Rund 25.000 Menschen reisen für die Klimakonferenz nach Glasgow.

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Glasgow – Mit Appellen zu mehr Klimaschutz und eindringlichen Warnungen vor den fatalen Folgen der Erderwärmung hat die Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow begonnen. Die Klimachefin der Vereinten Nationen, Patricia Espinosa, sagte am Sonntag vor dem Plenum, eine Fortsetzung beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase komme einer "Investition in unsere eigene Auslöschung" gleich. Die bisherigen Pläne reichen zur Abwendung der drohenden Klimakatastrophe nicht aus.

"Entweder wir setzen auf eine schnelle und großangelegte Reduzierung der Emissionen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Oder wir akzeptieren, dass die Menschheit einer düsteren Zukunft auf diesem Planeten entgegenblickt", sagte Espinosa. In den kommenden zwei Wochen ringen in Glasgow rund 200 Staaten darum, wie die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann.

Fenster schließt sich

Ein herber Dämpfer kam jedoch bereits zu Beginn der Klimakonferenz vom G20-Gipfel aus Rom: Die großen Wirtschaftsmächte scheiterten daran, ein starkes Signal für mehr Klimaschutz nach Glasgow zu senden. Wie aus dem ausgehandelten Text für das Kommuniqué hervorgeht, gibt es weiter kein klares Zieldatum für die wichtige Kohlendioxidneutralität und den Ausstieg aus der Kohleverstromung.

Die Erde hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Niveau schon jetzt um etwa 1,1 Grad erwärmt. In Paris hatte sich die Staatengemeinschaft vor sechs Jahren darauf geeinigt, die Erderwärmung möglichst auf maximal zwei Grad, besser 1,5 Grad, zu begrenzen. Der britische Präsident der COP26, Alok Sharma, sagte vor dem Plenum, das Fenster, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, schließe sich. Glasgow müsse halten, was Paris versprochen hat. "Diese COP ist unsere letzte große Hoffnung, 1,5 Grad im Rahmen des Möglichen zu halten. Diese internationale Konferenz muss liefern."

Auch der Papst ermutigte die Staaten zu mehr Klimaschutz. "Beten wir, dass der Schrei der Erde und der Schrei der Armen gehört werden", sagte Franziskus vor zahlreichen Menschen auf dem Petersplatz in Rom.

Thunberg traf ein

Unter den rund 25.000 Menschen, die in Glasgow erwartet werden, sind auch zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten, die auf den Straßen für eine ehrgeizigere Klimapolitik protestieren wollen. Die weltweit prominenteste Aktivistin Greta Thunberg verteidigte in einem BBC-Interview auch radikalere Protestformen. Manchmal sei es notwendig, einige Menschen zu verärgern, um auf Themen aufmerksam zu machen, sagte die 18-jährige Schwedin. "Die Schulstreik-Bewegung wäre nie so bekannt geworden, wenn es keine Reibungen gegeben hätte, wenn einige Leute nicht angepisst gewesen wären", sagte Thunberg. Wichtig sei aber, dass niemand bei den Demonstrationen verletzt werde.

Proteste dürfte es auch am Montag geben, wenn die große Polit-Prominenz in Glasgow eintrifft: Erwartet werden neben Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) und seiner deutschen Amtskollegin Angela Merkel und dem britischen Gastgeber Boris Johnson auch US-Präsident Joe Biden sowie die Präsidenten der Türkei, Spaniens, Ägyptens, Indonesiens und die Spitzen der EU. Der britische Thronfolger Prinz Charles wird die Eröffnungszeremonie des Gipfels am Montag einleiten.

Zugausfälle

Schwere Störungen im Zugverkehr durch England verhinderten am Sonntag für viele Teilnehmer die Reise zur UNO-Klimakonferenz. Der Zugbetreiber Avanti West Coast riet von Fahrten ab und forderte Passagiere auf, erst am Montag nach Glasgow zu reisen. Die Fahrkarten blieben gültig, hieß es. Auch die alternative Zugroute nach Schottland entlang der Ostküste war beschädigt.

COP ist die Abkürzung der UNO-Klimakonferenzen, dahinter steht "Conference of the Parties" also auf Deutsch die Vertragsstaatenkonferenz. Die COP1 fand in 1995 in Berlin statt, nun startete die aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobene COP26 in Glasgow. Der Gipfel ist bis 12. November angesetzt. (APA, 31.10.2021)