Die Visualisierungen sind vielversprechend, der Name sorgt aber eher nur für Versprecher: "Grasblau" heißt das Bürogebäude, das die österreichische CA Immo AG gerade im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg errichtet.

Grasblau?

Unweit des Berliner Potsdamer Platzes baut die CA Immo gerade am Büroobjekt "Grasblau". Der berührungsfreie Zugang zum Gebäude ist in Pandemiezeiten ein Asset.
Visualisierung: CA IMMO

Die Website des Projekts lässt ein Wortspiel mit "Glasbau" erahnen. "Wer im Grasblau sitzt, muss auf Berlin nicht verzichten", heißt es dort, und das soll heißen, dass man vom Gebäude relativ rasch am Potsdamer Platz und dann auch mitten in Berlin sein wird. Im Wort "Grasblau" steckt aber irgendwie natürlich auch das grüne Gras drin, das zumindest laut Visualisierung auf dem Dach geplant ist und dort um eine Lichtkuppel herum wachsen soll. Das Gebäude wird als Green Building entwickelt, eine Zertifizierung nach DGNB in Gold ist mindestens eingeplant. Für die Pläne zeichnet das Berliner Architekturbüro HPP Architekten verantwortlich.

Ein Gehirn für ein Gebäude

Mit dem Projekt will die CA Immo aber auch "die konsequente Entwicklung von innovativen Smart Commercial Buildings fortsetzen". Da liegt die Latte hoch, denn das erste solche "schlaue" Gebäude der CA Immo entstand direkt vor dem Berliner Hauptbahnhof und nennt sich "Cube". Dieses war mit hunderten Sensoren und einer zentralen, mitlernenden Steuerung (genannt "Brain"), mit der sich das Gebäude sehr effizient betreiben lässt, ein State-of-the-Art-Projekt, das gemeinsam mit der RWTH Aachen umgesetzt wurde. 2020 verkaufte die CA Immo das Gebäude dann allerdings an Investor Nuveen Real Estate.

Das Bürogebäude "Grasblau" soll im Herbst 2022 fertiggestellt sein.
Visualisierung: CA IMMO

Das Know-how will man aber natürlich mitnehmen und weiterentwickeln, unter anderem eben im Projekt "Grasblau", das wieder mit zahlreichen "Digitalisierungsbausteinen", allerdings ohne "Brain", errichtet wird. Aber es wird hier etwa die Möglichkeit zum berührungsfreien Zugang mittels RFID-Karte geben, was unter den Gesichtspunkten der Pandemie natürlich ein Asset ist. Außerdem flächendeckende Versorgung mit 5G-Mobilfunk, und die späteren Mieter werden über eine eigene Gebäude-App noch viele weitere digitale Services nutzen können – etwa eine interne digitale Verwaltung der Zugänge mit der Möglichkeit zur spezifischen Berechtigungsvergabe.

Das Büro der Zukunft

"Das Bürogebäude der Zukunft muss viele Anforderungen unter einen Hut bringen", sagt der CEO der CA Immo AG, Andreas Quint. Es solle ein gesundes und damit neuerdings auch pandemiesicheres, Umfeld bieten, möglichst flexibel gestalt- und nutzbar sein und – wenn’s leicht geht – auch gewissen Ansprüchen an Architektur, Standortqualität, Mieterkomfort sowie auch Nachhaltigkeit gerecht werden. Gar keine so leichte Übung. Vor allem auch deshalb, weil die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Büronutzung noch alles andere als klar sichtbar sind.

Eines aber lässt sich sagen: "Corona hat in vielen Bereichen bereits vorhandene Trends verstärkt." Das gelte für die Digitalisierung, "aber auch in der Führungskultur und in der Folge in der Art und Weise, wie Büros genutzt werden", so Quint. Der Trend zu flexiblen Arbeitsplatzmodellen und Desksharing-Konzepten – und somit die Entwicklung weg von einer reinen Präsenzkultur – werde sich auch nach der Pandemie weiter fortsetzen.

Keine Sorgen

In "Grasblau" soll das alles umsetzbar sein. Die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2022 geplant. Mieter gibt es für die 13.350 m2 noch keine, es finden Gespräche statt. Die CA Immo investiert rund 71 Millionen Euro.

Sorgen, keine Mieter zu finden, macht man sich am stabilen Berliner Büromarkt ohnehin nicht. Auch die jüngsten Erfahrungen sprechen dagegen: Zwei weitere laufende Projekte der CA Immo in der Hauptstadt, "Upbeat" (35.000 m2) und das "Hochhaus am Europaplatz" (23.000 m2) in der Europacity, sind bereits vor Fertigstellung voll vermietet – an Deutsche Kreditbank bzw. KPMG. (Martin Putschögl, 4.6.2021)