Der Immobilieninvestor Michael Tojner suchte im Zusammenhang mit dem umstrittenen Hochhausprojekt am Wiener Heumarkt im November 2017 offenbar gezielt Kontakt zu Sebastian Kurz. Der türkise Parteichef befand sich damals gerade in Koalitionsverhandlungen mit den Freiheitlichen und damit auf dem Weg zur Kanzlerschaft.

Wie das Nachrichtenmagazin "profil" berichtete, frohlockte eine Mitarbeiterin in einer E-Mail an Tojner: "da ich glücklicherweise jetzt einen sehr guten Draht direkt zu Kurz und sein (sic!) Büro habe, habe ich erfahren, dass er die Kultur und damit die Welterbe-Agenden zu sich ins Ressort holen wird". Genau dieser Unesco-Welterbestatus ist für Tojners Pläne aber eine Herausforderung. Seine Mitarbeiterin hat einen Tipp: "Hilfreich wäre sicher, wenn Dichand wieder mal Kurz in unserer Sache darin bestärkt, dass er den HEUMARKT nicht zum Thema machen soll bzw., dass das Thema nicht als Mittel zur Polarisierung zwischen Bund und dem roten Wien hergenommen wird."

Diese Nachricht soll Tojner an einige Personen weitergeleitet haben – unter anderem offenbar an einen bekannten Wiener Restaurantbesitzer. Tojner schrieb: "Bitte um hilfe, ihr kennt ihn ja besser. Thx. …" Der Gastronom entgegnete: "Kurz weiß Bescheid..." Und legte nahe, dass es gut wäre, wenn Kurz – vermutlich – mit einer österreichischen Medienmanagerin essen gehe.

Wollte prominente Hilfe: Immobilieninvestor Michael Tojner.
Foto: APA/ Georg Hochmuth

Das Kanzleramt rechtfertigte sich gegenüber "profil" damit, dass ein "derart polarisierendes und intensiv öffentlich diskutiertes Projekt sicherlich in aller Munde und Gesprächsstoff in den unterschiedlichsten Gesprächskonstellationen" gewesen sei. Doch die ÖVP und der damalige Kulturminister Gernot Blümel seien gegen das Heumarkt-Projekt in der damaligen Form aufgetreten. Tojners Anwalt teilte mit, dass die E-Mails aus dem Zusammenhang gerissen wären.

Diese E-Mails seien laut "profil" in einem anderen Zusammenhang bei Tojner und in seiner Firmengruppe sichergestellt worden, werden nun aber auch in der Causa um den ehemaligen Grünen Wiener Gemeinderat Christoph Chorherr ausgewertet.

Türkises Interesse für Heumarkt-Wohnung

Wie ebenfalls das Nachrichtenmagazin vor einer Woche berichtete, könnte Tojner eine Spende an Chorherrs Verein S2arch, über den Schulen in Südafrika finanziert wurden, von einer erfolgreichen Widmung für das Heumarkt-Projekt abhängig gemacht haben. Am 1. Juni 2017 wurde das Heumarkt-Projekt im Wiener Gemeinderat beschlossen. Innerhalb der Grünen war das Thema umstritten. Chorherr war dafür. S2arch erhielt danach 5000 Euro von Tojner. Alle Betroffenen in der Causa weisen die Vorwürfe von sich. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt seit Ende Oktober 2017 in dieser Sache und will zehn Beschuldigte, darunter auch Chorherr, anklagen. Chorherr selbst beantragte eine Diversion und räumt ein "Fehlverhalten" in der Spendenaffäre ein.

Das Nachrichtenmagazin stieß auch auf einen Türkisen, der dem Heumarkt-Projekt offenbar weniger feindlich gegenüberstand. So schrieb eine Mitarbeiterin Tojners im Februar 2017 an ihren Chef: "Lieber Michael, mich hat gerade Parlamentspräsident Karlheinz Kopf angerufen. Ihm gefällt das Heumarkt-Projekt so gut – er interessiert sich für eine Wohnung. Entbehrt auch nicht einiger Komik: schließlich ist die ÖVP Wien ja so um das Welterbe besorgt. Just for info! … – bitte ganz oben auf unserer langen Interessentenliste reihen!"

Kopf ist zwar nicht mehr Parlamentspräsident, aber weiterhin ÖVP-Abgeordneter. Er sagt zu "profil", dass er Interesse an einer Wohnung in Wien und in zentraler Lage hatte. "Ich habe das Vorhaben allerdings nicht weiter verfolgt." (jan, 28.8.2021)