Christine Catasta lehnte eine mögliche Stelle als Aufsichtsratschefin der Öbag in letzter Minute ab.

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Eigentlich hätte Christine Catasta in der Österreichischen Beteiligungs AG (Öbag) eine ganz andere Rolle spielen können. Sie war im Gespräch als Aufsichtsratschefin bei der Öbag, in letzter Minute lehnte sie den Posten dann aber doch ab.

In der heimischen Wirtschaftslandschaft genießt sie einen guten Ruf, gilt als korrekt. In skandalträchtigen Enthüllungen wie den geleakten Chat-Nachrichten von Thomas Schmid und der Regierungsspitze tauchte ihr Name bisher auch nicht auf. Wer weiß, wie die Dinge dann gekommen wären.

Alles anders

Nun kam es jedenfalls ganz anders, und Catasta löst Schmid als erste Frau an der Spitze der Staatsholding ab, wenn auch nur interimistisch. Wenig verwunderlich, sie soll dem Vernehmen nach auch vor Schmids Rücktritt schon eine gewichtige Rolle in der Holding gespielt haben. Als offizielle Nachfolgerin werde sie sich allerdings nicht bewerben, heißt es in einer Aussendung.

Vergangenen Herbst wurde sie zur Öbag-Direktorin bestellt. Als Prokuristin und Leiterin des Beteiligungsmanagements wurde sie Schmid zur Seite gestellt und zog in Aufsichtsräte mitunter bei der Casinos Austria (Casag) ein, um die Interessen der Republik zu vertreten. Auch bei der Casinos wurde sie vorübergehend als Aufsichtsratsvorsitzende gehandelt.

Lange Karriere bei PwC

In Wirtschaftskreisen ist die 63-Jährige keine Unbekannte. 38 Jahre lang arbeitete sie in der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Von 2018 bis zu ihrer Pensionierung vergangenen Juli leitete sie – als erste Frau – die österreichische Niederlassung des Unternehmens, das zu den sogenannten Big Four der Wirtschaftsprüferbranche zählt.

Neben ihrer Tätigkeit bei der Öbag bekleidet die zweifache Mutter zahlreiche weitere Positionen bei heimischen Unternehmen. Nach ihrer Pensionierung bekam sie ein Aufsichtsratsmandat beim Energiekonzern Verbund, seit Oktober ist sie Aufsichtsratsmitglied in der Erste Bank Österreich. Ihr Ehemann leitet die Erste Stiftung. Weiters sitzt sie im Aufsichtsrat der Austrian Airlines und ist Vorstandsmitglied bei der Österreichischen Luftverkehrs-Privatstiftung und beim Rotary Club Wien-Belvedere.

WU-Studium

Die beeidete Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin absolvierte von 1981 bis 1986 ein Diplom- und Doktoratsstudium an der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihr Spezialgebiet war Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung. An ihren Qualifikationen hat noch nie jemand gezweifelt. (Andreas Danzer, 8.6.2021)