Nach einer Pause im letzten Jahr – aus Pandemiegründen – präsentiert das Magazin "Time" heuer wieder seine Liste mit den hundert besten Orten der Welt. Sie basiert auf den Vorschlägen von Korrespondentinnen und Korrespondenten bzw. Autorinnen und Autoren der Zeitschrift, die sich Orte herausgesucht haben, die mit Einfallsreichtum, Kreativität, aufregenden Erfahrungen oder einer anderen Besonderheit punkten, wie es heißt.

Allein 28 davon liegen in Europa, auf zehn wollen wir genauer eingehen und schauen, warum die Kollegen vom "Time Magazine" sie so besonders finden – darunter ein paar sehenswerte Geheimtipps.

Arouca, Portugal

Die portugiesische Stadt Arouca, eine Stunde südlich von Porto, sei allein wegen ihrer weißen Kirchen und ihrer schönen Plätze einen Besuch wert, meint man beim "Time Magazine". Doch mit der 516 Arouca, der längsten Fußgänger-Hängebrücke der Welt, habe die Stadt nun weltweite Aufmerksamkeit bekommen.

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Die 516 Arouca.
Foto: AP/Sergio Azenha

Die aus Stahlseilen gefertigte, 516 Meter lange Konstruktion hängt 175 Meter über dem Paiva-Fluss, einem beliebten Ort für Rafting. Um sie zu überqueren, benötigt man etwa zehn Minuten. Die neu eröffnete Attraktion befindet sich im Geopark Arouca, der zum europäischen Geopark-Netzwerk der Unesco gehört und für seinen Naturtourismus und seine Extremsportaktivitäten bekannt ist. Der Park verfügt außerdem über einen steilen, im Zickzack verlaufenden 8,2 Kilometer langen hölzernen Wanderweg, römische und mittelalterliche Ruinen sowie das Kloster von Arouca, eines der größten Granitgebäude des Landes.

Cáceres, Spanien

Die traditionellen Ocker- und Alabasterstraßen von Cáceres sehen aus wie eine lebendig gewordene Szene aus einem alten Sepia-Foto, findet der "Time"-Autor Robin Catalano. Die Altstadt von Cáceres ist eine einzigartige Mischung aus römischer, islamischer, gotischer und Renaissance-Architektur, die von hohen Steinmauern umgeben ist. Sie gehört zum Unesco -Weltkulturerbe und liegt in der Extremadura, der am wenigsten touristischen Region Spaniens.

Museo Helga de Alvear.
Foto: EPA/Jero Morales

Aber es tut sich etwas in der Gegend: Etwas außerhalb der Stadt wurde das Hospes Palacio de Arenales & Spa im Jahr 2020 um einen Infinity-Pool erweitert und seine historischen Gebäude renoviert. Eine weitere Neuerung ist das Museo Helga de Alvear, das die bedeutendste Privatsammlung internationaler zeitgenössischer Kunst des Landes beherbergt. Ein luxuriöses Relais-&-Châteaux-Hotel mit elf Suiten – komplett mit beheizten Fußböden und Marmorbadewannen – wird die Gäste im Herbst in der renovierten Casa de los Paredes-Saavedra aus der Renaissancezeit willkommen heißen, und neue Stadtführungen beleuchten die jüdische Geschichte, muslimische Kunst und mehr.

Göteborg, Schweden

In diesem Jahr wird die Stadt Göteborg ihr 400-jähriges Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen und Ausstellungen feiern. Die Hauptinstallation des Göteborger Museums, "Göteborgs Geschichten", enthält Interviews mit einem Querschnitt von 100 Einwohnern über das Leben in Göteborg und ist bis September auf einem öffentlichen Platz zu sehen.

Göteborg.
Foto: Getty Images/iStock

Die Stadt hat auch den Jubileumsparken erweitert– einen Bereich am Wasser mit einem Spielplatz und einem beheizten Schwimmbad – und die neue Hisingsbron-Brücke, deren Mittelteil sich für den Flussverkehr anheben lässt. Das ermöglicht es den Bewohnern, den Gota Alv mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu überqueren. Mehr als ein Dutzend neuer Restaurants und Bars wurde im letzten Jahr eröffnet, darunter das Monopolet mit seinem fünfgängigen Streetfood-Menü und das Dugges Pils, eine Bierbar, die alles von Jackfruit-Tacos bis zu Wings mit koreanischem Ketchup serviert, wie Michelle Tchea vom "Time Magazine" berichtet.

Südkarpaten, Rumänien

Das Fagaras-Gebirge in den Südkarpaten hat es Hannah Foster-Roe angetan: Früher durch illegale Abholzung der Wälder und exzessive Jagd bedroht, steht es nun im Mittelpunkt der rumänischen Bemühungen um die Einrichtung eines neuen Nationalparks. Fast drei Millionen Setzlinge wurden bereits gepflanzt, und auch die Tierpopulationen nehmen zu – unter anderem sind wieder Bisons unterwegs.

Fagaras-Gebirge.
Foto: Getty Images/iStock

Die Stiftung Conservation Carpathia arbeitet mit Reisebüros und dem European Nature Trust zusammen, um Reisen in die Region zu veranstalten, bei denen ein bestimmter Prozentsatz der Einnahmen aus jeder Buchung in Projekte zur Wiederansiedlung und Wiederherstellung der Natur fließt, berichtet die Autorin. Durch den Aufenthalt in abgelegenen Wildnisgebieten können Besucher den "Yellowstone Park Europas" erleben.

Odense, Dänemark

Märchenhaft: Eineinhalb Stunden mit dem Zug von Kopenhagen entfernt liegt Odense auf einer ruhigen Insel mit bunten Fachwerkhäusern und verwinkelten Kopfsteinpflasterstraßen. Hans Christian Andersen wurde in der verschlafenen Stadt geboren, in der diesen Sommer das brandneue Andersen-Haus eröffnet wurde. Das von dem japanischen Architekten Kengo Kuma entworfene Museum wurde in Anlehnung an seine berühmten Märchen gestaltet, wie Karen Burshtein berichtet.

Allgegenwärtig in Odense: Hans Christian Andersen.
Foto: Getty Images/iStock

Zu den Ausstellungen gehören erlebnisorientierte Hommagen an seine Märchen: In einem Bereich, der von der Kleinen Meerjungfrau inspiriert ist, können sich die Besucher beispielsweise unter eine Glasdecke legen, um in ein Wasserbecken zu schauen und sich in den Ozean zu versetzen. Wenn der Zauber von Andersens Geschichten den Appetit anregt, bietet das nahe gelegene Storms Pakhus – ein 100 Jahre altes Lagerhaus mit Ständen, die alles von frisch gebackenem Naan bis zu Fisch und Pommes frites anbieten – einen ausgesprochen modernen Gegenpol, findet die "Time"-Autorin.

Bath, England

Bath im Südwesten Englands könnte bald mehr für seine popkulturellen Beiträge als für die antiken römischen Bäder, nach denen es benannt ist, bekannt sein, schreibt Madeline Roache. Sei weist darauf hin, dass Mary Shelley den Wissenschafter Victor Frankenstein und sein Monster dort erdachte, während sie im frühen 19. Jahrhundert in der Stadt lebte. Diesen Sommer wurde das House of Frankenstein eröffnet und begrüßt seither Gäste, die sich in einer Ausstellung mit Escape-Rooms, die von Frankensteins Labor inspiriert sind, austoben können.

Bath.
Foto: AFP/GEOFF CADDICK

Anderswo in der Stadt strömen die Fans der Netflix-Serie "Bridgerton", die zum Teil in Bath gedreht wurde, in die Stadt, um mit neuen Führungen in die Dramatik und die Skandale der Regency-Romanze einzutauchen. An Übernachtungsmöglichkeiten in der Innenstadt mangelt es nicht, darunter das Hotel Indigo Bath, ein Boutique-Hotel mit 166 Zimmern in einem historischen, georgianischen Reihenhaus, das im Herbst 2020 eröffnet wurde.

Loire-Tal, Frankreich

Mit seinen wunderschönen Schlössern und königlichen Residenzen ist das Loire-Tal seit langem eine Fundgrube der Geschichte. Jetzt hat das Château du Clos Lucé, der letzte Wohnsitz von Leonardo da Vinci, ein neues Glanzstück: ein Kulturzentrum und Museum mit einer innovativen Ausstellung, in der 17 legendäre Werke Leonardos, darunter das letzte Abendmahl, an die Wände und die Decke der Galerie im Erdgeschoss projiziert werden, sowie 3D-Animationen, die einige seiner Erfindungen vorstellen, wie "Time"-Autorin Michelle Tchea berichtet.

Das Loire-Tal und seine berühmten Schlösser.
Foto: Getty Images/iStock

Die Vergangenheit wird im Schloss Ainay-le-Vieil aus dem 15. Jahrhundert lebendig, einer der am besten erhaltenen Festungen aus dieser Zeit, die heute Übernachtungsmöglichkeiten in Bauernhäusern auf dem Gelände bietet. Zu den weiteren Neuerungen in der Region gehören die Loire Valley Lodges, wo Besucher in luxuriösen Baumhäusern übernachten können, und die Eröffnung von La Maison Tatin, einem Hotel in dem Haus aus dem 19. Jahrhundert.

Tallinn, Estland

Dreißig Jahre nach seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion hat sich Estland zu einer der weltweit führenden digitalen Volkswirtschaften entwickelt und ist Sitz von Unternehmen wie Skype und Transferwise. Die Hauptstadt Tallinn mit ihrem mittelalterlichen Stadtzentrum und einem Nato-Cybersicherheitszentrum setzt auf Modernität und zelebriert gleichzeitig ihre Geschichte.

Die Altstadt von Tallinn.
Foto: Getty Images/iStock

Ein solarbetriebenes Kreuzfahrtterminal im Hafen von Tallinn hat im Juli eröffnet, gerade rechtzeitig für die Wiederaufnahme der Ostsee-Kreuzfahrten. Bei den weniger hochtechnisierten Attraktionen fördert die Stadt eine Verlagerung der Landausflüge auf Wanderungen (wodurch die Zahl der Busse, die die Passagiere vom Hafen in die Altstadt bringen, verringert wird). Ein neuer Fernwanderweg verbindet Tallinn mit Estlands südlichen Nachbarn Lettland und Litauen durch einen 2.140 Kilometer langen grenzüberschreitenden Waldpfad.

Zürich, Schweiz

Obwohl Zürich als Finanzzentrum bekannt ist, zählt es auch zu den lebenswertesten Städten der Welt und weist die höchste Konzentration von Unternehmen der Kreativwirtschaft in der Schweiz auf. Die jungen Kreativen der Stadt beleben ehemalige Industrieviertel wie die Bezirke 4 und 5 im Westen neu, wie Michelle Tchea schreibt.

Kunsthaus, Zürich.
Foto: EPA/ALEXANDRA WEY

Die Eröffnung von Bridge, einer Markt- und Lebensmittelhalle mit Cafés und handwerklichen Anbietern, ergänzt die nahe gelegenen Kunstgalerien, darunter das Museum für Gestaltung, das Ausstellungen über Mode und andere Aspekte des Designs zeigt. Zürichs erstes Kapselhotel, Green Marmot, bietet eine erschwingliche und moderne Alternative zu den allgegenwärtigen Fünf-Sterne-Unterkünften. Und die Erweiterung des Kunsthauses, die es zum größten Kunstmuseum des Landes machen wird, wenn es im Oktober eröffnet wird, wird den kulturellen Ruf der Stadt sicher festigen, meint die "Time"-Autorin.

Ljubljana, Slowenien

Die gefeierte Gastronomieszene der slowenischen Hauptstadt hat es Tamara Hardingham-Gill angetan: Mit der Veröffentlichung des Michelin-Führers 2020 habe diese einen enormen Aufschwung erfahren – sechs Restaurants wurden mit insgesamt sieben Michelin-Sternen ausgezeichnet. Darunter das viel gelobte Atelje von Chefkoch Jorg Zupan, das im Mai wiedereröffnet wurde, nachdem es während der Pandemie auf Take-away umgestellt hatte, und das nun zu seinem ständig wechselnden Degustationsmenü mit slowenischen Zutaten wie trocken gereiftem Krskoolje-Schweinefleisch zurückkehrte.

Ljubljana.
Foto: AFP/JURE MAKOVEC

Odprta kuhna (offene Küche), der freitagabends stattfindende Lebensmittelmarkt mit den besten Anbietern der Region, dessen Rückkehr mit Spannung erwartet wurde, ist ebenfalls eine der beliebtesten kulinarischen Traditionen der Stadt. Eine weitere bemerkenswerte Neuerung ist das Fuzzy Log, ein umweltfreundliches Hostel, in dem die Gäste unter anderem in Dachzelten und Blockhütten übernachten können. (red, 10.8.2021)

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