ihren Zielort geführt werden.

Ein weiterer Milliardendeal

Für Microsoft bedeutet dieser Deal unterdessen eine weitere Kooperation mit dem Verteidigungsministerium. Zehn Milliarden Dollar soll der IT-Konzern nämlich für die Umsetzung des sogenannten JEDI-Projekts zum Aufbau eines Cloud-Systems erhalten, wie das Pentagon im September 2020 mitteilte. Microsoft-Konkurrent Amazon wirft unterdessen Ex-Präsident Donald Trump vor, sich aus politischen Gründen unrechtmäßig in den Vergabeprozess eingemischt zu haben. Microsoft sei den Amazon Web Services technisch unterlegen, so die Behauptung. Der STANDARD berichtete. (mick, 1.4.2021)