Knapp 450 Millionen Einwohner, 27 Staaten, 24 Amtssprachen, eine gemeinsame und acht nationale Währungen, ein Friedensnobelpreis, aber keine Asyl- und Migrationspolitik, die diesen Namen wirklich verdient: Die EU und ihre Mitgliedsstaaten versagen in diesem Bereich, das muss in aller Deutlichkeit gesagt werden.

Griechenland setzt Schallkanonen an der Grenze ein, während Dänemark Asylzentren auslagern will.
Foto: imago images/ANE Edition

Vor allem seit der großen Krise 2015 ist das europäische Verhalten ein einziges Trümmerfeld. Verteilungspläne werden nicht eingehalten und mittlerweile auch gar nicht mehr ernst genommen. An den Außengrenzen ist man unverändert abhängig von Autokraten wie Recep Tayyip Erdoğan und dem marokkanischen König Mohammed VI., dem Spanien jüngst den Ansturm auf die Exklave Ceuta zu verdanken hatte. Und auch die libyschen Milizen sind kein zuverlässiger Partner.

Das von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgelegte Migrations- und Asylpaket ist ein Rohrkrepierer. Gleichzeitig werden gegen die EU-Grenzschutzagentur Frontex immer wieder Vorwürfe wegen ihrer Praktiken laut.

Nun setzt Griechenland Schallkanonen an der Grenze ein, während Dänemark Asylzentren auslagern will. Beide Länder treten internationales Recht mit Füßen. Neu ist, dass so etwas nicht mehr versteckt im Hintergrund passiert, sondern ganz offen und schambefreit. Die Hemmungen werden fallengelassen, mehr und mehr. Wohin das führt? Zu hässlichen Bildern. In Dauerschleife. Willkommen in der EU! (Kim Son Hoang, 4.6.2021)