Papst Franziskus hat mehrere Spitzenforscherinnen in die Akademie der Wissenschaften berufen. Mit der kanadischen Physikerin Donna Strickland, der französischen Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier und der US-amerikanische Biochemikerin Jennifer Doudna sind gleich drei Nobelpreisträgerinnen darunter. Auch die US-amerikanische Atmosphärenforscherin Susan Solomon, die niederländische Astronomin Ewine van Dishoeck und der taiwanesische Epidemiologe Chen Chien-jen wurden in diesem Jahr in die Päpstliche Akademie aufgenommen.

Die Mitglieder der 1603 gegründeten Akademie sollen nach Angaben des Vatikans den Fortschritt der Wissenschaft fördern und den Papst beraten, um einen engeren Austausch zwischen Glauben und Wissenschaft zu ermöglichen. Amtierender Präsident der Akademie ist der deutsche Agrarwissenschafter Joachim von Braun.

Starphysikerin mit Vorbildwirkung

Donna Strickland erhielt 2018 als erst dritte Frau einen Nobelpreis in Physik.
Foto: Imago

Donna Strickland wurde 2018 gemeinsam mit Gérard Mourou und Arthur Ashkin für ihre bahnbrechenden Beiträge zur Laserphysik mit dem Nobelpreis für Physik geehrt. Noch Monate vor der Preisvergabe war der Physikerin, die 1985 eine revolutionäre Methode zur Erzeugung hochintensiver, ultrakurzer Laserpulse entwickelt hatte, ein Eintrag auf Wikipedia kurzzeitig verwehrt worden – unter dem Hinweis, sie qualifiziere sich nicht für einen eigenen Artikel in der Online-Enzyklopädie.

Inzwischen ist Strickland, die nach Marie Curie und Maria Goeppert-Mayer erst als dritte Frau den Physiknobelpreis erhielt und sich für die Förderung von Frauen in der Physik engagiert, ein gefeierter Star. Ihr nach der Verkündung des Nobelpreiskomitees eilig wiederveröffentlichter Wikipedia-Artikel erwähnt die peinliche Deaktivierung, die eine Debatte über fehlende Frauenbiografien auf Wikipedia auslöste, immerhin.

Erfinderinnen der Gen-Schere

Emanuelle Charpentier (links) und Jennifer Doudna revolutionierten die Mikrobiologie.
Foto: EPA/ J.L. Cereijido

Emmanuelle Charpentier wurde erst im Vorjahr mit dem Chemienobelpreis ausgezeichnet. Sie erhielt den Preis gemeinsam mit der US-Amerikanerin Jennifer Doudna für die Entwicklung der Genschere Crispr/Cas9. Nach Forschungsaufenthalten in Paris und New York arbeitete Charpentier mehrere Jahre lang an den Max F. Perutz Laboratories in Wien, wechselte aber – aufgrund mangelnder Karriereperspektiven – 2009 nach Schweden und später nach Deutschland. Inzwischen leitet sie die von ihr gegründeten Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogen in Berlin.

Jennifer Doudna, die seit 2003 an der University of California in Berkeley, am Howard Hughes Medical Institute und das Lawrence Berkeley National Laboratory forscht, traf ihre spätere Ko-Laureatin Charpentier erstmals 2011 auf einer Konferenz – eine Begegnung, die Geschichte schreiben sollte. Schon im Jahr darauf veröffentlichten die Forscherinnen gemeinsam mit Kollegen die wissenschaftliche Grundlage für die Gen-Schere unter dem Titel "A Programmable Dual-RNA–Guided DNA Endonuclease in Adaptive Bacterial Immunity" im Fachblatt "Science". (red, APA, 11.8.2021)