Wirtschaftlich gesehen stehen die Zeichen langsam wieder auf Erholung. Die Nachwirkungen der Krise werden die Menschen aber noch länger beschäftigen. Der Arbeitsmarkt wird sich frühestens 2023 erholen, die Pleitewelle bei Unternehmen und Privatpersonen rollt wohl erst an.

Finanziell gerieten viele mit der Pandemie in eine finanzielle Schieflage, weil sie Einkommensverluste durch Kurzarbeit hinnehmen mussten oder ihren Job verloren. Daten der OECD und des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) zeigen, dass die Löhne in Österreich im Vorjahr real um 0,7 bzw. 0,8 Prozent zurückgegangen sind. Seit Mitte 2020 trifft es zunehmend Menschen aus der klassischen Mittelschicht, wie der Geschäftsführer der Schuldnerberatung Niederösterreich, Michael Lackenberger, dieser Tage erklärte.

Vor diesem Hintergrund überraschen die Ergebnisse einer neuen repräsentativen Umfrage kaum. Im Hinblick auf die eigenen Finanzen ist der Pessimismus bei den Österreichern kräftig gewachsen. In der Studie "Liquidität 50 plus" der deutschen Teambank hat sich für 37 Prozent der Befragten die finanzielle Situation aufgrund der Corona-Krise verschlechtert.

Die vergangenen Monate waren für alle Menschen schwierig. Finanziell hat es manche ganz besonders hart getroffen.
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Damit schätzen zwar 64 Prozent ihre Lage immer noch als gut bis sehr gut ein. Im Vorjahr waren es allerdings noch um 17 Prozentpunkte mehr. Insgesamt erreicht das bereits zum sechsten Mal ermittelte Liquiditätsbarometer, das sowohl die derzeitige Lage als auch die künftige Erwartung berücksichtigt, in diesem Jahr den bisher tiefsten Wert. Im Vergleich zum Vorjahr verlor das Barometer mehr als ein Drittel. Wobei der Zeitpunkt der Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Yougov unter 1.331 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren durchgeführt hat, wohl eine Rolle bei der Einschätzung spielt: Im Februar 2021 waren die Aussichten wenig berauschend, geimpft war kaum jemand, Lockdown folgte auf Lockdown. Es schien, als ginge die Pandemie nie vorbei.

So gesehen ist die Zahl der Optimisten geradezu hoch: Immerhin rechnete die Hälfte der Bürger und Bürgerinnen in Zukunft mit einer Verbesserung. Aber auch da gilt: Es war schon einmal besser. Vor einem Jahr waren es 53 Prozent. Der Index liegt derzeit bei 17 Punkten. Ein deutlicher Absturz im Vergleich zum Vorjahr, als das Barometer noch 28,60 Punkte verzeichnete. Der bisherige Höchstwert wurde 2016 mit 34,18 Punkten erreicht. Auch wenn wiederholt betont wird, wie sehr junge Menschen unter der Krise leiden, finanziell spiegelt sich das zumindest in dieser Umfrage nicht wider: Wirft man einen genaueren Blick auf die Altersgruppen, so fällt es offenbar den Älteren schwerer, sich den negativen Auswirkungen in der Pandemie zu entziehen.

Die Generation 50 plus erleidet beim Blick auf ihre Finanzen den größten Stimmungseinbruch. Ihre finanzielle Lage schätzen nur 61 Prozent als positiv ein – 24 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Der Liquiditätsindex für diese Altersklasse rutschte von 21,05 Punkten im Jahr 2020 auf derzeit nur noch 7,5 Punkte ab. Nicht ganz so dramatisch ist der Einbruch bei den über 30-Jährigen, aber auch hier kühlt sich die Stimmung ab. Zum Vergleich: Der Index für die unter 30-Jährigen fiel nur um 2,7 auf 29,25 Punkte. Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB-Schuldnerberatungen, hat einige Erklärungsansätze: In der Altersgruppe 50 plus sorgten sich wohl mehr Menschen um ihre Existenz. Die Angst, bei Jobverlust keine Chance auf einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu haben, sei da sicher groß.

Die Stimmung ist vor allem bei über 50-Jährigen oft im Keller.
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Das Thema Arbeitslosigkeit schlägt auch bei den Schuldnerberatungen auf. Im Vorjahr waren 38 Prozent der Ratsuchenden arbeitslos. Auch wenn sich bei der Verschuldung der größte Anteil bei den 31- bis 40-Jährigen finde, die Schuldenhöhe sei bei den über 51-Jährigen am höchsten. "Mit Zins und Zinseszins werden aus 20.000 schnell einmal 60.000", sagt Mitterlehner. Dazu kämen gescheiterte Selbstständige. Sie machen schon jetzt eine große Gruppe in den Beratungsstellen aus. "Gründet jemand, weil er keinen ordentlichen Job findet, steht ein Unternehmen ohnehin auf wackeligen Beinen. In Krisenzeiten knicken sie schnell ein", sagt Mitterlehner.

Frauen besonders betroffen

Für Wifo-Forscherin Christine Mayrhuber ist die schlechte Stimmung bei der Gruppe 50 plus zumindest für die 50- bis 64-Jährigen erklärbar. Sie war und ist von Arbeitslosigkeit stark betroffen, das gelte besonders für Frauen. "Frauen verdienen ohnehin weniger. Wenn sie den Job verlieren, haben sie gleich einmal 40 Prozent netto weniger auf dem Konto." Aber auch Männer in dieser Altersgruppe trifft Langzeitarbeitslosigkeit besonders oft.

Anders sehe es bei den über 65-Jährigen aus. Der Anstieg der Pensionen lag mit drei Prozent deutlich über dem Lohnwachstum. "Die Pensionen waren auf der sicheren Seite und ein stabilisierender Faktor", sagt Mayrhuber und macht sich eher Sorgen um die Jungen: Berufseinsteiger seien von der Krise schwer betroffen. (Regina Bruckner, 14.5.2021)