Wie unendlich angenehm – eine aufgeklärte, liberale Konservative, die weiß, was Österreich guttut (guttäte): mehr Diskussion, mehr Konsens, weniger Heilsgewissheit.

Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Helga Rabl-Stadler hört als Präsidentin der Salzburger Festspiele auf und lieferte bei Armin Wolf eine selbstbewusste, zugleich leicht selbstironische Lebensbilanz ab. Warum sie nicht Bundespräsidentin werden wolle? "Weil das politische und mediale Umfeld so schwierig ist (geworden ist)." Ein Umfeld, in dem nicht mehr diskutiert wird, der Gegner fertiggemacht wird, jeder weiß, was allein richtig ist, weil es den Drang zum Polarisieren gibt – "die Populisten sind in allen Parteien".

Also auch in der eigenen ÖVP, wobei Rabl-Stadler elegant der Frage auswich, ob sie nun schwarz oder türkis sei: Sie habe witzigerweise noch nicht darüber nachgedacht.

Aus einer gewissen Kenntnis der Person Rabl-Stadler die Einschätzung: Türkis ist sie eher nicht. Allein schon deshalb, weil sie auf Interviewfragen kurze, klare Antworten statt eines Message-Control-Geschwafels gibt. Weil sie weiß, dass man in der Politik Machtbewusstsein und auch Machttechnik haben muss, aber auch, dass der absolute, auf nichts Rücksicht nehmende Machtwille in einer pluralistischen Demokratie fehl am Platz ist und früher oder später nicht gut endet. Wie passend: Zum Abschied hat sie am meisten eine private Botschaft von Angela Merkel gefreut. (Hans Rauscher, 3.9.2021)