Die momentan wohl meistfotografierte Treppe in Wien führt zum Austria Center, wo Corona-Impfungen und Corona-Tests angeboten werden.

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Mehr als zehn Millionen Impfungen gegen das Coronavirus wurden bisher in Österreich an 5,4 Millionen Personen verabreicht. Seit Dienstag ist es offiziell: Ab 17. Oktober wird in Österreich mit den Auffrischungsimpfungen, dem sogenannten dritten Stich, gegen das Coronavirus begonnen – das gab Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) im Ö1-Morgenjournal bekannt.

Planung des dritten Stichs

Der Starttermin ist nicht überraschend: Am Morgen des 27. Dezember 2020 wurde die damals 84-jährige Theresia Hofer als erste Person in Österreich gegen das Coronavirus geimpft. Drei Wochen später erhielten sie und jene, die mit ihr geimpft wurden, die zweite Dosis. Also am 17. Jänner – etwas später wurde der Abstand zwischen Erst- und Zweitstich auf vier Wochen erhöht. Plus neun Monate ergibt den 17. Oktober. Doch: Bestimmte Risikogruppen können die dritte Impfung auch schon früher erhalten, sagte der Minister. So gebe es "gewisse Gruppen, zum Beispiel Immunsupprimierte", die man eventuell auch früher impfen könne, wenn bei einem Test nicht genügend Antikörper gefunden werden. Tatsächlich passiert das in Ausnahmefällen bereits jetzt.

Darüber, womit der dritte Stich gesetzt wird, wird aktuell unter Expertinnen und Experten diskutiert. Zwei Fragen stehen im Raum: Soll man beispielsweise auf einen Vektorimpfstoff, wie er von Astra Zeneca unter dem Namen Vaxzevria angeboten wird, mit einem mRNA-Vakzin nachlegen und umgekehrt? Und: Braucht es eine Anpassung des Impfstoffs an die neu aufgetretenen Mutationen? Biontech hat letztere Frage für sich am Montag beantwortet: "Wir denken, dass es im Moment am besten ist, mit einer Auffrischungsdosis für den bestehenden Virusstamm fortzufahren", sagte Firmenchef Ugur Sahin der Nachrichtenagentur Reuters.

Daten zum zweiten Stich

Zur ersten Frage forschte zuletzt die Uni Innsbruck. Dort untersuchte ein Team unter der Leitung der Virologinnen Dorothee von Laer und Janine Kimpel, wie gut Personen auf Mischimpfungen anspringen. Die Erkenntnis: "Eine dritte Impfung mit dem mRNA-Impfstoff für mit Vaxzevria immunisierte Personen ist absolut zu empfehlen", sagte von Laer.

Das gilt übrigens nicht nur für Kreuzimpfungen beim dritten Stich, sondern auch schon für den zweiten. Die Daten, dass eine Kombinationsimpfung im Vergleich zu einer reinen Impfung mit dem Stoff von Astra Zeneca eine deutlich stärkere Immunantwort auslösen, seien laut von Laer "sehr solid". Momentan ist eine Kreuzimpfung eine sogenannte Off-Label-Impfung, sie wird nicht Standardmäßig gemacht.

Apropos Zweitstich: Der sei für Personen, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben und eine Dosis von Biontech erhalten haben, nicht nötig, belegt eine neue Veröffentlichung von Wiener Labormedizinern im European Journal of Clinical.

Diese würden demnach einen extrem hohe Antikörperspiegel im Blut entwickeln. Das Team um Thomas Perkmann von der Medizinischen Universität Wien hält in dem Zusammenhang fest, dass die Covid-Impfstoff-Knappheit in vielen Regionen der Welt immer noch eine Herausforderung sei.

Gegen den ersten Stich

Während laut Daten von Our World in Data etwa in Tansania, im Südsudan oder in Malawi noch nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung geimpft ist, wirbt die Politik in Österreich um jene, die den Erststich zwar haben könnten, aber bisher noch nicht wollten. So wird ab Donnerstag etwa auch im Wiener Stephansdom geimpft.

Das macht auch ein Salzburger Bioladen – wenn auch auf andere Art. Laut einem Bericht von orf.at dürfen in das Café in Strobl nur ungeimpfte Menschen rein, wer geimpft ist, werde nicht bedient. Die Betreiberin soll gegenüber orf.at jede Stellungnahme abgelehnt haben. Der Bürgermeister von Strobl, Josef Weikinger, sagte, die Sache sei freilich Ortsgespräch. Doch man nehme es "nicht so wichtig, uns eingehend damit zu befassen, sondern man belächelt es einfach". (Oona Kroisleitner, Gabriele Scherndl, 10.8.2021)