Bitte lassen Sie uns diese Diskussion nicht noch einmal starten. Ja eh, es ist kein klassischer Mustang, das ist jeder und jedem seit der ersten Ankündigung des Mach-E klar. Und bei Ford kann man es auch langsam nicht mehr hören. Der Mach-E sei eine Ergänzung zur bestehenden Mustang-Familie, kein Ersatz.

Das Cyber Orange ist Geschmackssache. Ansonsten unterscheidet sich das GT-Modell nicht von der herkömmlichen Ausstattung – die Extra-PS spürt man aber sehr wohl.
Foto: Ford

Gut, wenn wir das jetzt vom Tisch haben, können wir ja ans Eingemachte gehen. In Istrien ging es um den Mach-E GT. Den kraftvollen Bruder des bisher schon ordentlich ausgestatteten Hengstes. Waren bisher 269 PS (198 kW) im Heck antrieb- und bis zu 351 PS (258 kW) im Allrad-Mustang möglich, sind es im GT nun 487 PS (358 kW). Als jemand, der den Allrad-SUV bereits fahren durfte, stellte ich mir schon bei der Ankündigung die Frage: Braucht es das?

Denn schon der 351er war ein leistungsstarkes Pferd. Nun, im 487er drückt einen die E-Beschleunigung, dank zweier Elektromotoren und eines Drehmoments von 860 Newtonmetern, noch etwas eindrucksvoller in den Sitz. Von null auf 100 km/h soll es in 3,7 Sekunden gehen. In einem Auto, das etwas mehr als zwei Tonnen wiegt. Man sollte langsam überlegen, den Führerschein für die Klasse E einzuführen.

Foto: Ford

Temperamentvoll plus

Aber auch dieser Kraftprotz lässt sich zähmen. Und dazu braucht es nicht einmal wahnsinniges Talent, da reicht schon das Grundsetting. "Zahm" heißt es, im Pferdejargon bleibend, und bietet sämtliche Sicherheitssysteme, die man sich vorstellen kann. Damit die Straße zu verlassen ist verdammt schwer, zumal einem auch der Spurhalteassistent gerne mal in die Lenkung zuckelt.

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Für "Aktiv" und "Temperamentvoll" gilt Ähnliches, wobei bei Letzterem ein wohltuender Motorensound simuliert wird. Für den GT gibt es noch den zusätzlichen Modus "Temperamentvoll plus", der sämtliche Hilfen ausschaltet, laut System ausdrücklich und ausschließlich für die Rennstrecke gedacht ist und der die wahre Power des Gran Turismo zeigt. Und dann macht der Mach-E auch verdammt Spaß. Das Fahrwerk ist für Ford typisch wunderbar abgestimmt, die Lenkung könnte präziser nicht sein, und obwohl der GT ein Allradler ist, schiebt er hervorragend über die Hinterachse, dass man fast schon geneigt ist, ein paar Drifts auszupacken.

Machen wir aber natürlich nicht, immerhin sind wir nicht auf einer abgesperrten Strecke unterwegs. Im Plus-Modus bleibt das Motorengeräusch auch im Stand an, falls man sich dafür schämt, mit einem stillen SUV durch die Gegend zu fahren.

Foto: Ford

Nutzt man den GT-exklusiven Modus, kann man der Batterie beim Entleeren zuschauen. Das gilt für die ruhigeren Modi nur teilweise. Für einen Langstreckentest war keine Zeit, ob die ausgeschriebene Reichweite von rund 500 Kilometern stimmt, darf bezweifelt werden. Vor allem wenn man versucht ist, die fast 500 PS noch auszukosten.

Exklusiv für die GT-Klasse gibt es die beiden Lackierungen Cyber Orange und Atoll-Blau-Metallic dazu, die man beide als Geschmackssache bezeichnen darf.

Gschmackig ist auch der Preis: Los geht es bei 73.000 Euro. (Thorben Pollerhof, 10.11.2021)