Simulation einer idealen Asteroidensprengung. Die Farben geben die Geschwindigkeit der Bruchstücke an, die von Blau über Grün und Gelb bis Rot immer höher wird.

Foto: Lawrence Livermore National Laboratory

Im Jahr 1998 gab es gleich zwei Hollywood-Blockbuster mit dem gleichen Thema: Sowohl in "Deep Impact" wie auch in "Armageddon" wird die Erde von einem heranrasenden Asteroiden bedroht. In der etwas populäreren Version von "Armageddon" muss eine Gruppe von Experten (angeführt von Bruce Willis) wird der Himmelskörper erst 18 Tage vor dem wahrscheinlichen Aufprall entdeckt wird. Eine Gruppe von Bohrexperten um Bruce Willis tritt an und soll im letzten Moment eine Atombombe auf dem bedrohlich sich nähernden Himmelskörper zünden.

Dieser fiktive Asteroid von "Armageddon" hätte mit seinem Durchmesser von 1.000 Kilometern in echt jedes Leben auf der Erde ausgelöscht. Doch auch jedes seiner Bruchstücke wäre fatal gewesen. Nur zum Vergleich: Der Himmelskörper, der vor 66 Millionen Jahren für den Chicxulub-Krater sorgte und den Dinos den Garaus machte, hatte einen Durchmesser von nur zehn bis 15 Kilometern.

Kleine Asteroiden, große Wirkung

Dass uns derart riesige Asteroiden auf Kollisionskurs erst so spät auffallen würden, ist ausgeschlossen. Aber es können auch sehr viel kleinere Brocken ziemlichen Schaden anrichten – so wie beim sogenannten Tunguska-Ereignis vor 113 Jahren in Sibirien: Am 30. Juni 1908 dürfte ein nur 50 bis 80 Meter großer Brocken auf einer flachen Bahn in die Atmosphäre eingedrungen und in einer Höhe von rund neun Kilometern explodiert sein. Das Resultat der Explosion, die der von 1.000 Hiroshima-Atombomben entsprach: eine verwüstete Fläche von immerhin mehr als 2.000 Quadratkilometern, also etwa der fünffachen Fläche von Wien.

Solche Einschläge könnten womöglich öfter passiert sein als bisher angenommen. Erst Ende September behauptete ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Scientific Reports" , dass ein Meteorit von der Größe des Tunguska-Brockens die bronzezeitliche Stadt Tall el-Hammam im Jordantal zerstört haben könnte. Die Publikation ist allerdings sehr umstritten, weil sie nur wenig Evidenz vorbringt, dass es tatsächlich einen Einschlag oder eine Explosion in der Luft gegeben haben könnte.

Ablenkungsmanöver im Test

Wie auch immer: Asteroiden von rund 100 Metern Durchmesser würden völlig reichen, um immense Schäden anzurichten. Im Normalfall würde man auch solche Boliden, die unseren Heimatplaneten ins Visier nehmen, Jahrzehnte im Voraus identifizieren. Zu ihrer Abwehr würde man lange vor dem befürchteten Zusammentreffen ein unbemanntes Raumschiff mit genügend Schwung in den Asteroiden steuern, um ihn von seiner Bahn abzubringen.

Diese Strategie wird nächstes Jahr mit der Nasa-Weltraummission Double Asteroid Redirection Test (Dart) erstmals getestet. Wie das funktioniert, zeigt das folgende Video:

smallstars

Ein Asteroid, der nur noch mehrere Jahre von der Erde entfernt ist, eignet sich aber möglicherweise nicht mehr zur Ablenkung. In diesem Stadium könnte es zu spät sein, seine Flugbahn durch ein solches Manöver zu ändern. Was aber tun, wen die Zeit solcherart wirklich knapp wird? In dem Fall könnte eine Atombombenexplosion wie in "Armageddon" tatsächlich unsere letzte Hoffnung sein.

Doch ist diese Hoffnung realistisch? Das testete ein Forscherteam unter der Leitung des Physikers Patrick King (Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory), das kürzlich etliche 3D-Simulationen durchführte, um die Methode einer Atombombensprengung eines Asteroiden zu testen – allerdings nicht, um den Brocken abzulenken wie in Armageddon, sondern um ihn quasi zu vaporisieren.

Konkret steuerten die Forschenden virtuelle Asteroiden mit einer Größe von 30 Metern auf fünf verschiedenen Umlaufbahnen auf unseren Planeten zu und simulierten, was passiert, wenn die interplanetaren Eindringlinge mit Atombomben, die eine Sprengkraft von einer Megatonne besitzen, explosiv "behandelt" werden.

Die ideale Sprengung in einem Simulationsvideo.
Lawrence Livermore National Laboratory

Erfolgreiche Simulationen

Die Simulationen brachten positive Ergebnisse, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen: Die Detonation müsste zwei Monate oder mehr vor dem geplanten Einschlagstermin stattfinden, damit fast alle Asteroidenfragmente, die nach der Explosion entstehen, die Erde verfehlen würden. Jene Bruchstücke, welche die Erde erreichen, wären dann wahrscheinlich klein genug, um in der Atmosphäre zu verglühen, so Bruck Syal, einer der Mitautoren der Studie.

Die bombige Strategie ist mithin nicht ohne Risiko und benötigt gehörigen Sachverstand: Schätzt man die Energie, die man zur Zerstörung benötigt, falsch ein, können auch recht große Brocken entstehen, die dann die Erde mit erheblicher Gewalt träfen. Es ist also zu hoffen, dass uns ein atomarer Showdown à la "Armageddon" erspart bleibt.

Die Nasa schätzt allerdings, dass es 17.000 erdnahe Asteroiden mit einer Größe von zumindest 150 Metern Durchmesser gibt, die erst noch aufgespürt werden müssen. Aus diesem Grund plant die US-Raumfahrtagentur ein eigenes Teleskop, das zumindest zwei Drittel dieser Asteroiden aufspüren soll.

Für die anderen, die Kurs auf die Erde nehmen sollten, wüssten wir jetzt immerhin theoretisch, dass wir sie so wie Bruce Willis und Ko. wegsprengen könnten. Kurz vor dem prognostizierten Aufprall allerdings käme eine solche Explosion ziemlich sicher zu spät. (Klaus Taschwer, 23.10.2021)