Der SPÖ ist momentan nicht zu helfen. Davon ein andermal.

Heinz-Christian Strache vor Gericht – wundert niemand wirklich, der sich mit dem Wesen der FPÖ beschäftigt hat (Unschuldsvermutung).

Sebastian Kurz zieht mit honorigen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern als Staffage eine Inszenierung ab unter dem Motto "Die Pandemie ist doch praktisch vorbei, also lasst uns nicht mehr so grauslich zueinander (zu mir) sein" – das kann er.

Lasst uns aber den Blick auf andere Entwicklungen richten, die mindestens so wichtig sind wie die Politik im engeren Sinne. Während die zweite Hitzewelle in einem Monat sich brütend auf den Osten Österreichs legt, während die Wälder Kanadas und der USA an der Nordwestküste des Kontinents verbrennen, gibt es bei uns erste, zaghafte Ansätze, irgendwie zur Vernunft zu kommen.

Der (neue) Bürgermeister von Lech am Arlberg, Stefan Jochum, hat mit seiner Mehrheit im Gemeinderat einen auf zwei Jahre befristeten Baustopp für sogenannte Investorenmodelle beschlossen. "Investorenmodell" heißt in diesem Zusammenhang: irgendwelche (oft ausländische) Kapitalgesellschaften stellen unter tätiger Komplizenschaft irregeleiteter oder anderswie motivierter Gemeindeväter in die schönsten touristischen Gegenden Feriensiedlungen, "Chaletdörfer" und dergleichen.

Dort können sich betuchte Mitbürger Eigentumswohnungen und/oder ganze Häuser kaufen – und als Feriendomizile vermieten. Das rechnet sich manchmal, manchmal nicht, hat aber oft den Vorteil, dass man nach einiger Zeit selbst dort einziehen und so die oft schon bestehenden Zweitwohnsitzbeschränkungen umgehen kann.

Viele Scheußlichkeiten

So sind in Österreich ziemlich viele Scheußlichkeiten in schöner Natur oder in traditionellen Orten entstanden, wie die ORF-Sendung Am Schauplatz mehrfach thematisiert hat. Der neue Lecher Bürgermeister, der 2020 den alten, bauwütigen Ortskaiser ablöste, sagt dazu: "Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen: Die Investorenmodelle sind außer Kontrolle geraten. Dort, wo früher lebendige Gastronomie- und Hotelbetriebe standen, sehen wir heute vielerorts leere und leblose Chalets mit kalten Betten ohne Gäste und Angestellte."

So ist es. Und so wie man in Lech umgedacht hat, sollte es auch anderswo mit anderen touristischen oder nichttouristischen Infrastrukturprojekten passieren. Die grüne Verkehrsministerin Leonore Gewessler hat jetzt einmal ein paar Großstraßenprojekte gestoppt. Darunter die Untertunnelung des Wiener Naherholungsgebietes Lobau. Mangels genauer Fachkenntnis können hier die verkehrspolitischen Für und Wider der ganzen Straßenführung nicht beurteilt werden. Aber es ist gut, dass ein Megaprojekt aus einer anderen Zeit – als massiger Autoverkehr noch etwas Gutes war – zumindest einmal "neu evaluiert" wird. In Wien herrscht sowieso die Neigung, bei gleichzeitiger grüner Rhetorik die grünen Reservate der Stadt anzuknabbern.

Zubetonieren ist extrem gestrig und klimaschädlich. Viele Projekte und Entwicklungspläne stammen aus einer ganz anderen Zeit. Breitflächiges Überdenken ist angesagt. "Sachzwänge" sind nicht in Beton gegossen. (Hans Rauscher, 7.7.2021)