Kanzler Sebastian Kurz hält die Laudatio auf Peter Thiel.

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Der heurige Frank-Schirrmacher-Preis zu Ehren des deutschen Publizisten Frank Schirrmacher geht an Peter Thiel, den US-amerikanischen Entrepreneur und Investor deutscher Herkunft. Die Laudatio steuert Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei. Warum? Paypal-Gründer Peter Thiel sei mit Kurz gut bekannt und habe ihn darum gebeten, erklärt Michael A. Gotthelf, Präsident der Frank Schirrmacher-Stiftung, auf STANDARD-Anfrage: "Mit Wissen und Unterstützung der Stiftung, die mit Herrn Thiel darin übereinstimmt, dass der österreichische Bundeskanzler zu den europäischen Politikern gehört, die über den Tellerrand der Tagespolitik hinausblicken können." Die Preisvergabe soll im Herbst in Berlin über die Bühne gehen.

Dass Thiel den Preis bekommt, begründet die Jury so: "Mit der Preisvergabe an Thiel wird sein umfassendes Wirken in der Analyse der Chancen und Risiken des technologischen Fortschritts gewürdigt. Ohne Rücksicht auf bestehende Denkverbote setzt er seine intellektuellen Impulse und bereichert so die aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen in den unterschiedlichsten Bereichen." Und: "Er ist Mitbegründer und war zeitweise CEO von PayPal, er investierte extern als erster in Facebook und er gründete Palantir Technologies mit, wo er bis heute als Chairman fungiert", heißt es.

Palantir Technologies ist einer der wichtigsten Technologiezulieferer der US-Geheimdienste. Die US-Zeitschrift Forbes schätzte Thiels privates Vermögen 2016 auf 2,7 Milliarden US-Dollar. Thiel ist Unterstützer von Ex-US-Präsident Donald Trump.

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Peter Thiel.
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Springer-Chef Döpfner dabei

Der Frank-Schirrmacher-Preis wurde 2015 von der Frank-Schirrmacher-Stiftung ausgelobt. Er ehrt den deutschen Journalisten und Essayisten Frank Schirrmacher (1959–2014), der etwa Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) war. In der Schirrmacher-Stiftung sitzen neben dem Unternehmer und Publizisten Gotthelf etwa noch Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, oder Jürgen Kaube, FAZ-Herausgeber. Zu den bisherigen Preisträgern gehören beispielsweise die Schriftsteller Michel Houellebecq, Jonathan Franzen, Daniel Kehlmann oder zuletzt Ai Weiwei, chinesischer Dissident und Künstler.

Sebastian Kurz erhielt im Frühling auch einen deutschen Medienpreis: den "Freiheitspreis der Medien" der Weimer Media Group, einem mittelständischen Verlag. Die Vergabe sorgte nicht nur in Österreich für Verwunderung und viel Kritik. (red, 15.8.2021)