Das Gebäude der Oesterreichischen Nationalbank in Wien.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Die gleichen Produkte kosten in Österreich oftmals mehr als in Deutschland. Dieser von der Arbeiterkammer mehrfach erhobene Vorwurf wird nun von einer Analyse der Oesterreichischen Nationalbank bestätigt. Sie untersuchte idente Supermarktprodukte in den grenznahen Bezirken in Tirol, Salzburg und Oberösterreich beziehungsweise in Bayern. Demnach kosten zwar viele Produkte gleich viel, wenn es aber Unterschiede gibt, dann sind deutlich öfter die Waren in Österreich teurer.

Die Preisunterschiede waren zwischen Bayern und Österreich deutlich höher als innerhalb der Länder. Das gilt auch für ein und dieselbe Supermarktkette, wo häufig für das gleiche Produkt in Österreich mehr verlangt wurde als in Bayern. Die Nationalbank geht davon aus, dass die lokale Kostenstruktur in der bayerisch-österreichischen Grenzregion ähnlich ist. Die Daten zeigen auch, dass Unterschiede in der Zusammensetzung des Konsums kaum von Bedeutung für Preis- und Inflationsunterschiede sein können.

Fehlende Information

Konsumentinnen und Konsumenten könnten "nur dann von grenzübergreifenden Einkäufen profitieren, wenn sie die Preise auch Produkt für Produkt vergleichen", schreibt die OeNB. "Diese hohen Informationskosten dürften aber grenzüberschreitende Arbitrage unattraktiv machen, sodass Einzelhändler größere Preisunterschiede über die Grenzen hinweg aufrechterhalten können."

Der von der Nationalbank errechnete "Grenzeffekt" ließ sich bei allen grenzüberschreitend aktiven Lebensmittelketten nachweisen, bei Diskontern sei er besonders groß.

Die Marktmacht der Unternehmen

Der Preisvergleich umfasste rund 20.000 Produkte. Erfasst wurden vor allem Lebensmittel und Getränke, Produkte der Haushaltsführung, Pflegeprodukte und Gartenequipment sowie Tierfutter. Basis waren die beim Einkauf an der Kasse gescannten Daten. Verglichen wurden grenznahe Bezirke in Tirol, Salzburg und Oberösterreich mit zusammen rund 2,4 Millionen Personen beziehungsweise benachbarte bayerischen Regionen mit zusammen rund 2,1 Millionen Einwohnern.

Die Nationalbank zieht aus ihrer Untersuchung den Schluss, "dass internationale Preis- und Inflationsdifferenzen zwischen ähnlichen Ländern weniger ein Resultat verschiedener Kostenstrukturen oder Konsumpräferenzen als vielmehr das Ergebnis der regionalen Marktmacht der Unternehmen sowie von produktspezifischer, grenzüberschreitender Preisdifferenzierung sind".

Nationalbank: Inflation steigt, aber nur vorübergehend

Apropos Inflation: Diese dürfte in Österreich laut Nationalbank heuer vor allem wegen hoher Rohstoffpreise auf 2,4 Prozent steigen. 2022 wird es wieder eine leichte Beruhigung geben, mit 2,2 Prozent bleibt die Teuerung aber über dem Zielwert der EZB von zwei Prozent, erwartet die Nationalbank in ihrer am Mittwoch veröffentlichten Inflationsprognose.

Seit Jahresbeginn 2021 hat die Inflationsrate von 1,1 Prozent im Jänner auf 3,2 Prozent im August und wohl auch im September zugelegt, erinnert die Nationalbank. Das war der höchste Wert seit zehn Jahren. Der Höhepunkt der Preissteigerungen werde im dritten Quartal erreicht, erwartet die Nationalbank. Nächstes Jahr sei eine Entspannung bei den Rohölpreisen zu erwarten, allerdings dürften die wirtschaftliche Erholung und weiter bestehende Angebotsengpässe die Preise nach oben drücken.

Der Anstieg sei "größtenteils auf die markante Zunahme der Rohstoffpreise zurückzuführen". Das habe nicht nur die Energiekosten betroffen und spiegle sich zunehmend in steigenden Endverbraucherpreisen nichtenergetischer Industriegüter wider. Lieferengpässe und Probleme in den Lieferketten erhöhen noch den Preisdruck. (red, APA, 6.10.2021)