24 Fotografinnen und Fotografen aus zwölf verschiedenen Ländern und vier Kontinenten wurden aufgrund ihrer unterschiedlichen Herangehensweisen an die Farbfotografie vom Magazin "All About Photo" ausgewählt: "Ihre Farbpalette ist vielfältig: kühn, lebhaft, pastellfarben oder monochrom, aber jedes Mal trägt ihre bewusste Wahl zum ästhetischen Reiz des Fotos bei und vermittelt Sinnesfreude", heißt es einleitend. Hier kann man sich davon überzeugen.
Den ersten Platz der All About Photo's AAP Magazine #21 – Colors-Awards, so der volle Titel des Wettbewerbs, errang Vitaly Golovatyuk aus Russland. Er nahm diesen im riesigen Meschersky-Park am Stadtrand von Moskau versteckten Fußballplatz auf.
Die Silbermedaille des Wettbewerbs geht an Jerry Takigawa, USA: "False Food unterstreicht eine Epidemie der Plastikverschmutzung, von der wir inzwischen wissen, dass sie weltweit zerstörerisch und tragischerweise vom Menschen verursacht ist. False Food zeigt Plastikabfälle, die aus den Mägen toter Albatrosse entnommen wurden, die in überraschende und ungewohnte Kontexte gestellt werden. Damit will ich dazu beitragen, ein Bewusstsein für dieses Problem zu schaffen", sagt Jerry Takigawa.
Der 3. Platz geht an Amy Anderson (USA). Es ist das Porträt von Rose, einer beeindruckenden Dame, wie die Fotografin findet. "Sie ist lustig und freundlich, schlagfertig, geistesgegenwärtig und scharfsinnig. Es ist eine Freude, mit ihr zusammen zu sein, und ich bin sehr glücklich, dass sie sich entschieden hat, mit mir für diese Porträts zusammenzuarbeiten. Das Bild zeigt Rose am Muttertag in einem gelben Anzug in einem gelben Esszimmer, wo sie gelbe Blumen auf einen gelben Tisch gestellt hat. Voller Farbe und Schönheit, weckte sie meinen Geist, und ich wusste sofort, dass ich sie treffen wollte, um das Leben mit ihr zu erforschen", schildert Amy Anderson.
Klaus Lenzen (Deutschland): "Ruderkunst I"
"In meiner Serie 'Ruderkunst' habe ich versucht, das Rudern auf künstlerische Art und Weise darzustellen. Die Fotos wurden von einer Fußgängerbrücke an der Regattastrecke in Duisburg aufgenommen. Das Bild habe ich aus 13 Einzelaufnahmen erstellt", erklärt Klaus Lenzen.
Joan Haseltine (USA): Tattoo aus der Serie "Das Mädchen, das entkam, und andere Geschichten"
"Einige Jahre nach dem Verlust meines Mannes beschloss ich, mein Leben neu zu gestalten, und kaufte eine kleine Ranch in Montana und eine Kamera, von der ich nicht wusste, wie man sie bedient. Ich begann, nachts Kleinstädte zu besuchen. Als Frau, die nach Einbruch der Dunkelheit allein mit einer Kamera auf der Straße stand, erregte ich in diesen alten Städten in Montana natürlich Misstrauen. Ich wurde angehalten, befragt, und sogar die Polizei wurde gerufen. Ich fühlte mich verletzlich und sehr allein. In meinem Unbehagen begann ich, mir kleine Geschichten von Frauen in diesen Gegenden auszudenken. Frauen, die einen Verlust verkraften müssen wie ich oder auf der Flucht sind vor einer Vielzahl anderer Dinge: Ängste, Unsicherheiten, Traurigkeit, Entfremdung, gesellschaftlichen Erwartungen, vielleicht sogar vor der Polizei", schreibt Joan Haseltine.
Diana Cheren Nygren (USA): "Sand" aus der Serie "Durch Sonne und Nebel"
"Alle Bilder dieser Serie wurden auf Cape Cod, an den Stränden des Outer Cape, aufgenommen. Es ist ein Sommerreiseziel, das aber eher dünn besiedelt ist. Seit ich ein junges Mädchen war, habe ich hier jeden Sommer eine Woche verbracht. Ich habe schon viele Strände auf der ganzen Welt fotografiert, aber diese Strände sind für mich etwas ganz Besonderes. Sie haben eine stille Melancholie, die diejenigen lieben, die an ihnen aufgewachsen sind", erklärt Diana Cheren Nygren.
Trung Pham Huy (Vietnam): Der Fischladen
Ein Fischgeschäft auf dem Markt von Long Hai, einer Küstenstadt im Süden Vietnams, an einem frühen Morgen.
Graham Earnshaw (Australien): "Farben von Broome" aus der Serie "Farben von Broome von oben"
"Blick auf die Roebuck Bay, Broome, Westaustralien, mit ihren atemberaubenden kräftigen Farben der roten Pindan-Erde, die mit dem Blau des Salzwassers und dem weißen Schaum der Bucht kollidiert, mit einem kleinen Schwarm Möwen, was für ein wenig Struktur sorgt. Ein absolut einzigartiger und atemberaubender Teil unserer Mutter Erde", findet Graham Earnshaw.
Guido Klumpe (Deutschland): Immer noch verliebt
Titel der Serie: "Menschen in urbanen Landschaften"
Judi Iranyi (USA): Mantel-Serie # 1
"Ich habe mich schon immer für Kaminsimse und Kamine und die Symbolik, die sie darstellen, interessiert. In manchen Kulturen gelten sie als Heiligtum, Idole oder Bilder von Gottheiten werden darauf platziert, ein Feuer entzündet, Gebete gesprochen – und oft werden Opfergaben dargebracht, indem man Besitztümer oder Schmuckstücke einer verstorbenen Person verbrennt", sagt Judi Iranyi.
Joanna Borowiec (Polen): Freiheit
"Das Projekt veranschaulicht den Zustand von Gleichgewicht, Harmonie und Leichtigkeit. Es strahlt Atem und Raum aus. Die malerischen Bilder zeigen das Fehlen von Zwängen, auferlegten Regeln, den flüchtigen Charakter und die volle Freiheit", schildert Joanna Borowiec.
Kyle Everett Smith (USA): Elwha, Washington, aus der Serie "Routine America"
"Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eine visuell beeindruckende Umgebung. Es gibt Wildnis, Wolkenkratzer, historische Wahrzeichen, weite Ebenen. All diese Elemente sind Grundpfeiler unseres Landes. Diese Attraktionen überstrahlen die meisten anderen Dinge. Die örtliche Kirche, der Friseurladen, das coole alte Auto auf der Straße. Die Verherrlichung dieser ikonischen Orte verdeckt die Schönheit, die es in jedem Bundesstaat, jeder Stadt und jeder Nachbarschaft im ganzen Land gibt. Die Räume, die ich als das alltägliche Amerika bezeichne. In dieser fortlaufenden Serie mache ich mich auf die Suche nach dieser vergessenen Schönheit. Ich transkribiere die Routine, die Zwischenräume, in etwas, das es verdient, wahrgenommen zu werden. Es hat etwas Friedliches, eine Routine zu haben. Sie wird immer da sein. Es ist eine Konstante, die oft übersehen und unterschätzt wird. Diese Serie ist ein Versuch, diese Wichtigkeit aufzuzeigen und den Charme von Ansichten ans Licht zu bringen, die zu oft übersehen werden", erläutert Kyle Everett Smith seine Arbeitsweise.
Joseph Philippe Bevillard (Irland): Nach der kirchlichen Trauung, Wexford, Irland 2019
Titel der Serie: Mincéirs (a.k.a. Irish Travellers)
"Frauen und Mädchen aus allen fahrenden Gemeinschaften versammeln sich nach einer Hochzeit gewöhnlich vor der Kirche. Als Teil ihres Lebensstils und Brauchs sind alle Familienmitglieder extravagant gekleidet, die kleinen Mädchen ahmen die Mode ihrer Mütter und älteren Geschwister nach. Haarteile, hohe Absätze, komplettes Make-up, falsche Bräune und Wimpern werden in allen Altersgruppen zur Schau gestellt", beschreibt Joseph Philippe Bevillard dieses Foto.
Paul Gravett (Kanada): Colour Study 24 aus der Serie "Colour Studies"
"Jede Farbstudie besteht aus Fotografien von Papieren und Filmen, die drei- bis fünfmal übereinander auf Glasregalen gestapelt werden. Die Kamera ist direkt darüber positioniert, sodass jede Schicht im Fokus fotografiert wird, während die anderen außerhalb des Schärfefeldes liegen. Die Bilder werden überlagert und vermischt, um Abstraktionen zu schaffen, die auf zeitgenössische Kunst verweisen, darunter Pointillismus, Farbfelder, opake und transparente Schichten, Collagen und Texturen. Die experimentelle Technik bleibt den Originalfotografien treu, denn es wird nichts hinzugefügt oder subtrahiert – alles, was das endgültige Bild ausmacht, stammt aus dem ursprünglichen Fotosatz", erklärt Paul Gravett.
Bootsy Holler (USA): Andrews Bay 23.8.2018 aus der Serie "Without Words: grounded in nature"
"Wenn ich nicht sprechen kann, ist die Fotografie meine Stimme. Meine Absicht ist es, zu zeigen, dass wir alle Momente des menschlichen Seins erleben: Schmerz, Freude, Isolation, Vergnügen, Einsamkeit, Hoffnung ... Und in diesen Momenten sind wir nicht allein. Denn diese Gefühle sind universell. Durch meine Arbeit hoffe ich, unsere Augen für die Wahrheit und Schönheit der Welt zu öffnen", sagt Bootsy Holler.
Robert Kloss (USA): Bre'guet 14 Mash-up aus der Serie "Smash-up/Mash-up/Cut-up"
"Für die Arbeitsserie Smash-up/Mash-up/Cut-up fotografiere ich Plastikmodelle, die ich als Kind gebaut habe, auf Plakatkarton in leuchtenden Farben. Die Farben sind so gewählt, dass sie einen Kontrast zu den Modellen bilden und gleichzeitig die Verheißung und Frische der Kindheit heraufbeschwören. Dann zerschlage ich sie und fotografiere sie erneut. Manchmal kombiniere ich die Vorher-nachher-Fotos, manchmal verwende ich nur die Bilder der zertrümmerten Modelle. Diese Dekonstruktion von Kindheitsillusionen führt zu Werken, die den Zufall nutzen, um neue Kunst zu schaffen", erklärt Robert Kloss.
Miloš Nejezchleb (Tschechische Republik): Mond zu verkaufen #2
"Das Foto ist Teil der Serie 'Moon for Sale'. Die gesamte Serie ist an zwei Orten entstanden. Mehr als 20 Personen haben mit mir an dem Projekt gearbeitet, der Hintergrund des Themas ist der Konsum", erklärt Miloš Nejezchleb.
Shira Gold (Kanada): Eyes Are Dim aus der Serie "Introspective Studies"
"Meine Arbeiten in 'Introspective Studies' handeln von der Isolation zu Hause, vom Nachdenken über das, was war, was ist und was kommen könnte. Während ein Tag in den nächsten überging und sich alles kreisförmig anfühlte, schuf die erzwungene Isolation eine Pause, in der ich nach innen blicken konnte", meint Shira Gold.
Xavier Blondeau (Frankreich): Nowhere – untitled 16 aus der Serie "Nowhere"
"Die Serie Nowhere ist in erster Linie eine urbane Geschichte. Die Tiefgaragen werden zu stummen Zeugen dieses extravaganten und wimmelnden Stadtlebens. Sie stehen für unseren Anteil an Intimität, aber auch für unsere Unfähigkeit, uns in die Stadt zu integrieren. Sie stellen einen Kreuzungspunkt dar, einen Ort, an dem sich Leben kreuzen und wieder trennen. Diese leeren Orte unterstreichen ihre eigene Nutzlosigkeit. Unser Blick verliert sich in diesem beunruhigenden Raum. Die Leere schreit nach mehr Leere. Jede auf den Boden gezeichnete Linie, jedes an der Wand hängende Licht scheint unsere Fragen zu beantworten. Diese unterirdischen Orte sind bei Einbruch der Dunkelheit von jeglicher menschlichen Präsenz befreit", schildert Xavier Blondeau.
Max van der Wal (Niederlande): Disrupted Silence aus der Serie "The Reality Of Our Illusions"
Filmnegative sind chemische Meisterwerke. Sie bestehen aus gallertartigen Schichten aus Silberhalogenid und Farbstoffen, die belichtet und dann zu einer Vielzahl von Farben entwickelt werden können. Diese verschlungene Welt der Chemikalien geht verloren, sobald ein Bild zum Leben erwacht. Der Betrachter sieht nicht mehr eine Ansammlung von Chemikalien, sondern ein Motiv.
Max van der Wal hat Negative für mehrere Tage in gemahlene Gemüsereste gelegt. Dieses Gemüse beginnt zu verrotten und beherbergt verschiedene Pilze, die sich von den gallertartigen Schichten des Films ernähren. Das Pilzwachstum wird zu einem chaotischen, unvorhersehbaren Prozess, der den Film zerfrisst. Die Spuren zeigen das komplexe Wachstum der Pilze, die aus einer flachen Oberfläche eine dreidimensionale Struktur schaffen.
Natalia Koshevova (Russland): Farben von Uganda
Blick auf Uganda aus dem Autofenster.
Nicoletta Cerasomma (Italien): Fall of Giants aus der Serie 'Tithe Muse'
"Teresa Bandettini, auch bekannt als Amarilli Etrusca, war eine der talentiertesten Frauen des 18. Jahrhunderts, geboren 1763 in Lucca. Sie ist vor allem als intellektuelle Tänzerin bekannt, hatte aber auch enormen Erfolg, vor allem wegen ihrer fesselnden und berührenden Darbietungen aus dem Stegreif. In Anlehnung an die Mythologie von Ovids 'Metamorphosen' durch die steinerne Maske der Medusa, schlägt dieses Diptychon eine Parallele zwischen den griechischen Mythen, die in Teresa Bandettinis Gedicht 'La Caduta De' Giganti' erzählt werden, und Teresa Bandettini selbst, einer beeindruckenden Persönlichkeit ihrer Zeit, die als Dichterin und Intellektuelle eine außergewöhnliche Rolle spielte. Wie die Hauptfiguren ihrer Tragödie 'Der Fall der Giganten', verblasste ihr Andenken nach ihrem Tod", schildert Nicoletta Cerasomma.
Pat Rose (Vereinigte Staaten): John Prine Rose aus der "Serie Botanicals"
"Als sich die Pandemie weltweit ausbreitete, begann ich mich mit dem Genre der Scannerfotografie zu befassen. Bei der Scanografie werden digitale Bilder nicht mit einer Kamera, sondern mit einem Flachbettscanner aufgenommen. Diese Art von Arbeit schien mir eine hervorragende Alternative zur traditionellen Fotografie zu sein, um meine kreativen Bemühungen in der häuslichen Isolation fortzusetzen. Inspiriert von alten botanischen Illustrationen und formalen Blumenstillleben einer vergangenen Ära, soll meine Stilllebenserie eine Feier der Schönheit und Anmut sein. Dieses Bild mit dem Titel 'John Prine Rose' habe ich zu Ehren des verstorbenen Sängers/Songwriters gemacht, der an den Komplikationen seiner Covid-Erkrankung starb", erklärt Pat Rose.
Lello Fargione (Italien): Das Leben einer Frau in Myanmar
"Die Welt ist voll von bunten Menschen und Orten. Es ist unmöglich, sich vorzustellen, wie die Welt und alles um uns herum aussehen würde, wenn es keine Farben gäbe. Farbe interagiert mit menschlichen Emotionen; jede Farbe ist mit einer Stimmung verbunden – und die Farben aktivieren sich gegenseitig in vielen Facetten, die sie allein nicht hätten", meint Lello Fargione. (Markus Böhm, 14.11.2021)
Nähere Infos: All About Photo
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