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Abdulrazak Gurnah ist der Überraschungsgewinner des Literaturnobelpreises.

Foto: AP/Steve Parsons

Eine Handvoll Ausnahmen abgezogen, besteht die Namensliste der Literaturnobelpreisträger bis 1986 – wenig verwunderlich – aus weißen, männlichen Gewinnern. Seither hat sich das Feld im Sinne des Erfinders deutlich gemischt. Denn die Auszeichnung solle ja, so die für alle Sparten geltende Satzung, jenen zuerkannt werden, die in ihrem Metier "der Menschheit den größten Nutzen" erbracht haben.

Mit Wole Soyinka wurde Mitte der 1980er-Jahre diese Ehre erstmals einem Schriftsteller des afrikanischen Kontinents zuteil. Gleich im übernächsten Jahr, 1988, folgte der Ägypter Nagib Mahfuz. Mit dem allerneuesten Preisträger, dem am Donnerstag gekürten tansanischen Autor Abdulrazak Gurnah, steigt nun zwar der Anteil der People of Color. Daraus aber eine politische Entscheidung abzuleiten bzw. die Wahl zum postkolonialen Signal zu degradieren, wäre verfehlt.

Schwert der Diversität

Zwar baumelt auch über der Schwedischen Akademie, gerade nach langen Jahren nicht-schwarzer Gewinner, das Schwert der Diversität – und das ist auch gut so. Doch die außerliterarische Motivforschung greift in dieser Sache einfach immer zu kurz. Die Diskussion geht ins Leere. Einerseits verkennt die Frage nach Quotenüberlegungen die eigentliche Sache: die Literatur. Und zum Zweiten setzt sie nur dann ein, wenn uns die Argumente fehlen, sprich wir die jeweilige Literatur nicht kennen. Das aber ist kein ausreichender Grund. (Margarete Affenzeller, 7.10.2021)