Bärbel wer? Das fragten sich in den vergangenen Tagen viele Deutsche – dann nämlich, wenn der Name Bärbel Bas im politischen Berlin fiel. Doch mit dem Rätselraten ist es nun vorbei, die 53-jährige Sozialdemokratin ist am Dienstag zur neuen Präsidentin des Bundestags gewählt worden.

Die Sozialdemokratin Bärbel Bas ist neue Bundestagspräsidentin.
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Sie ist erst die dritte Frau in dieser Position, nach der SPD-Politikerin Annemarie Renger (1972 bis 1976) und Rita Süssmuth von der CDU (1988 bis 1998). Dass Bas nun das formal zweithöchste Amt im deutschen Staate innehat, verdankt sie einem Männerüberschuss an der Staatsspitze.

Wenn mit Olaf Scholz (SPD) ein Mann Kanzler wird, dann müsse dem Bundestag eine Frau vorstehen, hatten die SPD-Frauen gefordert und sich durchgesetzt. Der zunächst von der SPD favorisierte Rolf Mützenich blieb Fraktionschef.

Es besteht allerdings kein Zweifel, dass Bas, die aus einer kinderreichen Familie mit fünf Geschwistern stammt, für den Job geeignet ist. Sie kommt aus der Ruhrpott-Metropole Duisburg, mag Currywurst, Frauenfußball und kann auch schweißen. Vom Ruhrpott aus legte sie eine SPD-Musterkarriere hin.

Nach der Hauptschule arbeitete Bas zunächst als Bürogehilfin, danach als Sachbearbeiterin bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG).

Betriebsrätin, Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat, Fortbildung zur Krankenkassenbetriebswirtin, Studium zur Personalmanagement-Ökonomin – so lauteten die weiteren Schritte.

Von Juso bis Bundestag

Parallel erfolgte der politische Aufstieg: Bas kam vom Juso-Unterbezirksvorstand Duisburg bis in den Bundestag, in den sie 2009 einzog.

Dort kümmerte sie sich vor allem um Gesundheitsthemen, stand aber in den vergangenen eineinhalb Pandemiejahren oft im Schatten des SPD-Gesundheitspolitikers Karl Lauterbach.

Zuletzt war Bas stellvertretende Fraktionsvorsitzende, sie kennt also die parlamentarischen Abläufe im Hohen Haus. Man traut ihr auch zu, die mitunter äußerst lebhafte AfD im Bundestag im Zaum zu halten.

"Wir sind nicht hier, um einander persönlich zu bekriegen", betonte Bas in ihrer ersten Rede als Bundestagspräsidentin. Da gab es auch bei der AfD Applaus. Dieser versiegte aber, als Bas sagte: "Hass und Hetze sind keine Meinung."

Geändert werden muss wohl noch die Geschäftsordnung. Darin steht nach wie vor die männliche Form: "Der Präsident vertritt den Bundestag und regelt seine Geschäfte." (Birgit Baumann, 26.10.2021)