Viele Österreicher und Österreicherinnen legen auf Bargeld viel Wert.

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Bargeld erhitzt die Gemüter. Während die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Pläne für einen digitalen Euro vorantreibt und die EU-Kommission mit einer europaweiten Obergrenze für Barzahlungen kokettiert, fürchten viele Menschen, dass die schrittweise Einschränkung von Bargeld zu dessen sukzessiver Abschaffung führt. In Österreich liegt seit kurzem gar ein Volksbegehren für uneingeschränkte Nutzung von Bargeld zur Unterschrift auf – und hat laut Organisatoren seit 31. Mai schon 73.000 Unterschriften bekommen.

"Das Bargeld ist im vollen Umfang als Zahlungsmittel und Vermögensform zu schützen, ohne Obergrenzen", wird gefordert. Das könne nur mit einer Verankerung in der Verfassung garantiert werden. Jeder Bürger solle die Wahl haben, wie er bezahlen möchte.

Klar gegen die von der EU-Kommission ins Spiel gebrachte Obergrenze von 10.000 Euro bei Barzahlungen spricht sich Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) aus. Eine schleichende Abschaffung des Bargelds werde man nicht zulassen: "Gerade in der Krise haben viele Bürgerinnen und Bürger die Sicherheit von Bargeld geschätzt. Diese Freiheit und Wahlmöglichkeit muss auch in Zukunft erhalten bleiben."

Für die Obergrenze

Die Frage ist, ob eine Obergrenze tatsächlich einer schleichenden Abschaffung gleichkommt. Für Nina Tomaselli, Finanzsprecherin der Grünen, passen die Freiheit der Bezahlweise und Obergrenzen als Mittel gegen Geldwäsche zusammen: "Jeder hat die Freiheit, so zu bezahlen, wie er möchte, und das soll auch so bleiben", versichert sie. "Trotzdem darf nicht ignoriert werden, dass Kriminelle und Geldwäscher große Bargeldtransaktionen für ihre Machenschaften ausnutzen." Deshalb sei eine betragsmäßige Obergrenze für Bargeld sinnvoll.

Das sehen auch die Roten so. "Eine Obergrenze für sehr hohe Barzahlungen zur Verhinderung von Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Terrorismusfinanzierung als Ergänzung zu den bestehenden Geldwäschebestimmungen ist vernünftig", heißt es seitens der SPÖ. Die genaue Höhe müsse diskutiert werden, eine 15.000-Euro-Regelung im Bereich der Geldwäsche biete eine Orientierung.

Auf die Frage, ob es Unternehmen freigestellt werden sollte, Bargeld zu akzeptieren oder nicht, antworten Rote und Grüne unisono: "Nein".

Effektivere Geldpolitik

Manche Ökonomen liebäugeln mit der Abschaffung von Bargeld, weil man dann etwa Negativzinsen direkt durchsetzen und die Menschen zum Geldausgeben bringen könnte. Geldpolitik würde so effektiver. Aber dafür müsste Bargeld ganz abgeschafft werden. Eine Obergrenze bei Barzahlungen heißt nicht, dass nicht viel mehr Bargeld unter der Matratze liegen darf. (luis, 13.6.2021)