Westliche Ernährungsgewohnheiten, Fett, Fruktose und viele Fertigprodukte in Kombination mit zu wenig Bewegung sind nahezu eine Garantie für eine nichtalkoholische Fettlebererkrankung.

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Immer mehr Österreicher erhalten beim Arzt die Diagnose Fettleber. "Etwa 20 bis 30 Prozent der Erwachsenen haben bereits eine verfettete Leber, und die Tendenz steigt", sagt Petra Munda, Fachärztin für Lebererkrankungen an der Medizinischen Universität Wien. Da eine Fettleber keine Beschwerden macht, wird sie meist eher zufällig bei einer routinemäßigen Ultraschalluntersuchung des Bauchraums entdeckt.

Oft ein Warnsignal

Aber auch wenn die Fettleber an sich keine schlimme Diagnose ist, sollte es ein Warnsignal sein, sagt Munda: "Sie ist ein eindeutiges Symptom eines ungesunden Lebensstils." Und der lässt nicht nur die Leber verfetten, sondern erhöht auch das Risiko für andere Erkrankungen. "Wer eine Fettleber hat, sollte daher auch andere Körperwerte kontrollieren lassen, wie Blutfette, Harnsäure, Blutzucker, oder öfter Blutdruck messen." Selbst wenn diese Werte noch im Rahmen sind, so werden auch sie durch einen unverändert ungesunden Lebensstil früher oder später entgleisen.

Die Leber entgiftet nicht nur das Blut, sie speichert auch überschüssige Energie in Form von Fett. "Nehmen wir über die Nahrung lange Zeit mehr Energie zu uns, als der Körper verbraucht, bleibt ein Energieüberschuss, der mit der Zeit nicht nur zu Übergewicht führt, sondern auch die Leber verfettet", erklärt Munda. Bei etwa jeder fünften Fettleber kommt es dann auch zur Leberentzündung, die zum Untergang von Leberzellen, Vernarbungen und in weiterer Folge zur Leberzirrhose führen kann.

Lebensstil überdenken

Der Energieüberschuss stammt meist aus zu viel Zucker und Kohlehydraten, was auch das Risiko für weitere Erkrankungen erhöht. Zum Beispiel enthalten Softdrinks sehr viel Fruchtzucker und sind eine der Hauptursachen für Übergewicht und fördern Diabetes. Viel verarbeitetes Fleisch, Fastfood und gesättigte Fette schädigen die Arterien und erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Hinzu kommt Übergewicht, das die Gelenke belastet und weitere Erkrankungsrisiken wie Krebs mit sich bringt.

"Unterm Strich schützt sich jeder, der mit einer Umstellung seines Lebensstils seine Fettleber in den Griff bekommt, auch vor anderen, aber weitaus lebensbedrohlicheren und schwerer zu heilenden Krankheiten", sagt Munda. Das zeigte bereits 2011 eine Studie im "British Medical Journal": Forscher der Johns-Hopkins-Universität in den USA werteten dabei die Gesundheitsdaten von über 11.000 Amerikanern im Alter von 20 bis 74 Jahren aus und beobachteten sie bis zu 18 Jahre lang.

Etwa jeder fünfte Teilnehmer entwickelte in dieser Zeit eine Fettleber. Am Ende der Studie waren nur 44 an einer Lebererkrankung verstorben, aber rund 700 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 480 an Krebs.

Gut essen

Zur Behandlung der Fettleber gibt es derzeit keine Therapien oder Medikamente. "Es muss in erster Linie der Energieüberschuss vermieden werden", sagt Munda. Sie empfiehlt die sogenannte mediterrane Kost – ein idealer Teller besteht beispielsweise aus einer Hälfte Gemüse, einem Viertel faserreichen Kohlehydraten wie Vollkornpasta, Vollreis oder Hülsenfrüchten sowie einem Viertel Proteine, zum Beispiel aus Tofu, Milchprodukten, Fisch oder Fleisch.

Bei der Zubereitung sollten ein bis zwei Portionen Olivenöl verwendet werden. Da Alkohol von der Leber in Fett umgewandelt wird, sollte er, wenn überhaupt, nur in geringen Mengen konsumiert werden.

In Bewegung kommen

Genauso wichtig ist die Erhöhung der körperlichen Aktivität, da nur dadurch der Kalorienverbrauch gesteigert und so der Kalorienüberschuss bzw. das eingelagerte Fett abgebaut werden kann. Empfohlen werden 150 Minuten pro Woche moderate Bewegung wie zum Beispiel Joggen, Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren.

Studien zeigen, dass eine Gewichtsabnahme von fünf bis zehn Prozent bereits ausreicht, um die Fettleber und andere Körperwerte deutlich zu verbessern, denn die Leber ist ein sehr regenerationsfähiges Organ. "Wenn man ihr die Ursache für die Verfettung nimmt, können sich die schädlichen Veränderungen komplett zurückbilden", sagt Munda. (Andreas Grote, 10.6.2021)