Die Medien nach dem Jahr eins von Corona – eine Illustration der STANDARD-Grafik.

Foto: STANDARD-Grafik

Der Digital News Report des Reuters Institute ist die größte fortlaufende Umfrage der Welt zur Nutzung von Nachrichten und zum Bild der Medien. Rund 92.000 Online-Interviews, von den USA bis Südafrika, von Norwegen bis Australien, von Österreich bis Hongkong, flossen in die Erhebung ein, jeweils rund 2.000 in den heuer 46 Staaten, durchgeführt Ende Jänner / Anfang Februar von Yougov.

Das Weltbild des Digital News Report

Die wichtigsten globalen Erkenntnisse des neuen, zehnten Digital News Report (DNR):

Digitaler Die Pandemie mit ihren Lockdowns hat das Leben und damit auch die Medien ein großes Stück digitaler gemacht. Die Befragten nutzen nach eigenen Angaben weniger gedruckte Zeitungen – vor allem nicht abonnierte Exemplare finden im Lockdown naturgemäß den Weg schwerer zum Leser.

Bewusster Corona und etwa auch der Sturm auf das Kapitol hätten die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein geschärft, woher Nachrichten und Informationen kommen, schreibt DNR-Kopf Nic Newman.

Vertrauensvoller Kräftig zugelegt hat das Vertrauen der Befragten in klassische Medien: 44 Prozent vertrauen Nachrichtenmedien im globalen Schnitt, sechs Prozent mehr als 2020. Ihren selbst genutzten Quellen vertrauen 50 Prozent der Befragten immer oder meistens, das sind vier Prozentpunkte plus.

Besorgt Die größten Sorgen in Sachen Covid-Desinformation machen den Befragten Politiker (global 29 Prozent Zustimmung), Mitmenschen (16 Prozent), Aktivisten (15), Journalisten (11) und ausländische Regierungen (9).

Lieber neutraler DNR-Autor Newman sieht in Zeiten der Polarisierung eine weltweit "stille Mehrheit" für Medien, die verschiedene Standpunkte reflektieren und den Userinnen und Usern überlassen, sich eine eigene Meinung zu bilden (global 74 Prozent Zustimmung). 66 Prozent finden, dass Medien über alle Themen neutral berichten sollten.

Zahlungsbereiter Die größten Werbebudgets weltweit gehen an Plattformen wie Google/ Youtube und Facebook. Die Pandemie forcierte auch hier die Digitalisierung – und verschärfte Schwierigkeiten von Medienhäusern, journalistische Inhalte zu finanzieren. Sie setzen verstärkt auch online auf Bezahlinhalte. Der Digital News Report sieht wachsende Zahlungsbereitschaft insbesondere in den USA und Europa; Weltmeister sind Norwegen, wo im Vorjahr 45 Prozent für digitale Nachrichten bezahlt haben, Schweden (30 Prozent), Finnland (20). In Dänemark sagen das 16 Prozent, in den Niederlanden 17 und in den USA 21 Prozent. Der Großteil davon geht an ein bis zwei Titel. Lichtjahre voran sind New York Times, Wall Street Journal und Guardian.

Das Österreich-Bild des Digital News Report

In Österreich werden für die Spezialausgabe des Digital News Report jeweils 2.000 Menschen ab 18 Jahren befragt, die zumindest einmal pro Monat Nachrichten nutzen. Partner des Reuters Institute ist die Kommunikationswissenschaft an der Uni Salzburg. Die Umfrage nach einem Jahr Pandemie zeigte Höchstwerte der bisher sieben Österreich-Berichte etwa im Vertrauen.

Höchstes Vertrauen 46,4 Prozent der Befragten in Österreich glauben laut Umfrage, "man kann dem Großteil der Nachrichtenquellen in den meisten Fällen vertrauen". Das sind 6,6 Prozent mehr als 2020. "Die Ausnahmesituation der Corona-Pandemie spielt auch hier offenbar eine Rolle", heißt es im Österreich-Bericht. Auch das Vertrauen in die selbst genutzten Nachrichtenquellen ist mit 56,6 Prozent auf einem Höchststand.

ORF und STANDARD Praktisch alle abgefragten Medien haben im DNR gegenüber dem Vorjahr an Vertrauen gewonnen. Die Nachrichten des ORF legten von 65,6 auf 74 Prozent zu. Das Vertrauen in die Berichterstattung des STANDARD von 61,4 auf 69,3 Prozent, jenes in Die Presse von 59 auf 67 Prozent. Die Einschätzungen sind unabhängig von der eigenen Nutzung der jeweiligen Medien.

Online-Marken Die meistgenutzten Online-Medienmarken in Österreich sind laut DNR ORF.at und DER STANDARD in den jüngeren Zielgruppen zwischen 18 und 44 Jahren.

Bezahlen für Inhalte Kontinuierlich steigt der Anteil jener, die im Vorjahr für Online-Nachrichten bezahlt haben. Im Jahresschnitt von 2016 bis 2018 bestätigten das 7,5 Prozent in Österreich, Anfang 2021 waren es zwölf Prozent. Die höchsten Werte sieht die Umfrage bei den jüngsten Nutzerinnen und Nutzern: 17,2 Prozent der Befragten von 18 bis 24 Jahre haben nach eigenen Angaben im Vorjahr für Online-Nachrichten bezahlt, bis 34 Jahre dann 16,1 Prozent und bis 44 14,4 Prozent.

Hauptnachrichtenquellen TV-Nachrichten sind 2020 in Österreich mit 36 Prozent (wie international) laut Digital News Report die Hauptnachrichtenquelle. Websites und Apps von Zeitungen liegen hier mit 15,3 Prozent auf Platz zwei; im EU-Schnitt und noch weit mehr global kommen hier schon Social Media im Schnitt aller Altersgruppen.

In Österreich sind Social Media laut DNR bei den 18- bis 24-Jährigen mit 33,5 Prozent die wichtigste Hauptnachrichtenquelle, beim Publikum bis 34 liegen sie gleichauf mit TV. Unter den Social Media ist Facebook in der Gesamtbevölkerung die wichtigste Nachrichtenplattform vor Whatsapp und Youtube. Beim jüngsten Publikum liegt hier Instagram, ebenfalls eine Facebook-Marke, vorne.

(fid, 23.6.2021)