Im Chrome Webstore findet sich sogar noch eine alte Hangouts-App. Auch diese sollte nicht mehr benutzt werden.

Foto: Google

Google und Messenger: Eine Kombination, die in den vergangenen Jahren nur wenig erfolgversprechend war. Die Neigung des Unternehmens, das Rad in diesem Bereich immer wieder neu zu erfinden, hat ihm über die Jahre ebenso viel Spott wie wenig Erfolg eingebracht. Sämtliche gescheiterten Messenger von Google aufzuzählen ist selbst für jene, die die Softwarewelt näher verfolgen, keine allzu leichte Aufgabe.

Mittlerweile scheint sich Google aber mit der Realität abgefunden zu haben, dass es gegen die Dominanz von Whatsapp und Co derzeit wenig zu gewinnen gibt. Stattdessen konzentriert man sich auf die SMS/MMS/RCS-App Messages, die eine Art Minimalkonsens für sämtliche Android-Geräte bieten soll – und wenn Apple irgendwann einmal die Abneigung gegen RCS aufgibt, vielleicht sogar darüber hinaus.

Altlasten

Eine an sich recht klare Strategie, die aber ein klitzekleines Problem hat: Es gibt da noch immer einige Altlasten, allen voran das einstmals relativ erfolgreiche Hangouts. Dessen Ende wurde zwar nun auch schon vor einigen Jahren offiziell angekündigt, und doch hält es sich bisher hartnäckig. Das mag auch daran liegen, dass Google den Service nicht einfach abdrehen will, sondern die Nutzer zum Umstieg auf das ursprünglich rein für den Unternehmensbereich gedachte – aber mittlerweile für die breite Masse geöffnete – Google Chat bringen will. Für die Nutzer hat dies den Vorteil, dass sie ihre bestehenden Diskussionen weiterführen können, während Google endlich die alte App und die dahinterstehende Infrastruktur abdrehen kann. So zumindest der Plan, der allerdings derzeit nur in Superzeitlupe Fortschritte macht.

Verschärfungen

Nun will Google mit dem Ende vom Ende des klassischen Hangouts aber wirklich Ernst machen. Seit einigen Wochen wird sowohl in der App als auch in der Web-Version vor dem nahenden Ende gewarnt und auf Google Chat verwiesen. Das scheint aber noch nicht den erhofften Erfolg gezeitigt zu haben, also geht das Unternehmen jetzt einen Schritt weiter: Verbliebene User berichten davon, dass Google sie automatisch aus der Hangouts-App ausgeloggt hat.

Eines muss man Google lassen: Die Hinweise auf den Wechsel zu Google Chat sind unübersehbar.
Grafik: Google

So weit ist das alles noch irgendwie verständlich, immerhin können sich die Nutzer nicht beschweren, sie wären nicht vorgewarnt worden. Was aber verblüfft, ist, dass es beim Umstieg auf die neue App dann erst recht wieder ein Chaos in "bester" Google-Messenger-Tradition gibt – trotz der langen Vorlaufzeit. So müssen die Nutzer feststellen, dass Google Chat einige Funktionen fehlen, die man von Hangouts gewohnt war. Das reicht von der Möglichkeit, mehrere Bilder auf einmal anzuhängen, über den Status, wer welche Nachricht gelesen hat, bis zu dem Umstand, dass ohne Google-Drive-Nutzung überhaupt keine verschickten Bilder näher betrachtet werden können. Auch sonst fehlen viele Feineinstellungen, die App wirkt zudem generell verblüffend unfertig.

Bitte warten

Noch überraschender ist aber ein anderer Umstand: Nämlich, dass es Google bis dato nicht geschafft hat, sämtliche der alten Konversationen zu transferieren, obwohl dieser Prozess bereits vor Monaten gestartet wurde. Diskussionen, die älter als ein Jahr sind, sollen "später" folgen. Wann dieses "Später" konkret sein wird, verrät man nicht, der Hinweis wird aber nun schon einige Monate gegeben. All das führt dazu, dass die Google-Chat-App derzeit von geradezu vernichtenden Kritiken heimgesucht wird. Die Bewertung im Play Store ist auf gerade einmal 2,8 Punkte (von fünf möglichen) abgestürzt, womit Google Chat eine der unbeliebtesten Google-Apps ist.

Alternative

Wem dieses Chaos noch nicht reicht, der sei darauf verwiesen, dass es genau genommen zwei Nachfolger für Hangouts gibt: Neben dem erwähnten Google Chat können die betreffenden Diskussionen nämlich auch direkt über die Gmail-App vorgenommen werden. Die Nutzer sollten sich aber wohl überlegen, welche der beiden Lösungen sie verwenden wollen, um dann für später doppelte Benachrichtigungen zu vermeiden. Ob diese Zweigleisigkeit auf Dauer beibehalten wird, ist derzeit noch unbekannt. Jedenfalls hat Google vor einigen Monaten im Rahmen seiner Entwicklerkonferenz I/O angekündigt, dass Gmail künftig zur Nachrichten- und Arbeitszentrale ausgebaut werden soll, in der auch Chat einen fixen Platz haben soll. Aber wer weiß schon, ob diese Pläne sich nicht noch ändern. (apo, 10.8.2021)