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PRO: Die richtige Entscheidung

von Pia Kruckenhauser

Die Sehnsucht nach Konzerten, Feiern, Abtanzen ist riesig, das Frequency als Ort dafür fast schon legendär. Und trotzdem ist es die richtige Entscheidung, das Festival abzusagen. Denn angesichts der rasch steigenden Infektionszahlen – viel rascher übrigens als vorausberechnet – ginge man damit einfach ein zu großes Risiko ein.

Denn Delta ist für uns alle noch nicht ausreichend einschätzbar, es gibt viel zu wenige gesicherte Daten. Bereits jetzt fallen mehr als 70 Prozent der Neuinfektionen auf die unter 35-Jährigen – genau jene Altersgruppe, die auch auf die Festivals geht. Natürlich liegt das auch an deren niedrigerer Impfrate. Aber eine vorgeschriebene Impfung ist auch keine Lösung. Die Zeit bis zum Festival-Start reicht nicht aus für eine Vollimmunisierung. Und nur diese würde genügend vor Delta schützen.

Die Absage ist deshalb auf zwei Ebenen vernünftig. Hinweise mehren sich, konkret aus Kanada und Schottland, dass Delta bei Ungeimpften häufiger zu schweren Verläufen führt, und zwar in allen Altersgruppen, auch ohne Vorerkrankungen. Und auch wenn die Jungen im Schnitt recht gut durch die Krankheit kommen, können sie ihr Umfeld infizieren und damit auch jene, die nicht geimpft werden können – womit wir wieder bei der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung sind.

Irgendwann wird die Pandemie tatsächlich Privatsache sein, und man kann frei entscheiden, was man riskiert und was nicht. Aber noch ist es definitiv nicht so weit. (Pia Kruckenhauser, 16.7.2021)

KONTRA: Ein falscher Verzicht

von Eric Frey

Eineinhalb Jahre haben wir schmerzhafte Einschränkungen ertragen, weil die Bevölkerung vor den Folgen einer Covid-19-Infektion geschützt werden musste. Junge Menschen haben auf besonders viel verzichten müssen, auch auf beliebte Veranstaltungen wie das Frequency-Festival in St. Pölten. Da jetzt die Zahl der Infektionen unter Jugendlichen wieder steigt, muss das Festival erneut daran glauben.

Auf den ersten Blick ist das verständlich, schließlich will man Superspreader-Events vermeiden. Aber anders als im Vorjahr gibt es heuer Impfungen und genügend Impfstoff für alle. Wer geimpft ist, wird nur im seltensten Fall krank. Das Virus hat daher seinen Schrecken verloren – außer für jene, die es nicht ernst nehmen und daher die Impfung verweigern.

Das eröffnet der Gesellschaft zwei Optionen: Sie kann Covid-19 als individuelles Problem betrachten. Dann gibt es keinen Grund, staatliche Maßnahmen zu verhängen und weiter Verzicht zu üben. Oder man betont die Solidarität und besteht darauf, weiterhin jeden zu schützen. Dann aber müsste das Impfen verpflichtend werden, auch für typische Festival-Besucher, von denen sich viele noch zieren.

Am besten wäre es, Frequency abzuhalten, aber nur Geimpfte zuzulassen. Das wäre ein starker Anreiz und würde mehr zur Eindämmung des Virus beitragen als die Absage. (Eric Frey, 16.7.2021)