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Bei Smartwatches ist das Schicksal besiegelt: Neue Hardware von Samsung läuft mit Googles Wear OS. Nur bestehende Geräte sollen bis zu ihrem Supportende noch weitergepflegt werden.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Drew Angere

Eine zeitlang macht es den Anschein, als versuche Samsung sich mit aller Macht von Android zu emanzipieren. Angesichts dessen, dass man bei Googles Betriebssystem in vielerlei Hinsicht nach Googles Regeln spielen muss, forcierte das Unternehmen die Entwicklung eigener Betriebssysteme. Nach kurzen Experimenten mit einem System namens Bada war dies vor allem das Anfang 2012 veröffentlichte Tizen. Technologisch deutlich näher an Linux gehalten als Android sollte es Samsungs Betriebssystem für so ziemlich alles werden: Von Smartphones über Kameras bis zu Fernsehern und Smartwatches.

Abbau

Im Jahr 2021 bleibt von all dem nicht mehr viel übrig: Das letzte Smartphone mit Tizen – das Samsung Z4 – ist mittlerweile bereits knapp vier Jahre alte, bei Kameras sieht es ähnlich aus. Nun folgte der nächste Schlag für das Open-Source-Betriebssystem: Im Rahmen der Entwicklerkonferenz I/O verkündeten Google und Samsung eine neue Partnerschaft rund um Smartwatches. Künftig wolle man gemeinsam an der zugehörigen Software arbeiten.

Bei näherer Betrachtung zeigte sich allerdings schnell: Das mit dem "gemeinsam" ist eher relativ – zumindest was das Betriebssystem selbst anbelangt. Auf kommenden Samsung Smartwatches wird Googles Wear OS laufen. Manch gemeinsame Optimierung mag man zwar vorgenommen haben, mit Tizen hat das aber nichts mehr zu tun. Dieses soll lediglich auf älteren Smartwatches bis zu deren Supportende weiter gepflegt werden. Die Zukunft gehört aber auch bei Samsung künftig Wear OS.

Zukunftsfragen

All das wirft logischerweise die Frage auf, wie es mit Tizen generell weitergeht. Immerhin ist von den einstigen Einsatzszenarien nur mehr wenig übrig geblieben. Die gute Nachricht für Tizen-Fans: Es geht weiter – zumindest vorerst. In einer Stellungnahme gegenüber Protocol betonte der südkoreanische Hardwarehersteller: "Tizen ist auch in Zukunft die Standardplattform für unsere Smart-TVs".

Eine Formulierung, die allerdings auch nur begrenzt definitiv – und vor allem nicht exklusiv – klingt. Insofern bleibt abzuwarten, wie es in diesem Bereich langfristig weitergeht. Ist doch kaum zu übersehen, dass sich das Verhältnis zwischen Google und Samsung im vergangenen Jahr massiv verbessert hat. Vor allem aber hat Google mit Android TV eine eigene Smart-TV-Plattform im Angebot, die noch dazu zuletzt wieder deutlich mehr Zuneigung von dem Softwarehersteller erfahren hat. Gegen einen solchen Wechsel spricht wiederum, dass Samsung mit Tizen bei Smart-TVs durchaus erfolgreich ist.

Konsequentes Vorgehen

Der Richtungswechsel Samsungs mag wie ein Rückzug erscheinen, er ist aber durchaus logisch. Während Android in früheren Jahren etwa auf Einsteiger-Smartphones nur eine begrenzt erfreuliche Angelegenheit war, hat sich diese Situation mittlerweile stark gebessert – sowohl durch Optimierungen an Android als auch Fortschritten bei der Hardware. Da wird dann das App-Ökosystem erheblich wichtiger, und dieses ist nun mal bei Android um ein Vielfaches größer. Samsung ist es nie wirklich gelungen, die Begeisterung von Drittentwicklern für Tizen zu entfachen – zumindest jenseits von Smart-TVs. (Andreas Proschofsky, 23.05.2021)