Die Logistikprobleme werden auch in den Nordseehäfen ein Thema. Einige Frächter halten das Weihnachtsgeschäft für gefährdet.

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Unternehmer und Konsumenten waren es gewohnt, ihre Waren rasch zu bekommen. Transporte just in time machten das möglich. Der Welthandel war perfekt abgestimmt. Doch die Corona-Pandemie hat hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Lieferketten sind ins Stocken geraten. Der Welthandel ist durcheinander. Das hat mehrere Gründe.

Einerseits standen wichtige Häfen in China immer wieder still, weil Mitarbeiter an Corona erkrankten. Die Blockade des Containerschiffs Ever Given im März sorgte für einen Stau vor dem wichtigen Suezkanal. Das perfekt eingespielte System in Häfen ist damit gehörig aus dem Takt gekommen.

Frachtkosten sind enorm gestiegen

Frachtcontainer stehen nun oft dort, wo sie nicht gebraucht werden, und fehlen andernorts. Das verteuert die verfügbaren Kapazitäten. Die Kosten für einen Zwölf-Meter-Container sind bereits von unter 2000 Dollar im Sommer 2020 auf mehr als 10.000 Dollar im September 2021 gestiegen. Viele Frächter steigen wegen überfüllter Häfen auf den Transport mit Lkw oder Bahn um – die verursachten Mehrkosten werden letztlich wohl die Kunden tragen müssen.

Das Chaos in den Häfen rückt nun aber näher. Auch in den Nordseehäfen Hamburg, Rotterdam und Antwerpen stecken die Container fest. Weil das Logistiksystem durcheinander ist, kommen Container nicht mehr aus den Häfen. Das Handelsblatt zitiert eine Mitgliederumfrage des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik, wonach viele der befragten Einkaufsmanager von anhaltenden Schwierigkeiten berichten, dringend benötigte Artikel für die letzten drei Monate des Jahres bei ihren Lieferanten zu bekommen.

Die Lage beim Weitertransport habe sich in den vergangenen Wochen zugespitzt. Ein Frächter berichtet dem "Handelsblatt", dass allein neun Containerschiffe seines Unternehmens auf eine Abfertigung vor dem Rotterdamer Hafen warten.

Uneinigkeit bezüglich Weihnachtswaren

Das Weihnachtsgeschäft scheint derzeit damit bedroht zu sein, heißt es von Frächtern. Einzelhändler aus Deutschland halten hier aber noch dagegen. Sie sehen das näher rückende Weihnachtsgeschäft gesichert. Es bestehe kein Grund zur Sorge, sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland. Zwar könnten Neuerscheinungen und neue Modelle sehr gefragter Produkte knapp werden, da es hier zu Produktionsengpässen kommen könne. "Dass die Menschen bei ihrem Weihnachtseinkauf vor leeren Regalen stehen, ist aber nicht zu erwarten", sagte Genth.

Diese Frachtprobleme verzögern jedenfalls die wirtschaftliche Erholung nach dem Corona-Schock, die eigentlich auf gutem Wege ist. Der globale Warenaustausch liegt laut der Welthandelsorganisation (WTO) nämlich wieder über dem Niveau von vor der Pandemie. Er wachse heuer um 10,8 Prozent, die asiatischen Exporte werden demnach um fast 15 Prozent höher ausfallen als im Jahr 2019. (bpf, 7.10.2021)