Die Hoteliers Michael Niederer und Andreas Wessely wohnen und arbeiten inmitten von Kuriositäten und Erinnerungsstücken in Wien-Alsergrund. Auf die erste Party nach Corona freuen sie sich hier heute schon.

"Wir sind vor sieben Jahren auf unsere Mietwohnung im neunten Bezirk gestoßen. Ich hab sie im Internet gefunden, so wie fast alles in meinem Leben. Nur den Andi nicht! Zwei Jahre später wurde dann auch noch das Büro nebenan frei.

Andreas Wessely (vorne) und Michael Niederer daheim. Hier leben sie seit sieben Jahren.
Foto: Lisi Specht

Seither haben wir also unser Studio direkt neben unserer Wohnung. Wir haben wahnsinnig viel umgebaut und saniert und Wände durchgebrochen. Ich kann ja nicht zu meinen Kunden sagen, wie sie sich ihre Wohnungen einrichten sollen – und bei uns ist alles abgenudelt. Wenn nicht gerade Corona ist, dann machen wir in unserer Wohnung für Geschäftspartner auch gern Abendessen und empfangen internationale Kunden. Alles ist immer total ungezwungen. Meine Mama macht für solche Anlässe auch die besten Schinkenkipferln der Welt!

Wie man sieht, sind wir total flohmarktsüchtig. Unsere Möbel kommen von überall her. Vieles ist vom Naschmarkt oder von Flohmärkten in Budapest und Kolumbien. Wir kaufen auf Reisen immer viel ein. Meistens kaufen wir uns dann gleich noch ganz billige Koffer am Flohmarkt dazu, damit wir unsere Einkäufe nach Hause transportieren können.

"Ich kann ja nicht zu meinen Kunden sagen, wie sie sich ihre Wohnungen einrichten sollen – und bei uns ist alles abgenudelt", sagt Michael Niederer.
Fotos: Lisi Specht

Der Bus ist zum Beispiel von einem Karussell aus Frankreich. Den haben wir zufällig in einem Geschäft in Wien gefunden, und er musste einfach sein. Damit sind meine Neffen sogar schon durch die Wohnung gekurvt. Und der Elefant kommt aus Hamburg, er macht leider nur noch Brummgeräusche, mehr nicht.

Wir sammeln solche Blödheiten und Kuriositäten und haben einen ganzen Keller voller Gegenstände. Es kommt immer wieder etwas Neues dazu. Das kommt erst in den Keller und wandert dann entweder in die Wohnung oder in eines unserer Hotels. Einrichtung muss fröhlich machen!

Ich finde es schwer, unseren Wohnstil zu beschreiben. Wichtig ist immer, dass es zu den Menschen passt. Ich hab sicher einen verrückten Geist und Andreas auch. Das verbindet uns so schön. Und daher spiegelt unser Wohnen auch unsere innere Buntheit wider.

"Wie man sieht, sind wir total flohmarktsüchtig", sagt Michael Niederer.
Fotos: Lisi Specht

Und dann haben wir noch Gegenstände, mit denen wir einfach wahnsinnig viel verbinden. Das Klavier ist von Andis Vater, die Sessel sind von meinem Urgroßvater. Den Esstisch hat sich Andi um sein erstes selbstverdientes Geld gekauft. Nur mit der Küche sind wir noch nicht zufrieden. Sie stammt noch vom Vormieter. Aber so ist das. Alles wächst, und das macht eine Wohnung charmant.

Als Hotelier hat man es in Zeiten von Corona ja nicht so leicht. Dafür ist unser zweites Standbein, Interior Design, derzeit ganz wichtig. Ich merke, dass sich durch Corona wahnsinnig viel beim Wohnen ändert. Es wird in Zukunft zu Hause mehr Rückzugsmöglichkeiten brauchen. Es braucht ein ruhiges Platzerl für die Kinder und getrennte Arbeitsplätze für die Eltern.

Und es wird auch total wichtig werden, dass man zu Hause einen Bereich hat, in dem nicht gearbeitet wird. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss: Bei uns verschmilzt das alles sehr. Wir empfinden es nicht so, aber andere würden wohl sagen, dass wir nonstop arbeiten. Wir sehen das anders, weil wir einen Riesenspaß dabei haben.

Viele Gegenstände kommen vom Naschmarkt oder von Flohmärkten in Budapest oder Kolumbien.
Fotos: Lisi Specht

Eine Wohnung muss einem eben eine gewisse Freiheit geben. Und sie muss einen beschützen und immer im richtigen Moment auffangen. Genau das macht diese Wohnung. Wir sind hier superhappy und haben uns damit unseren Wohntraum erfüllt.

Wir hatten hier ja schon Riesenfeste. Auf unserer Christmas-Party 2019 waren 400 Gäste. Da kommt jeder, den wir mögen. Natürlich auch die Nachbarn und die Leute von vis-à-vis. Da geht natürlich auch einmal etwas kaputt, und dann muss man wieder irgendwo ausmalen. Aber auf die nächste Party nach Corona freuen sich alle heute schon!" (17.5.2021)